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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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Stelle kam, wo Wentworth beschrieb, sein Herz gehöre Anne noch viel mehr als damals vor achteinhalb Jahren, als sie es ihm beinahe gebrochen hatte, und dass seine Liebe nicht eher stürbe als ihre. An dieser Stelle unterbrach sich Hector und starrte auf die Seiten. »Daddy, wir warten«, sagte Annie Laurie nach einem Augenblick.
    Mit einer abrupten Bewegung schlug er das Buch zu. »Ah, das reicht. Lasst uns Karten spielen.«
    »Ach, Daddy.«
    »Wir spielen Skat, stimmt’s, mein Sonnenschein?« Er sah kein einziges Mal auf, während er mischte und die Karten ausgab. Nach einer Weile schien er sich gefangen zu haben und begann, mit Chester zu scherzen. »Ich vermute mal, dass Mom und May sich nicht umgebracht haben?«
    »Bestimmt nicht, dafür ist es zu still da hinten«, gab Chester zurück.
    Cassandra hätte sich nicht einmal auf ihr Blatt konzentrieren können, wenn ihr Leben davon abgehangen hätte. Sie betrachtete die Karten, ohne sie zu erkennen. Das Einzige, was sie wahrnahm, war Hector, seine Stimme, seine Präsenz im Raum, nur wenige Meter von ihr entfernt. Oh Gott, dachte sie, wieso mussten sie ausgerechnet Jane Austen als Buchclub-Lektüre aussuchen? Diese Frau war entschieden zu gefährlich.
    Sie und Hector hatten seit dem Abend am Pier kein Wort mehr gewechselt. Cassandra hatte halb erwartet, dass er ihr ins Zimmer folgen und fragen würde, was los war. Das hätte Dennis getan. Es machte Dennis verrückt, wenn sie etwas tat, was er nicht nachvollziehen konnte. Einmal hatte er Schnecken als Vorspeise zubereitet und war wahnsinnig
wütend geworden, als sie nicht einmal eine hatte probieren wollen. »Wieso kümmert es dich, ob ich eine Schnecke esse oder nicht?«, hatte sie gefragt. »Probier sie doch, versuch es doch wenigstens«, hatte er die ganze Zeit gedrängt, bis sie wütend wurde, nach Hause fuhr und zwei Tage nicht mit ihm redete. Irgendwas sagte ihr, dass Hector, wenn er Schnecken zubereiten und sie nicht probieren würde, einfach die Achseln zucken und sagen würde: »Okay, so bleiben mehr für mich übrig.«
    »Cassandra!«
    »Was?«
    Die anderen lachten, als sie sich verwirrt am Tisch umsah.
    »Wo warst du mit den Gedanken, Dornröschen?«, fragte Chester.
    »Tut mir leid«, meinte sie, »in meiner eigenen kleinen Welt, glaube ich.« Sie hätte schwören können, dass Hector sie ansah, brachte es jedoch nicht über sich, den Kopf zu heben und den Blick zu erwidern. Stattdessen sah sie zu Evelyn hinüber. Schlagartig war ihr klar, dass Evelyn genau wusste, was hier los war. Mit einem Anflug von Panik fragte sich Cassandra, ob es für alle so offensichtlich war.
    »Wissen Sie, worum es in Überredung noch geht?«, fragte Evelyn, als Chester ihr den Kartenschuh reichte, damit sie geben konnte.
    Cassandra sah, dass die anderen nicht weiter über das Buch sprechen wollten, jedoch aus Höflichkeit Interesse mimten und warteten.
    Evelyn hörte auf zu mischen und sah sich am Tisch um, anscheinend überrascht, aller Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    »Worum?«, fragte Annie Laurie.
    »Um zweite Chancen«, erwiderte Evelyn und blickte Cassandra in die Augen, während sie ihr die erste Karte gab. »Um Spätzünder und zweite Chancen.«

39
    Cassandra hatte keine Ahnung, wie das passiert war. In der einen Sekunde hatte sie sich noch über die Reling gebeugt, um die Delfine besser sehen zu können, und in der nächsten lag sie schon im Wasser. Sie musste kopfüber über Bord gefallen sein, denn als sie die Augen aufschlug, erblickte sie als Erstes ihre Füße, die zum Himmel ragten. Sie spürte Panik aufsteigen, doch das Wasser fühlte sich nach der Hitze des Tages so herrlich kühl an, dass sie sich einen Moment lang einfach treiben ließ. Es überraschte sie, dass sie weder Hector noch Dennis hörte, die ihr nachsprangen. Na wartet, dachte sie. Wartet, bis ich wieder auf dem Boot bin. Junge, Junge, euch beiden werde ich anständig die Meinung geigen.
    Es gelang ihr, sich umzudrehen, und sie begann zu strampeln und mit den Armen zu rudern, während ihr auffiel, wie hübsch die weißen Wolken in dieser anderen Welt dort oben über dem Wasser aussahen. Als sie die Oberfläche durchbrach, blinzelte sie und begann zu rufen, ehe ihr auffiel, dass ihre Leute sie über den Lärm des Bootsmotors hinweg nicht hören konnten und sich rasch von ihr entfernten. Sogar sehr rasch. Das Boot war bereits außerhalb der Schwimmreichweite, zumindest ihrer. Sie würden kehrtmachen und zurückfahren müssen. Aber sie taten

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