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in China

in China

Titel: in China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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der Gruppe...«
    »Ja?« sagte sie mit ausdruckslosem Gesicht.
    »Das ist alles sehr unangenehm, und als Sprecherin der Gruppe...«
    »Das war tatsächlich mehr als peinlich«, stimmte sie ihm zu.
    Ihr fiel gerade noch rechtzeitig ein, daß Angriff oft die beste Verteidigung war, und sie fragte mit unschuldsvoller Miene: »Woher wußten Sie denn eigentlich, daß Peter nicht in seinem Zimmer war? Wer hat Ihnen das gesagt?« Da fiel sofort die Klappe. Es war, als senke sich ein Vorhang über die glänzend schwarzen Augen des jungen Chinesen. Mit einemmal wurde Mrs. Pollifax mit dem unerforschlichen Wesen der Orientalen konfrontiert. Sie hatte schon Zweifel daran gehegt, doch nun bekam sie es selbst zu spüren. Ihr fiel wieder ein, daß bei den Chinesen ein stark entwickeltes Gemeinschaftsgefühl vorherrschte, und daß der einzelne ganz selbstverständlich zurücktrat und sich in das größere Ganze einordnete, sei es nun die Familie, der Staat oder die von den Vätern übernommene Tradition. Mr. Li erwartete von ihr als Sprecherin der Gruppe eine klare Auskunft. Er setzte als selbstverständlich voraus, daß ihr Hauptinteresse der Gruppe als Einheit galt. Sie dagegen durfte von ihm keinerlei Auskunft erwarten. Er wiederholte stur: »Als Leiterin der Gruppe...«
    Lächelnd zog sie sich aus der Affäre. »Als Leiterin der Gruppe plädiere ich dafür, daß wir jetzt zum Abendessen gehen, Mr. Li. Glauben Sir mir, ich will gern alles tun, was in meiner Macht steht, um Sie von diesen Unannehmlichkeiten zu befreien, aber nicht mit leerem Magen.«
    Der junge Mann schien zwar bekümmert, weil sie ihm vorwarf, daß er sie zurückgehalten hatte, doch sie spürte auch seine eiserne Entschlossenheit. Er würde die Sache nicht auf sich beruhen lassen und für Ordnung sorgen; denn er trug die Verantwortung für diese Gruppe und den Verlauf der Reise. Die Tragweite der Konfrontation in der Weinlaube vor dem Gästehaus in Turfan machte ihm sehr zu schaffen. Mir auch, dachte Mrs. Pollifax - wenn auch nicht aus denselben Gründen.
    Sie betrat den Speisesaal und nahm ihren Platz ein. Die anderen hatten schon angefangen zu essen. Mit ihren Eßstäbchen führte sie behutsam ein würziges Klößchen zum Mund. Sie blickte in die Runde, sah alle prüfend an. In ihren Augen waren alle liebenswert, leicht durchschaubar - eben nette Leute, die allem Anschein nach genau das waren, was sie zu sein vorgaben.
    Genau wie ich, dachte sie mit einem traurigen Lächeln.
    Zum Beispiel Malcolm, ein heiterer umgänglicher Mensch mit einem Schnurrbart und
    fragend gerunzelten Brauen, mit sprechenden Mäusen und hellseherischen Fähigkeiten. Der Gedanke, daß er sich verstellte, mißfiel ihr außerordentlich.
    Doch es war gut möglich, daß er der cleverste von ihnen allen war. Ihr Blick wanderte zu dem bärtigen Joe Forbes, der stets bemüht war, liebenswürdig zu erscheinen. Sie war schon vielen College-Professoren begegnet, die ein ebenso glattes und angenehmes Wesen hatten und an denen alles abzugleiten schien. Es war als verböte das weltfremde abgeschiedene Leben, das sie oft führten, jeden Kontakt mit der Außenwelt. So schienen sie häufig wie in Aspik konserviert. Ja, und dann Iris...
    Iris hatte schon bewiesen, daß sie eine bemerkenswerte Schauspielerin war, als sie Peter zuliebe log, doch es konnte durchaus sein, daß das nur ein Ablenkungsmanöver war, ein gezielter Versuch, Verwirrung zu schaffen und damit allen den Wind aus den Segeln zu nehmen; denn Iris war in dieser Nacht tatsächlich aufgewesen und hatte ihr Zimmer verlassen. Sie war die einzige, die gesehen worden war. Ihr Blick fiel auf George Westrum, der hochrot und verbissen dasaß. In seine r Baseball-Mütze wirkte er halb wie ein Junge und halb wie ein Mann. Und wenn er jetzt eine Maske zur Schau trug, so geschah das sicherlich in dem Bemühen, sie alle die kindische Grobheit vergessen zu lassen, mit der er Iris in Turfan angefahren hatte.
    Und dann war da noch Jenny mit dem strahlenden Lächeln und der scharfen Zunge. Sie war nicht bei Tisch erschienen, weil sie sich zu elend fühlte und höchstwahrscheinlich schlief.
    Als die Suppe als letzter Gang serviert wurde, entschuldigte sich Mrs. Pollifax. Sie sehnte sich danach, allein zu sein. Nach der Hitze, dem Staub und all der Aufregung in Turfan erschien ihr nichts so wichtig wie die strahlend weiße Badewanne in ihrem Zimmer. Sie wollte einfach nicht mehr darüber nachdenken, wer ihnen wohl in die Wüste gefolgt war, sie wollte sich

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