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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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Evelyn sitzen?«, fragte sie.
    Wie wäre es mit einem heißen Stuhl in der Hölle, dachte May. Schlimm genug, dass diese Frau Schildkröten hasste, aber nach allem, was Doris ihr erzählt hatte, schien sie noch nicht einmal etwas für ihre Kinder übrig zu haben. Es kostete sie jedes Quäntchen Selbstüberwindung, ein Lächeln aufzusetzen - ihr Gesellschaftslächeln, keines, das von Herzen kam. »Wie wäre es hier neben mir?«, schlug sie vor. So würde sie ihr wenigstens nicht ins Gesicht sehen müssen.
    May mischte die Karten, während Doris und Annie Laurie sich zu ihnen gesellten und sich auf ihre Plätze setzten. »Entschuldigen Sie bitte«, sagte Evelyn, bevor May die Karten geben konnte. May sah sie aus dem Augenwinkel an. Was war denn jetzt schon wieder?
    »Bevor wir anfangen, möchte ich gern etwas sagen, wenn Sie nichts dagegen haben, May.« Sie hielt inne, und May war klar, dass ihr nun nichts anderes übrig blieb, als ihr ins Gesicht
zu sehen. Sie seufzte, um zu signalisieren, dass es ihr alles andere als recht war, drehte sich jedoch zu ihr um.
    »May, ich habe mich bereits bei Cassandra und Annie Laurie entschuldigt, und jetzt möchte ich Sie um Verzeihung für mein Verhalten bitten. Ich weiß, dass es nichts gibt, wodurch ich die Verhaftung ungeschehen machen kann, aber ich würde es trotzdem gern versuchen, wenn Sie es mir gestatten. Ich würde gern Ihrem Schildkröten-Verein etwas Geld spenden.«
    »Dem Schildkröten-Schutzprogramm«, korrigierte May mit unverhohlenem Unwillen. Typisch für sie, zu glauben, alles wäre wieder in bester Ordnung, wenn sie ihr nur ein bisschen Geld in den Rachen schob.
    »Das ist doch toll«, rief Cassandra eifrig. »May, möchtest du denn nichts sagen?«
    Sie wünschte, Cassandra würde endlich aufhören, sie so anzusehen. Sie brauchte keinen, der ihr sagte, wie sie sich zu benehmen hatte. »Danke«, sagte sie.
    »Und?« Cassandra hob die Brauen und nickte in Evelyns Richtung.
    »Und was?«, meinte May. »Spielen wir endlich.«
    Cassandra seufzte. »Ich geb’s auf.«
    »Wahrscheinlich sind Sie erleichtert zu erfahren, dass ich bald wegziehe«, fuhr Evelyn fort.
    »Hmmm«, machte May - die ersten wahren Worte aus dem Mund dieses Weibsstücks, dachte sie.
    »Moment«, rief Annie Laurie, »wohin ziehen Sie denn?«
    »Nach New Mexico, um näher bei meinen Kindern zu sein.«
    So, so, dachte May und bemerkte, dass Doris reichlich selbstzufrieden dreinsah. Aber wahrscheinlich war es nur recht und billig, dass Doris das Verdienst anzurechnen war, Evelyn Lundy zur Vernunft gebracht zu haben.
    »Oh nein«, sagte Annie Laurie, »Sie werden mir fehlen. Und Sugar auch.«
    Sugar mehr als Evelyn, dachte May.

    »Wo wir gerade dabei sind«, fuhr Evelyn fort und sah Cassandra an, die nickte. »Leider werde ich Sugar nicht mitnehmen können, deshalb muss ich jemanden finden, der sich um ihn kümmert.«
    Annie Laurie fuhr so abrupt zu Doris herum, dass es an ein Wunder grenzte, dass ihr Kopf nicht von den Schultern gerissen wurde. Wieder entfuhr May ein Seufzer. Kaum war ihr die eine Last abgenommen, kam auch schon die nächste. Aber sie konnte ihr den Wunsch auf keinen Fall abschlagen, und Doris’ Miene nach zu urteilen, hatte sie es ebenfalls nicht vor. Annie Laurie hüpfte auf ihrem Stuhl herum, bis Doris nickte, ehe sie aufsprang, die Arme um ihre Großmutter warf, um den Tisch lief und Evelyn umarmte. »Dankedankedanke«, rief sie. May ließ den Blick über die Anwesenden schweifen, die ausnahmslos grinsend wie die Affen dasaßen. »Also, wenn es keine weiteren Ankündigungen gibt, könnten wir dann endlich anfangen?«
    Es schien, als dauere es diesmal noch länger als sonst, bis sie dazu kamen, über ihr wöchentliches Buch zu sprechen. Cassandra nahm an, dass Evelyns Anwesenheit sie alle ein wenig nervös machte, besonders Chester und Skeeter, die inzwischen zur Runde hinzugekommen waren. Sie hatten das Drama um Evelyn vor ein paar Tagen versäumt, den Vorfall aber später in aller Ausführlichkeit erzählt bekommen. Cassandra sah ihnen an, dass sie darüber rätselten, wie verrückt Evelyn tatsächlich war.
    May war diejenige, die die Sprache irgendwann auf Überredung brachte. »Tja, ich sage es lieber gleich, aber ich habe dieses Buch nicht gelesen.«
    »Ich auch nicht«, stimmte Chester ein und sah von seinem Blatt auf.
    »Hast du es gelesen, Oma?«, fragte Annie Laurie, hielt die Karten dicht vor ihr Gesicht und begann, sie in die richtige Reihenfolge zu bringen.

    Doris

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