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in China

in China

Titel: in China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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verkündete sie.
    »Alle sind krank - wirklich alle. Jenny leidet an Hysterie, Malcolm hat die gleichen Magenkrämpfe wie Jenny gestern, und George leidet an der Ruhr oder so was ähnlichem.«
    Sie setzte sich zu Mrs. Pollifax auf die Bettkante und lächelte sie strahlend an. »Wir wollen auf jemanden trinken, ja?« schlug sie vor. Sie stießen miteinander an, und Iris sagte leichthin:
    »Wollen wir auf Peter trinken?«
    Mrs. Pollifax starrte sie entgeistert an. »Auf Peter?« stammelte sie verwirrt und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    »Ja, auf Peter«, bestätigte Iris, setzte ihr Glas an die Lippen und trank. Dann beugte sie sich über Mrs. Pollifax hinweg, klappte die Bettdecke herunter, klopfte die Kissen auf und erhob sich. Sie rührte den Tee um, probierte ihn, verzog das Gesicht und nahm die Tassen. Mrs.
    Pollifax war in Alarmbereitschaft und hellwach.
    »Aber Peter ist doch tot«, wandte sie sich angsterfüllt an Iris.
    »Und Joe Forbes ebenfalls. Sie hoffen, daß sie Peters Leichnam morgen finden.«
    »Wirklich?« fragte Iris quicklebendig. »Aber der Fluß soll ja ungeheuer reißend und voll von gefährlichen Stromschnellen sein.«
    »Ja.«
    Iris zog den Schlafanzug von Mrs. Pollifax aus deren Koffer.
    Im gleichen lebhaften Tonfall sagte sie, als handle es sich um eine x-beliebige Unterhaltung:
    »Wissen Sie, ich habe nämlich einmal in Texas etwas ausspionieren müssen... Ich bin in einem Lokal als Tänzerin aufgetreten, wo mit Drogen und Pornos ein lebhafter Handel getrieben wurde. Bis mich die Polizei ins Vertrauen gezogen hatte, wußte ich nichts davon.«
    »Das ist ja hochinteressant«, sagte Mrs. Pollifax. Sie ließ Iris nicht aus den Augen.
    »Ja, nicht wahr?« Iris' Stimme klang merkwürdigerweise sehr tröstlich. Sie sprach einfach weiter und konstatierte die Fakten so beiläufig, als redete sie vom Wetter. »Ich habe ungefähr acht Monate Spitzeldienste für die Polizei geleistet; aber ich war alles andere als eine Heldin, das können Sie mir glauben. Ich habe übrigens Ihr Zimmer gerade auf Wanzen untersucht, damit keiner mithört. Jedenfalls war das ein großartiges Training für jemanden, der bis dahin immer blind durchs Leben gegangen war. Ich habe die Augen offengehalten, habe überall herumgeschnuppert, wo ich nichts zu suchen hatte, habe Leute belauscht und dann Bericht erstattet. Daraufhin ist der Laden geschlossen worden. Das hat mir nicht nur eine ehrenvolle, lobende Erwähnung eingebracht, es hat mich auch fürs Leben gezeichnet. Es hat mich nämlich gelehrt, zu bemerken, was um mich herum vorgeht. Mir fallen jetzt auch
    Kleinigkeiten auf.«
    »Ja?« meinte Mrs. Pollifax zaghaft.
    »Und ob!« erklärte Iris fröhlich. »Da gehört zum Beispiel ein gewisser junger Mann zu unserer Reisegruppe, der kein Wort chinesisch spricht. Doch eines Tages steht er neben Mr.
    Li und Mr. Kan, die sich gerade Witze erzählen oder jedenfalls irgend etwas Komisches, da muß besagter junger Mann sich abwenden und sein Lachen unterdrücken, weil er
    offensichtlich jedes Wort verstanden hat.«
    »Das ist ja wirklich erstaunlich«, meinte Mrs. Pollifax lahm.
    »Das fand ich eben auch. Und dann hat er ständig gegähnt und immer wieder zwischendurch ein Schläfchen gehalten, nachdem wir in Urumchi angekommen waren, als hätte er
    nächtelang nicht geschlafen... ganz zu schweigen von der Tatsache, daß Sie beide in Turfan über die Mauer geklettert sind. Das habe ich beobachtet, und ich habe auch gesehen, daß Ihnen jemand gefolgt ist; denn Sie sind ja alle nacheinander an meinem Fenster
    vorbeigekommen. Ich habe im Dunkeln am Fenster gestanden und meine isometrischen
    Übungen gemacht. Inzwischen kann ich mir auch denken, wer Ihnen beiden gefolgt ist.« Sie sah Mrs. Pollifax grinsend an. »Was für eine fantastische Schauspielerin Sie sind. Kein Mensch würde je darauf verfallen, daß Sie nicht - na, ist ja egal.«
    Mrs. Pollifax sah Iris nachdenklich an. »Iris, Sie sind selbst eine bemerkenswerte Schauspielerin, und ich möchte Ihnen jetzt danken für das, was Sie in Turfan getan haben.
    Und es freut mich, daß ich jetzt auch weiß, warum Sie das getan haben; denn...«
    Iris nickte und reichte ihr die Kodeintablette. »Ich weiß, Sie haben sich deswegen Sorgen gemacht. Aber ich will gar nicht weiter in Sie dringen. Ich will Sie nicht aushorchen, glauben Sie mir.« Sie hob die rechte Hand wie zum Schwur, um ihren Worten Nachdruck zu
    verleihen. »Aber ich mache mir so meine Gedanken und möchte

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