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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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lange her, seit ihre Augen etwas anderes als staubtrocken gewesen waren.
    »Was wenn Ihr Mädchen nicht am anderen Ende des Landes leben würde, wo Sie jederzeit hinfahren können? Schätzchen, wenn meine Kleine so nahe bei mir wäre, meinen
Sie, ich würde nicht in dieser Sekunde zu ihr fahren? Sie sollten sich schämen.« Doris stellte das Foto zurück und rang um ihre Fassung.
    Die Tür knarrte, und als Doris in den Spiegel sah, erblickte sie Cassandra. »Alles in Ordnung?«
    Doris sah Evelyn an, deren riesige graue Augen auf sie gerichtet waren. Sie hatte noch nie eine solche Augenfarbe gesehen, wie das Meer an einem wolkigen Tag. »Sie ist wach«, sagte Doris, als sie an Cassandra vorbei auf den Korridor trat und sich auf den Weg ins Badezimmer machte.
    Das Meer rief sie und riss sie aus ihren Träumen. Evelyn setzte sich in der Dunkelheit auf und lauschte. Sie hatte den Tag verschlafen. Die Ereignisse des Vorabends, gefolgt von der Untersuchung im Krankenhaus am nächsten Morgen, hatten sie völlig erschöpft. Sobald Cassandra sie nach Hause gebracht hatte, war sie in ihr Nachthemd geschlüpft und ins Bett gefallen. Zum ersten Mal seit Donalds Tod träumte sie, er sitze an ihrem Bett und sehe ihr beim Schlafen zu.
    Sie warf die Überdecke beiseite und trat auf den Balkon. Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte sie die weiße Gischt am Strand erkennen, das Licht von Cape Lookout, das in der Ferne aufflackerte, Millionen Sterne über ihr. Nun, da die Lichter auf der Veranda nicht mehr brannten, gab es so vieles zu sehen. Es war Jahre her, seit sie das letzte Mal um drei Uhr morgens draußen gewesen war. Nicht seit sie und Donald dieses Haus gekauft hatten.
    Sie waren übers Wochenende gekommen, um herauszufinden, ob sie ernsthaft in Erwägung zogen, ein Haus am Strand zu kaufen. Evelyn hatte auf der Stelle gewusst, dass sie es kaufen würden, wusste, dass sie immer wieder herkommen würde, weil sie es brauchte, das Meer, den Strand, den Wind. All das weckte ihre Sinne, ihre Sehnsüchte. So lange hatte ihr Körper geschlummert, wie ein Insekt, das jahrelang im Winterschlaf
unter der Erde liegt, hatte auf ein Signal gewartet. An dem Abend hatten sie bis in die frühen Morgenstunden auf dem Balkon gesessen, hatten geredet, geträumt, Pläne geschmiedet. Und dann hatte Donald mit ihr geschlafen.
    Ein Windstoß presste das Nachthemd an ihren Körper. Hände, dachte sie, und drückte den Rücken leicht durch. Donald.
    Sie zog einen gepolsterten Liegestuhl unter der Markise hervor und legte sich darauf. Eine Weile betrachtete sie die Sterne, lauschte dem Murmeln der Wellen, dachte an Donald, an ihr gemeinsames Leben. Sie schloss die Augen. Es war so einfach, sich ihn vorzustellen, im Schlaf, nur wenige Zentimeter neben ihr. Sie malte sich aus, wie er aufwachte und feststellte, dass sie nicht da war, wie er auf den Balkon trat, sich über sie beugte, um sie zu küssen, und die Hand ausstreckte.
    »Evelyn«, sagte er, als sie aufstand, seine Hand ergriff und sich über die Planken und die Stufen hinunter an den Strand führen ließ.
    Am Wasser blieben sie stehen und wandten sich einander zu. Sie hob die Arme. Er streifte ihr das Nachthemd über den Kopf und ließ es zu ihren Füßen in den Sand fallen. Ein weißer Fleck in der Dunkelheit.
    »Evelyn«, sagte er noch einmal, diesmal mit heiserer Stimme, und trat näher.
    Sie zog sein Hemd heraus, ging auf die Knie und streifte seine Pyjamahose bis zu den Knöcheln herunter. Er trat sie fort und kniete sich vor sie, zog sie an sich. Als sein Mund ihre Lippen fand und er sie nach hinten drückte, musste sie an jene Nacht vor all den Jahren am Strand mit Alastair denken. Die Erinnerung kam, und sie ließ sie los. Was wirklich zählte, war das, was all die Jahre direkt vor ihren Augen gewesen war, in Fleisch und Blut, mit Haut, Herz und Verstand. Sie versank in ihrer Erinnerung an Donalds Küsse,
all seine Küsse, an die Momente, die Tage, die Jahre, die sie zusammen verbracht hatten. Dies war die Realität, ihr Leben mit Donald. Troilus und Cressida , Überredung , Romeo und Julia - sie waren Geschichten, wunderschöne Geschichten, aber am Ende doch nichts als Erfindung.

37
    »Jemand zu Hause?«, rief Cassandra und betrat die Diele. Sie hatte geläutet, aber als niemand aufgetaucht war, hatte sie den Türknauf gedreht und die Tür unverschlossen vorgefunden. Sugar kam angelaufen und sprang an ihren Schienbeinen hoch. Sie bückte sich, um ihn zu

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