In Blut geschrieben
werden nicht immer sachgerecht behandelt.«
»Wir suchen also einen Mann, der wegen Vergewaltigung gesessen hat und dessen DNA registriert ist.«
»Das sind aber unendlich viele. Ich will ja nicht pessimistisch sein, aber …«
»Detective. Und wenn ich Ihnen seine Identität auf einem Tablett serviere … lassen Sie mir bis morgen Mittag Zeit, bevor Sie etwas unternehmen.«
Annabel runzelte die Stirn.
»Wie? Was soll das heißen?«
»Ich weiß, wer es ist. Doch meine Erkenntnisse beruhen lediglich auf einem Täterprofil, und ich bin nicht einmal sicher, ob ein Richter aufgrund meiner Schlussfolgerungen einen Durchsuchungsbefehl ausstellen würde. Doch was Sie auch tun werden – seine Wohnung erfolglos durchwühlen oder ihn überwachen, bis er einen Fehler macht –, wenn er Glück hat, informiert er seine Freunde, und die vernichten dann alle Beweise. Wissen Sie, was ich denke? Ich glaube, wir haben es mit einer Organisation von Psychopathen zu tun, die Menschen entführen und für irgendwelche Zwecke gefangen halten. Wenn wir uns einen Fehler erlauben, könnte es gut sein, dass alle Opfer, die sich derzeit in ihren Händen befinden, getötet werden. Und vielleicht ist auch Rachel Faulet unter ihnen.«
»Tut mir Leid, das sagen zu müssen, doch die Chancen, dass sie noch am Leben ist, sind gering, und …«
»Und wenn es nur eine einzige Chance gibt, werde ich sie ergreifen. Hören Sie, morgen früh wird der Mann, den ich verdächtige, nicht zu Hause sein. Ich werde mir Zugang zu seiner Wohnung verschaffen und mich diskret umsehen. Vielleicht finde ich nichts, doch es ist trotzdem einen Versuch wert. Ich bitte Sie, mir zu vertrauen; Sie wissen nichts von meinem Unterfangen. Dann, gegen Mittag, erhalten Sie einen anonymen Anruf, der Ihre Intervention rechtfertigt.«
Der Blick, den sie wechselten, verriet, dass sie einer Meinung waren.
»Annabel, Sie und ich wissen, dass es einzig und allein darauf ankommt, diesem Verrückten das Handwerk zu legen, egal, mit welchen Mitteln! Wir tun nichts Unrechtes, es geht darum, Leben zu retten!«
Es war das erste Mal, dass er sie beim Vornamen nannte. Das war berechnend, fand sie, er wollte eine gewisse Vertraulichkeit schaffen. Aber hatte sie die Wahl? Ihr Magen krampfte sich zusammen, im Grunde teilte sie Brolins Sichtweise. Alles, was sie wollte, war, diese Bande von Wahnsinnigen unschädlich zu machen.
»Sein Name«, sagte sie schließlich. »Ich will wissen, wer es ist, und verspreche Ihnen, bis morgen Mittag nichts zu unternehmen.«
»Er heißt Lucas Shapiro. Er hat die Zelle mit Spencer Lynch geteilt. Ich denke, dort hat er ihn »rekrutiert«.«
»Jetzt erzählen Sie mir nicht, Sie hätten all das dem Autopsiebericht entnommen.«
»Nein, das nicht, doch er hat meine Schlussfolgerungen bestärkt. Schon bevor Sie hergekommen sind, habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich in Shapiros Wohnung komme. Nun, ich habe einen Weg gefunden, dank des Priesters der St. Edwards Church, in der sich Spencer Lynch des Öfteren aufgehalten hat. Dieser Priester hat mich heute angerufen, er war sehr verschreckt. Er will mich engagieren, ich soll herausfinden, warum … warum seine Kirchenfenster bluten.«
»Seine Kirchenfenster?«
»Ja. Das ist mehrmals passiert. Nachts. Er hat es immer am folgenden Morgen festgestellt. Das geht schon seit mehreren Monaten so, und er hat nicht gewagt, mit jemandem darüber zu sprechen. Er hat Angst. Ich glaube, er weiß nicht, ob es sich um einen üblen Streich handelt oder ob etwas Dämonisches dahinter steckt, was ihm sicher am wenigsten gefallen würde. Zunächst wollte ich ablehnen, aber die Geschichte mit dem Blut kam mir doch interessant vor, besonders in einer Kirche, die von Spencer Lynch und einem seiner Opfer aufgesucht wurde. Ich habe meinen Nachmittag damit zugebracht zu prüfen, ob es eine Verbindung zu unserem Fall geben könnte. Ich habe den Priester gebeten, mir eine Liste der Personen zusammenzustellen, die einen Schlüssel zu dem Gebäude haben, denn die Kirche war jedes Mal, wenn sich diese Ereignisse zutrugen, abgeschlossen, und nichts deutete auf einen Einbruch hin. Ein Dutzend Namen. Und dann hat es bei mir geklingelt. Es gibt eine Janine Shapiro, die in der Kirche arbeitet, als Putzfrau oder ähnliches.«
»Die Frau von Lucas?«
»Seine Schwester. Ich habe mich erkundigt. Sie lebt mit ihm zusammen, ich bin ihr gefolgt. Sie ist eine ganz kleine Frau. Mit Kinderhänden. Sehen Sie, der Autopsiebericht bestätigt, was ich
Weitere Kostenlose Bücher