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in China

in China

Titel: in China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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ist. Wir müssen unsere Lebensmittel und die Schafspelze irgendwo in der Wüste verstecken, und wie sollten wir sie anders da
    hinschaffen? Außerdem sind Sie es ja wohl sowieso nicht gewöhnt, sich alles entgehen zu lassen, was Spaß macht, stimmt's?«
    Sie lachte.
    »Wir verkleiden uns erst als Chinesen, wenn wir Sheng Ti heute abend losgeworden sind«, erklärte er. »Sie werden ein Kopftuch brauchen und die Steppjacke, die Sie in Urumchi gekauft haben...«
    »Ihnen entgeht wirklich nichts«, meinte sie trocken.
    »... außerdem eine Baumwollhose. Sobald wir Sheng Ti los sind, werde ich Ihnen
    Schlitzaugen verpassen für den Fall, daß wir angehalten werden.« Er machte einem uralten Mann mit zerfurchtem Gesicht ein Zeichen, der geduldig vor seinem Eselskarren wartete.
    »Springen Sie rein, das ist ein Taxi wie sie hier in Turfan fahren. Sie sollten sich lieber für ein Weilchen nicht mehr der Sonne aussetzen.«
    Dankbar kletterte sie in den Karren, ließ sich auf die Sitzbank sinken, lächelte den Fahrer an und winkte Peter zum Abschied.
    Er besaß jetzt viel mehr Selbstvertrauen und war so rücksichtsvoll geworden. Erschrocken gestand sie sich ein, daß er ihr inzwischen richtig ans Herz gewachsen war. In Hongkong, in Kanton und auch noch in Xian hätte sie das nicht für möglich gehalten. Da war er feindselig und verantwortungslos gewesen.
    Zudem konnte sie sich auch des sonderbaren, wenn auch inzwischen vertrauten Gefühls nicht erwehren, daß das alles Bestimmung war und so hatte kommen müssen. Sie durchschaute noch nicht, daß ihr Zusammentreffen mit Peter von großer Bedeutung für sie war. Der Fahrer setzte sie vor dem Eingang zum Gästehaus ab. Sie gab ihm eine Handvoll feng und begab sich wieder in ihr stickiges Zimmer - vorbei an Jenny und Forbes, die unter den Arkaden mit Weinranken saßen und sich unterhielten. Als die dann in ihrem Zimmer die Schätze musterte, die sie auf dem Basar erstanden hatte, war ihr kaum noch schwindlig. Nachdem sie alles verstaut hatte, verließ sie ihr Zimmer, um zum Mittagessen zu gehe n; doch diesmal mit einem tropfnassen Handtuch um den Kopf, das sie auch später bei der Besichtigungstour nicht ablegte. Sie wollte nicht noch einmal das Risiko eingehen, unter der glühenden Sonne von Turf an in Ohnmacht zu fallen. Und wenn sie mit Peter im Eselskarren über Land fuhr, würde es schon dunkel sein und bestimmt auch kühler.
    Auch hier steckten keine Zimmerschlüssel. Um zehn Uhr abends klopfte Peter leise bei ihr an und schob sich gleich darauf ins Zimmer. Er sagte ganz leise: »Wir steigen bei Ihnen aus dem Fenster.« Er hatte seinen Kleidersack bei sich. Den legte er aufs Bett. »Was haben Sie besorgt?« erkundigte er sich.
    »Ich habe in Xian noch eine zweite wattierte Steppjacke erstanden«, berichtete sie lebhaft.
    »In Urumchi habe ich dann noch zwei Lammfellwesten gekauft und eine kleine Decke.
    Außerdem habe ich natürlich Vitamine und Trockennahrung mitgebracht. Und damit das alles in meinen Koffer paßt«, sagte sie bedauernd, »mußte ich außer meinem Schlafanzug fast alles in Urumchi zurücklassen. Sogar meine Haarbürste.«
    »Ich leihe Ihnen meine«, meinte er trocken. »Wie tragen Sie denn das alles?«
    »Zu einem Bündel zusammengerollt.« Sie wies auf ein Bündel neben dem Stuhl auf dem Fußboden.
    »Darf ich fragen, was aus Ihren beiden unteren Vorderzähnen geworden ist?« fragte er interessiert.
    »Ach ja«, erklärte sie strahlend, »das war nur eine Brücke.
    Auf dem Basar ist mir heute morgen eine alte Dame aufgefallen, der zwei Zähne fehlten, und ich habe mir gedacht, ohne diese Zähne würde ich viel echter wirken.« Sie knotete sich das einfarbige Baumwolltuch um den Kopf, das sie auf dem Basar erstanden hatte, strich über ihre wattierte Jacke und beugte sich vor, um die Schnallen ihrer Leinenschuhe zu schließen.
    »So, wir können gehen.«
    Peter entriegelte die Fensterläden, stieß sie auf, half Mrs. Pollifax hinaus und folgte ihr. Dann machte er die Läden wieder zu. Hintereinander schlichen sie im Dunkeln den Pfad entlang, an den erleuchteten Zimmern der anderen vorbei. An einer bestimmten Stelle am Fuße der Mauer blieben sie stehen. Da war der obere Rand abgebröckelt, so daß an dieser Stelle auch die Glasscherben fehlten, die überall in den Zement eingebettet waren, um Eindringlinge abzuhalten. Sie warfen das Bündel und den Kleidersack über die Mauer und befanden sich bald selbst außerhalb des Geländes. Draußen eilten sie zur

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