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In Blut geschrieben

In Blut geschrieben

Titel: In Blut geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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hörte kurz darauf, wie das Wasser in die Wanne lief.
    »Es tut mir sehr Leid, aber Sie werden nachher wieder Ihre Sachen anziehen müssen. Ich habe nichts da, was ich Ihnen leihen könnte!«, rief er ihr über das Rauschen hinweg zu.
    Ihr fehlte die Kraft, etwas zu erwidern, und so begnügte sie sich damit, ins Badezimmer zu gehen, nachdem er herausgekommen war. Auf den Rand der großen Wanne hatte er ein Glas Wein gestellt, an dem ein Zettel klebte: Nur ein halbes Glas. Die Arbeit wartet. Viel Spaß.

24
    Als Annabel aus dem Badezimmer trat, saß Brolin wie vorher auf der Couch, nur das Weinglas war verschwunden. An seiner Stelle lagen Farbfotos von einem geöffneten Körper – die Eingeweide freigelegt, das Gesicht unter dem vom Nacken her abgezogenen Skalp verborgen – sowie der mehrseitige Autopsiebericht. Wortlos deutete Brolin auf den großen runden Glastisch. Auf einem weißen Set stand ein Teller mit gemischtem Salat und Hühnerbruststreifen.
    »Ich dachte, ein kleiner Imbiss vor unserem Brainstorming wäre willkommen.«
    Annabel hatte den Teller im Handumdrehen geleert, sie war ausgehungert. Er hatte Recht, sie fühlte sich gleich viel besser.
    Brolin hatte seinen Platz nicht verlassen, sah aber zu der Fenster front, die auf den Innenhof führte.
    »Vielleicht möchten Sie Ihrem Mann Bescheid geben«, sagte er. »Wir dürften in einer knappen Stunde fertig sein.«
    Annabel sprang auf.
    »Wer hat Ihnen von meinem Mann erzählt?«, fragte sie nervös und defensiv.
    »Ihr Ehering.«
    Natürlich. Und du willst Detective sein? Hör nicht immer auf deine Gefühle, denk lieber nach!
    »Ich hab mich auf ein Terrain begeben, das mich nichts angeht. Verzeihen Sie, ich wollte nicht indiskret …«
    »Nein, es ist meine Schuld. Wissen Sie, das ist … das ist ein heikles Thema.«
    Ihre Brust hob sich mehr, als ihr lieb war, doch dann brach der Damm, und die Worte sprudelten nur so heraus.
    »Um Ihnen alles zu sagen: Mein Mann ist verschwunden. Das ist jetzt etwas über ein Jahr her.«
    Ein Anflug von Erstaunen huschte über Brolins Gesicht.
    »Als ich eines Tages von der Arbeit heimkam, war er nicht mehr da. Nichts in der Wohnung war verändert, er hatte nichts mitgenommen, er war nicht mehr da, das ist alles. Kein Brief, auch keine Lösegeldforderungen später, ich habe nichts gefunden. Das war der Grund, weshalb ich Ihnen spontan geholfen habe. Ein Privatdetektiv, der hauptsächlich Fälle von Vermissten bearbeitet, das hört sich gut an, für mich jedenfalls.«
    Brolin hob den Kopf. Nachdem er sie forschend angesehen hatte, sagte er mit sanfter, einfühlsamer Stimme: »Darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen? Hatten Sie erwogen, mich zu engagieren?«
    Das war kein Vorschlag, im Gegenteil.
    Annabel lächelte gezwungen.
    »Ich denke, seitdem ich Sie kenne, jeden Tag daran. Sie leisten gute Arbeit. Das weiß ich, das sehe ich. Warum dann nicht auch für mich?«
    Er ballte die Hand zur Faust und hielt sie nachdenklich vor den Mund. Annabel schüttelte verlegen den Kopf, so dass ihre nassen Zöpfe zur Seite flogen.
    »Vergessen Sie’s, das war blöd von mir, ich …«
    »Nein, natürlich nicht, und das wissen Sie genau. Das Problem liegt woanders. Ich würde Ihnen gerne helfen, aber mit zwei Fällen verzettele ich mich, vor allem, da einer für Sie …«
    »Ich habe gesagt, vergessen Sie’s«, beharrte sie. »Kommen wir nicht von unserem Thema ab.«
    »Es ist mög …«
    »Stopp. Ende des Gesprächs. Was denken Sie von dem Opfer?«, fragte sie und deutete auf die Fotos auf dem Tisch.
    Brolin fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Es war sinnlos, weiter über sie und ihren Mann zu sprechen. Sie hatte dichtgemacht und konzentrierte sich nur noch auf ihre Ermittlungen. Er beschloss, das Thema ruhen zu lassen, jedenfalls vorerst, und wie geplant vorzugehen.
    »Die Abfolge ist interessant«, bestätigte er nach einem langen Schweigen. »Sie wird entführt« – er war befangen, dieses Wort vor Annabel auszusprechen, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen – »und an einen abgelegenen Ort gebracht. Der Mörder muss ungestört sein, um sein Opfer unbemerkt verschleppen und dann foltern zu können. Eine Wohnung ist für diese Zwecke ungeeignet; das Risiko, gehört zu werden, ist viel zu groß. Er hat also ein allein stehendes Haus. Dann beschließt dieser Kerl …«
    »Vielleicht ist es eine Frau«, gab Annabel zu bedenken.
    Der Privatdetektiv verzog das Gesicht.
    »Schon möglich. Doch sagen wir zunächst

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