Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
in China

in China

Titel: in China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
Vom Netzwerk:
fünfundfünfzig Minuten unterwegs. Ich finde, es ist Zeit, daß wir anhalten und uns nach einer Stelle umsehen, wo wir all das Zeug verstecken können.«
    Sie sah sich um. Ihr Blick fiel auf die niedrigen, geduckt daliegenden Berge zu ihrer Linken, die etwas Surrealistisches an sich hatten. Sicher war das ein Sandsteingebirge, sonst hätten Wind und Regen diese Berge wohl kaum so aushöhlen und solche wahnwitzigen Formen
    zustande bringen können. Sie fuhren durch Schluchten und Gräben und sahen Risse in der Erde. »Hier gibt es sicher eine Unmenge guter Verstecke, aber wie wollen Sie denn die Sachen wiederfinden?«
    »Mit dem Kompaß und indem ich mir die Entfernungen und die Laufrichtung notiere.
    Außerdem werde ich mir die Formen und Konturen der Berge aufzeichnen. Kommen Sie«, sagte er und brachte den Karren zum Stehen. »Ich brauche Ihre Hilfe. Wir haben bloß ein paar Minuten Zeit, dann müssen wir zurück. Suchen Sie eine geeignete Stelle aus. Nehmen Sie die Taschenlampe.«
    Mrs. Pollifax wehrte mit scharfer Stimme ab. »Nein, Peter, keine Taschenlampe!«
    Peter sah sie erschrocken an. »Aber warum denn nicht?«
    »Ich weiß nicht, aber ich habe so ein ungutes Gefühl.« Sie kletterte aus dem Wagen, klopfte dem Esel geistesabwesend auf die Flanke. Sie ging auf drei zerklüftete Felsbrocken ein Stückchen abseits der Straße zu, die etwa zwei Meter hoch sein mochten. »Ich finde, das wäre ein gutes Versteck«, rief sie Peter leise zu. Der hob schon seinen Kleidersack aus dem Wagen. Da ging auch sie zu dem Eselskarren zurück und nahm das unförmige Bündel an sich. Als sie zu Peter zurückkam, sah sie ihn in dem trüben Licht nicken. »Gut«, meinte er anerkennend.
    Er zog sei Messer heraus und grub unter einem der Felsen eine Vertiefung. Er legte die kleineren Sachen hinein: die Vitamine, Melonen, zwei gefüllte Wasserbeutel, das Dörrobst und die Socken. Er wälzte einen großen Stein darüber. Die sperrigeren Gegenstände verstaute er zwischen zwei der Felsbrocken - zwei Paar Stiefel und Pullover. Er deckte sie mit den Schaffellen zu und breitete die Decke darüber. Dann lockerte er mit dem Taschenmesser die Erde auf und warf sie auf die Decke, bis sich die Stelle nicht mehr von dem Rest der Wüste unterschied.
    »Nicht schlecht«, lobte ihn Mrs. Pollifax. »Aber wir dürfen uns jetzt nicht länger hier aufhalten. Bitte, fahren wir zurück!«
    Er sah sie forschend an, beschwerte die Decke noch mit ein paar Steinen und nickte. »So, nun können wir gehen. Wir wollen beide die Entfernung bis zur Straße abschreiten.«
    Beide kamen genau auf zweiundfünfzig Schritte. »Nehmen Sie die Zügel. Ich muß mir Notizen machen«, bat er sie. »Soweit das ohne Licht überhaupt möglich ist. Ich verstehe Sie nicht. Warum soll ich denn die Taschenlampe nicht anknipsen?«
    »Bitte noch nicht - später, aber nicht hier«, sagte sie eindringlich. Sie staunte selbst darüber, wie unbehaglich ihr zumute war. Es gelang ihr nur mit Mühe, auf der Straße zu wenden. Sie fuhren nach Turfan zurück. Peter machte sich wie ein Künstler an die Arbeit. Er sah auf, streckte den Arm aus, um maßzunehmen, kniff die Augen zusammen, schrieb und machte Skizzen in sein Notizbuch. Schließlich riß er ein Streichholz an, hielt die Hand schützend darum und befragte seinen Kompaß.
    »Ich hoffe doch, Sie wollen nicht andeuten, daß wir beobachtet werden«, sagte er.
    Sie wollte sich auf keinen Fall anmerken lassen, welche Befürchtungen sie hegte und sagte daher ganz gelassen: »Ich will es mal so ausdrücken: es wäre doch schrecklich, wenn Sie und X zu dem Versteck kämen und dort nichts mehr vorfänden.
    Aus welcher Richtung werden Sie denn kommen?«
    »Keinesfalls von Turfan her«, erwiderte er und wies über seine Schulter zurück. »Der Ausgangspunkt ist natürlich diese Höhle in den Bergen. Von da aus gehen wir in Richtung Südwesten, umrunden Turfan, und nachdem wir unsere Schaffelle und die anderen Sachen ausgebuddelt haben, marschieren wir in Richtung Süden auf den Bagrach Kol oder Lake Boston zu«, erklärte er. »Dann laufen wir praktisch parallel zu den Oasenortschaften, natürlich, ohne sie anzusteuern.«
    »Ja«, sagte sie und schwieg zutiefst deprimiert. Das nackte Entsetzen packte sie bei dem Gedanken an diese gefährliche Flucht. Sie zitterte um Peter und X.
    Sie kamen wieder nach Turfan und fuhren die gleiche breite Straße entlang. Die Hufe des Esels und die Räder des Karrens machten kaum Lärm. Sie fielen in der

Weitere Kostenlose Bücher