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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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vier Männer in Uniform standen an der Reling, während ein fünfter ihr einen Rettungsring zuwarf. »Nehmen Sie ihn!«, schrie er. Cassandra gehorchte. Das Ding sah aus wie ein Boot der Küstenwache, was es wohl auch war. Sie war gerettet. Und es war noch nicht einmal dunkel. Aber wo waren Hector und Dennis?
    Hätte jemand eine Videokamera dabeigehabt, hätte es die Aufnahme, wie sie am Verladenetz hochkletterte und sich über den Bootsrand schwang, während ihr dickes weißes Hinterteil
in der Luft schwebte, bestimmt zu Amerikas Lustigste Privatvideos geschafft. Zwei der Männer packten sie bei den Armen, was gut war, denn nach der ganzen Zeit im Wasser fühlten sich ihre Beine wie Wackelpudding an. Obwohl es immer noch warm war, begann sie zu zittern. Die Männer legten ihr eine Decke um die Schultern und führten sie zum Heck des Boots. Erst jetzt bemerkte sie, wie weit sie sich über der Wasseroberfläche befanden. Sie blieb stehen, blickte über die Reling und sah die Delfine. Dort unten war ich, dachte sie. Die Delfine wirkten so klein, und mit einem Mal begriff sie, was für ein Wunder es war, dass sie sie gefunden hatten. Sie war weiß Gott keine zierliche Gazelle, im Vergleich zum Meer jedoch kaum mehr als ein winziger Fleck. Nicht viel, und sie wäre endgültig unsichtbar gewesen. Das Zittern wurde stärker, und sie spürte, dass sie den Tränen nahe war.
    Trotz seiner beachtlichen Größe konnte der Beamte von der Küstenwache höchstens zwanzig sein. Fast noch ein Baby. Wahrscheinlich wäre er entsetzt, wenn diese alte Frau, die seine Mutter sein könnte, sich ihm an die Brust warf und losheulte, aber sie konnte sich nicht länger beherrschen. Sie sank gegen ihn und ließ ihren Tränen freien Lauf. Und, was für ein Segen, er legte die Arme um sie und tätschelte ihren Rücken. Seine Mutter hatte ihn offenbar zu einem braven Jungen erzogen.
    Der Motor war so laut, dass sie das andere Boot erst bemerkte, als es seitlich heranfuhr. Sie hob den Kopf, und da standen Hector und Dennis an Deck der Island Girl . Dennis hielt sich an der Reling fest, und seine Lippen bewegten sich. »Gott sei Dank« las sie von ihnen ab. Dann fiel ihr Blick auf Hector. Es fühlte sich an, als würden seine Augen Löcher in die Decke um ihre Schultern brennen. Seine Lippen bewegten sich nicht. Stattdessen stand er da, in seinem hässlichen alten Angel-Shirt, und sah sie an. Dennis winkte und gestikulierte in die Richtung der Beamten, und Cassandra begriff, dass er
sie bat, Cassandra zu ihnen an Bord zu bringen. Sie sah zu dem netten Jungen von der Küstenwache hoch und schüttelte den Kopf. Unter keinen Umständen würde sie ein zweites Mal in Unterhosen in dieses Wasser gehen und eine Leiter hinaufklettern. Darüber hinaus war sie nicht einmal sicher, ob sie mit Hector und Dennis auf einem Boot sein wollte.
    Sie wandte sich ab und legte ihre Wange wieder an die Brust des Jungen. Er fühlte sich so warm an, und sie spürte sein gewaltiges Herz unter ihrer Wange schlagen. Bum bum bum bum . Wie dieser Song. I can tell you’ve never been this far before .
    Die anderen Männer von der Küstenwache setzten sich in Bewegung, riefen einander Befehle zu, und dann begann sich das Boot zu bewegen, so dass Cassandra um ein Haar das Gleichgewicht verloren hätte. Der Junge packte sie bei den Armen und hielt sie fest. »Ma’am, wie wär’s, wenn ich Sie jetzt in die Kabine bringe, damit Sie sich hinsetzen und aufwärmen können? Und dann besorgen wir Ihnen was zu trinken.«
    Vielleicht fühlte sie sich deshalb so schwach auf den Beinen. Bestimmt war sie dehydriert. Cassandra nickte und ließ sich über das Deck zur Kabine führen. Sie drehte sich noch einmal um. Dennis stand da und sah ihr nach, während Hector auf die Brücke gegangen war und das Boot startklar machte.
    Als sie in der Kabine saß und an einer Tasse heißer Schokolade nippte, sah sie, dass die Island Girl ihnen folgte. Die Konturen von Hector und Dennis zeichneten sich wie Scherenschnitte vor dem dunkler werdenden Himmel hinter ihnen ab. Immer wenn sie ihrer ansichtig wurde, wurde sie wütend, ohne sagen zu können, weshalb. Sie hatten sie nicht absichtlich im Wasser zurückgelassen, sie hatten ja nicht einmal mitbekommen, dass sie über Bord gegangen war. Aber vielleicht war es genau das - dass sie so lange nicht gemerkt hatten, dass sie verschwunden war. Es gab ihr das Gefühl, unsichtbar
zu sein, als hätte sie keinerlei Bedeutung für sie, jedenfalls nicht so, wie sie

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