in China
Nacht verschwunden war, und am nächsten Morgen habe Mrs. Damson dann erklärt, Mr. Fox habe die Nacht mit ihr verbracht. Stimmt das?«
Mrs. Pollifax zuckte unmerklich zusammen. »Ja, ich habe auch gehört, wie sie das gesagt hat.«
»Warum sind Sie denn zusammengezuckt?«
»Ich hatte gehofft, daß das nicht zur Sprache kommen würde. Ich kann Ihnen darüber keine Auskunft geben. Ich habe lediglich mit angehört, wie Mrs. Damson das behauptet hat.«
»Sie haben es also selbst mit angehört. Haben die beiden denn viel Zeit miteinander verbracht?«
Mrs. Pollifax zuckte die Achseln. »Nicht mehr als mit den anderen Mitreisenden. Wir waren fast immer alle zusammen.«
»In diesem Land sieht man so etwas nicht gern. Ist das in Ihrem Lande anders?«
Sie seufzte erschöpft. Selbstverständlich war das hier ganz anders - all die Leute in ihren Einheits-Maojacken. Etwas Reizloseres konnte man sich kaum vorstellen. Aber sie war viel zu deprimiert, um sich über ihre Heimat auszulassen und ihn über all die Möglichkeiten, die Vielfalt der Signale, den Generationskonflikt, die sexuelle Revolution sowie über den Wandel der Sitten bei der Werbung um den Partner aufzuklären. Daher sagte sie nur: »Nicht unbedingt. Aber warum fragen Sie Iris, Mrs. Damson, nicht selbst?«
Er erwiderte kalt: »Das haben wir bereits getan.«
»Dann ist es ja gut«, meinte sie erleichtert.
»Sie weint und weint«, fügte er spöttisch hinzu, »und hüllt sich ansonsten in Schweigen.
Genau wie Sie, Mrs. Pollifax.«
Sie konterte trocken: »Mir kommt es vor, als würde ich schon seit Stunden ununterbrochen reden.«
Der junge Mann las von einem Blatt ab: »Ich zitiere Mrs. Damson: ›Ja, Peter hat die Nacht in meinem Zimmer verbracht. Wahrscheinlich werden Sie mir nicht glauben, wenn ich Ihnen sage, daß das völlig harmlos war. Er ist so gegen neun erschienen, um sich mit mir zu unterhalten. Er hat gesagt, alle anderen seien schon zu Bett gegangen und hat mich gefragt, ob ich vielleicht etwas zu lesen für ihn habe. Ich hatte aber nichts für ihn. Da ist er dageblieben, um sich mit mir zu unterhalten. Er hat sich mit angezogenen Beinen auf das andere Bett gesetzt.
Dann ist er umgesunken und ganz plötzlich eingeschlafen. Also habe ich mir die Zähne geputzt - ich war schon im Schlafanzug - und habe ihn weiterschlafen lassen. Ich habe in dem zweiten Bett geschlafen.‹«
Liebe Iris, dachte Mr. Pollifax, wundervolle Iris. Sich so für einen Menschen einzusetzen und dafür ihren guten Ruf aufs Spiel zu setzen. Sie wandte sich an den Funktionär und sagte:
»Wissen Sie, ich könnte mir denken, daß das der Wahrheit entspricht. Iris ist ein sehr unkonventioneller Mensch.«
Der junge Mann erwiderte gereizt: »Aber wenn Mr. Fox nicht in Mrs. Damson verliebt war, warum hat er sich dann ihretwegen mit Mr. Forbes gestritten, ihn angegriffen und ihn schließlich sogar umgebracht?«
Mrs. Pollifax war auf der Hut. »Vielleicht weil er sich ihr freundschaftlich verbunden fühlte und sehr viel von ihr hielt. Und Mr. Forbes hat sie beschimpft. Doch darüber kann ich Ihnen nichts Genaues sagen - es war alles ganz schrecklich. Ich möchte wirklich wissen«, fügte sie wahrheitsgemäß hinzu, »ob sich je herausstellen wird, was vorgefallen ist.«
Er sagte eisig: »Es überrascht mich sehr, daß niemand von Ihrer Reisegruppe eine Erklärung dafür hat. Ein Mann ist tot, Mrs. Pollifax, und ein anderer verschwunden. Wahrscheinlich ist er auch nicht mehr am Leben. Niemand scheint bemerkt zu haben, was zwischen Mr. Fox und Mrs. Damson vorging und was sich zwischen Mr. Forbes und Mrs. Damson abgespielt hat.
Nur Mr. Westrum...«
Mrs. Pollifax sah auf.
»Immerhin eine Reaktion, wie ich sehe.«
Mrs. Pollifax nickte. »Ich glaube, George Westrum war in Iris Damson verliebt oder ist es immer noch.«
»Eine richtige femme fatale«, bemerkte der junge Mann mit einem Hauch von Sarkasmus.
Mrs. Pollifax lächelte schwach. »Nun ja. Aber wenn es da wirklich so eine Art
Dreiecksverhältnis gab, wie wir das in Amerika nennen, so hätte George Westrum doch weit mehr Grund gehabt, wütend auf Peter zu sein.« Sie beugte sich vor und sagte ganz
eindringlich: »Sehen Sie, Mister... Mister...« »Mr. Pi.«
»Danke«, sagte sie und wandte sich an den Mann am Fenster: »Und wie heißen Sie?«
erkundigte sie sich.
Er verneigte sich und betrachtete sie amüsiert. »Ich bin Mr. Chang.«
»Ich möchte Sie beide darauf aufmerksam machen, daß wir alle furchtbar müde
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