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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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Trotzdem beschloss sie, den dritten Spartakus zu taufen. Für sie würde Spartakus immer der Gott des Meeres bleiben.
    Aber was, wenn es Delfinweibchen waren? Sie kannte keinen einzigen Namen einer Meeresgöttin. Das würde sie unbedingt nachschlagen müssen, wenn sie wieder zu Hause war. Bestimmt gab es welche. Es wäre nicht fair, nur männliche Götter zu haben. Im Geiste hörte sie Ruth Ann lachen. »Meine Güte, Cassandra«, hörte sie sie sagen. »Erzähl mir nicht, du hättest dich in eine verdammte Feministin verwandelt.« Und Cassandra würde nur lächeln, schweigen und denken: Schön, Miss Superperfekt, an dem Tag, als du deinen Mann vor die Tür gesetzt und dein Leben selber in die Hand genommen hast, bist du auch eine geworden, ob du das nun zugeben willst oder nicht. Und Ruth Ann und A. J. schienen glücklicher denn je zu sein. Die beiden hatten es geschafft, dass sie den Kuchen essen und behalten durften.
    Und hier bin ich, dachte Cassandra, drauf und dran, zu sterben, ohne auch nur eine Hochzeitsnacht erlebt zu haben.
Es war einfach nicht fair. Oh bitte, Gott, mach, dass das nicht alles war. Es gab noch so vieles, was sie tun wollte. Sie war nicht sicher, ob sie Gott bitten sollte, sie zu verschonen, damit sie wenigstens in den Genuss von Sex käme, also entschied sie sich für andere Dinge. Sie wollte Ashleys neues Baby sehen, das im September zur Welt kommen würde. Sie wollte zu Annie Lauries Geburtstag in Ocracoke gehen. Sie wollte Chester dazu verhelfen, den Iron Steamer Pier weiter betreiben zu können. Sie wollte mehr Zeit mit May, Walton, Annie Laurie, Doris, Chester und Skeeter verbringen. Sie wollte lernen, wie man ein Boot fuhr. Sie wollte wissen, wie es bei All my children weiterging. Sie wollte Hector noch einmal küssen.
    Cassandra schwor sich, dass sie, falls sie es nach Hause schaffte, all diese Dinge tun würde, jedes einzelne davon. Und noch mehr. Sie würde nie wieder vor etwas kneifen, nur weil sie Angst hatte.
    Und wenn sie es nicht schaffte? Immerhin war es durchaus eine Möglichkeit. Wenn auch eine, die sie im Moment nicht in Betracht ziehen wollte.
    Sie sah zum Himmel hinauf, der sich so herrlich blau über ihr spannte, all das Licht, die Sonne, die allmählich im Westen versank, dort hinten, wo sich die Insel befand. Bestimmt waren Walton und Annie Laurie angeln gegangen, an einen ihrer Geheimplätze, während May und Doris in ihren Schaukelstühlen auf der Veranda saßen, gewiss schon auf die Uhr sahen und nervös wurden, weil alle draußen auf dem Wasser waren und es bereits dunkel wurde.
    Die Delfine wurden offenbar nie müde. Sie schwammen noch immer um sie herum und fingen Fische. Ihre Arme waren schwer vom Paddeln, also legte sie sich auf den Rücken und ließ sich treiben, während ihr das Wasser in die Ohren lief und alle Geräusche dämpfte, bis auf den steten Schlag ihres Herzens. Hier bin ich also, mitten auf dem Meer, dachte sie, ganz allein, kein Mensch, kein Boot oder ein Zipfelchen
Land in Sicht, und ich fürchte mich, aber nicht einmal annähernd so, wie ich sollte. Sie kam zu dem Schluss, dass es am Schock liegen musste, und versuchte sich zu erinnern, wie man mit jemandem umgehen sollte, der einen erlitten hatte. Man musste den Patienten hinlegen, beruhigen, Atmung und Puls überprüfen. Atme, Cassandra, atme. Versuch, nicht zu denken. Entspann dich. Que será, será , wie es in diesem alten Doris-Day-Song hieß. What will be, will be . Sie schloss die Augen und spürte, wie sie dahindriftete, als wäre sie selbst eine kleine Insel. Wie hieß noch die Insel, von der Evelyn gesprochen hatte? Der indianische Name von Prince Edward Island? Er war so schön. Er fiel ihr im Moment nicht mehr ein, aber er bedeutete »Land, auf den Wellen gewiegt«.
    Sie war nicht sicher, ob sie geschlafen hatte oder wie viel Zeit verstrichen war, als ein Dröhnen ertönte. Dann hörte es auf, und in der Stille klang es, als rufe jemand ihren Namen. »Cassandra Moon, Cassandra Moon.« Es hörte sich seltsam an, gedämpft und undeutlich, als wäre sie unter Wasser, und sie lächelte. Spartakus kannte ihren Namen.
    Neben ihr platschte etwas, und sie fuhr hoch, schlug mit den Armen und paddelte, um sich in eine aufrechte Position zu bringen. Die Sonne war untergegangen, doch es war noch hell genug, um zu sehen, dass die Delfine verschwunden waren. Wieder hörte sie ihren Namen und fuhr herum. Ein Boot, es war ein Boot, aber nicht die Island Girl . Es war riesig, ragte über ihr auf, und

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