In Blut geschrieben
einmal, es sei ein Mann. Er hat also dieses junge Junkiemädchen in seiner Gewalt. Wobei er wahrscheinlich zunächst nichts von den Drogen weiß. Er zieht ihr die Hose aus und vergewaltigt sie. Dann entdeckt er mehrere Flecken auf ihrer Haut, die Kaposi-Sarkome. Jetzt wird er wütend, er muss gewisse medizinische Kenntnisse haben, um zu erkennen, dass es sich um Aids-Symptome handelt.«
»Also vielleicht ein Arzt?«
Brolin hob den Zeigefinger und fuhr fort: »Er wird also wütend. Er schlägt sein Opfer mehrmals ins Gesicht. Dann – es sei denn, er hat es getan, bevor er die Sarkome entdeckt hat – greift er zu dem Schweißbrenner und schiebt ihn in die Vagina des Mädchens. Er verbrennt sie, und sogar geknebelt muss sie heulen wie eine Wahnsinnige, weshalb er sich mit Sicherheit an einem entlegenen Ort befindet. Vielleicht hat er genug davon, ihre Schreie oder ihr Flehen zu hören, und beschließt kurz darauf, sie zu töten. Sie wird mit bloßen Händen erwürgt.«
»Mit Kinderhänden, haben Sie das gesehen? Wie ist so etwas möglich? Gibt es eine zweite Person? Das vermute ich seit vorhin. An Vergewaltigung und Mord waren zwei beteiligt.«
Brolin nickte.
»Das ist auch meine Meinung. Der Erste ist kräftig genug, um die Frau zu bändigen, der andere ist klein und schmächtig.«
Seine Augen richteten sich auf Annabel.
»Warum, glauben Sie, hat er die Vagina seines Opfers verbrannt?«
Er hatte eine Frage gestellt, doch der Tonfall des Privatdetektivs ließ darauf schließen, dass er die Antwort schon kannte, dass er an die Intelligenz der jungen Frau appellierte.
»Aus Grausamkeit, aus Sadismus.«
»Das ist eine Möglichkeit, doch Sie müssen zugeben, dass die Methode relativ schnell zum Ziel führt. Wenn er sie nur hätte quälen wollen, hätte er mit etwas anderem anfangen können, um es länger auskosten zu können. Er hätte ihr zum Beispiel die Brustwarzen abschneiden oder mit Nadeln in die empfindlichen Körperstellen stechen können. Eigentlich konnten solche Verbrennungen in diesem Fall nur eine Notlösung sein, denn er wusste, nach einer solchen Behandlung wäre nicht mehr viel mit ihr anzufangen. Für einen Sadisten hat er den Genuss nicht lange genug ausgedehnt, sonderbar, oder? Grausam ist er wohl, doch in diesem Fall ist er nicht wirklich sadistisch vorgegangen. Warum also die Verbrennung?«
»Um sie zu bestrafen. Er hat sie vergewaltigt und entdeckt, dass sie Aids hat, jedenfalls glaubt er es, so wie wir auch. Er wird verrückt vor Wut, und um sich zu rächen, verbrennt er ihr die Vagina, das Körperteil, durch welches das Übel zu ihm gekommen ist, wenn man so sagen kann.«
»Wenn er so wütend war, ist nicht ganz zu verstehen, warum er sie nicht mit eigenen Händen getötet hat.«
»Woher sollen wir das wissen? Vielleicht war es ja die Person mit den kleinen Händen, die der Zorn gepackt hat …«
»Und wenn man seinen Zorn beiseite lässt, warum sonst hätte er es tun sollen? Denken Sie nach, aus welchem Grund hat er ihre Geschlechtsorgane verbrannt?«
Plötzlich fiel es Annabel wie Schuppen von den Augen.
»Um jede Spur von Sperma zu zerstören.«
»Genau, und warum?«
»Weil er weiß, dass man ihn anhand der DNA identifizieren könnte! Er … O Mist! Weil er in der Datenbank erfasst ist. Er ist irgendwo in unseren Akten!«
Brolin nickte und fügte hinzu: »Weil er sich bereits einmal hat erwischen lassen und seine Lehren daraus gezogen hat. Er ist ein Genießer, wenn man so sagen kann, er spielt seine Verbrechen immer wieder in seiner Fantasie durch, und wenn er zur Tat schreitet, will er sich den Spaß nicht durch ein Präservativ verderben lassen, er will das Fleisch spüren, seine Macht fühlen, seinen Körper und den seines Opfers. Doch der zu zahlende Preis ist hoch, und das kommt ihm anschließend zu Bewusstsein. Er stößt den Schweißbrenner in die Vagina und brennt das Innere, einschließlich Uterus, aus. Wäre mehr Zeit vergangen, so hätten einige Spermien bis zu den Eileitern wandern können, die ja nicht gänzlich zerstört sind. Der Gerichtsmediziner hat dort nichts gefunden, ein Glücksfall für den Mörder. Er wusste das nicht, er ist also kein Mediziner. Wenn man genauer nachdenkt: Wo kann ein Vergewaltiger Personen begegnet sein, die aidskrank sind, wo kann ein Mörder sehen und lernen, was Kaposi-Sarkome sind?«
Annabel wippte ungeduldig mit dem Fuß und hob den Kopf.
»Im Gefängnis! Die hygienischen Verhältnisse dort sind miserabel, und die Kranken
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