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in China

in China

Titel: in China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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unverfälscht. Sie ist eine außerordentliche Frau und bewirkt in allen eine Wandlung.«
    »Sie mögen Sie also«, konstatierte Mrs. Pollifax. »Oder schätzen sie zumindest. Trotzdem erwecken Sie den Eindruck, als gingen Sie ihr aus dem Weg.«
    Malcolm grinste. »Ich gehe George aus dem Weg, um es einmal deutlich auszudrücken, und da er ständig um Iris herumscharwenzelt, kriege ich sie nie allein zu fassen.«
    »Und was sagen Sie zu Jenny?«
    Da wich das Lächeln aus seinem Gesicht. »Sie hat es nicht leicht mit sich. Sie wirkt völlig verstört, finden Sie nicht auch? Seit Beginn der Reise scheint sie ständig unter einem starken Druck zu stehen. Nettes kleines Ding, wirklich ein Jammer. Ich habe den Eindruck...«
    »Psychisch oder intuitiv?« unterbrach sie ihn belustigt.
    Doch er ging nicht darauf ein. »Wenn man so unter Druck steht, kann sich das positiv oder negativ auswirken. Dabei kann ein Juwel entstehen, es kann aber auch zu einer Explosion kommen. Was glauben Sie, was auf Jenny zutrifft?«
    »Wenn ich an ihre Tränen neulich abends denke, neigt sie wohl eher zu einer Explosion.«
    »Die hoffentlich die Atmosphäre reinigen wird, damit sie wieder durchblickt«, bemerkte er.
    »Im Augenblick scheint sie ziemlich verärgert zu sein, weil Peter ein Schläfchen hält. Nanu, ist das vorne wirklich etwas Grünes? Tatsächlich! Allerdings ein ziemlich staubiges Grün, aber immerhin grün. Glauben Sie, daß wir uns Turfan schon nähern?«
    Es mußte wohl so sein; denn Mr. Kan griff nach dem Mikrofon, erhob sich und berichtete:
    »In der Turfan-Senke sind viele Dörfer und Oasen unter dem Meeresspiegel gelegen. Der Aidin-Salzsee, 154 unter NN, ist Chinas tiefster Punkt. Im Kampf gegen die Wüste
    vermochte die Oasenwirtschaft durch die Anlage von Brunnen, den Bau unterirdischer Bewässerungskanäle und die Pflanzung von Schutzwaldstreifen bemerkenswerte Erfolge zu erzielen. Hier werden Weintrauben, Melonen, Aprikosen, Feigen, Granatäpfel und
    Baumwolle angebaut. Turfan selbst hat 120000 Einwohner, siebzig Farmen. An etwa dreißig Tagen im Jahr herrscht eine Temperatur von 40°C. Im Winter sinkt die Temperatur auf 25°C
    unter dem Gefrierpunkt ab. Heute nachmittag besichtigen wir das einzigartige unterirdische Bewässerungssystem. Manche dieser unterirdischen Kanäle sind schon zweitausend Jahre alt.
    Durch sie wird Wasser aus den fernen Bergen in die Stadt geleitet.« Er legte das Mikrophon weg und setzte sich wieder.
    »Kurz und bündig«, kommentierte Malcolm. »Im Augenblick beträgt die Außentemperatur wahrscheinlich 40°C, sonst wäre die Klimaanlage nicht eingeschaltet worden.«
    »Wie ich sehe, fahren wir wieder durch eine Landschaft mit rötlicher Erde«, sagte Mrs.
    Pollifax nachdenklich und blickte aus dem Fenster. »Mein Gott, eben habe ich tatsächlich ein Baumwollfeld gesehen.«
    Bald sah sie auch Weinstöcke, und über die Mauern der Ansiedlungen hing geheimnisvolles Grün. Hölzerne Fensterstöcke und große Holztore zeugten von dem türkischen Einfluß, von dem Peter gesprochen hatte. Hier wurden die hölzernen Karren von kleinen Traktoren gezogen. Sie quälten sich durch einen von Armeelastwagen verursachten Verkehrsstau und kamen an einem Basar vorüber. Stoffbahnen aus Leinwand spendeten Schatten. Rings um den Basar herum Eselskarren und Fahrräder. »So, wir sind da«, verkündete Mr. Li, nachdem sie in eine breite ungepflasterte Straße eingebogen waren. Sie standen vor einem Gästehaus mit weißgetünchten Lehmmauern. »Das Gästehaus Freundschaft! Mittagessen in
    einer Stunde!«
    Ein quadratisches heißes Zimmer mit Zementboden und kahlen Wänden. Zwei schmale
    Betten und ein Fenster. Auf dem Schreibtisch ein großer, runder Ventilator, der mit Höchstgeschwindigkeit surrte. Im Badezimmer ein Duschhahn und ein tropfender
    Wasserhahn über dem Waschbecken; aber weder Badewanne noch Duschkabine. Da ging
    Mrs. Pollifax zur Tür und rief auf den Gang hinaus: »Kommt irgend jemand vor dem
    Mittagessen mit auf den Basar?«
    Iris steckte den Kopf aus dem Nebenzimmer. »Dann ist Ihr Zimmer also genauso heiß wie meins? Mit mir können Sie rechnen!«
    Jenny sagte trotzig: »Ich setze mich mit Joe in den Schatten unter die Arkaden mit den Weinranken. Da nehmen wir uns dann unsere Kameras mal vor.«
    Doch Peter biß nicht an. Er sagte: »Ein Spaziergang wird mir guttun!«
    Auf dem Basar kaufte Mrs. Pollifax unbekümmert für X ein: mehrere reife goldfarbene Melonen, winzige Aprikosen, Rosinen,

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