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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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hämmern begann, während ihr durch den Kopf schoss, dass sie, wenn sie nicht bald an etwas anderes dachte, nicht lange genug leben würde, um mitzubekommen, wie die Haie sie aufstöberten, weil sie an einem Herzinfarkt sterben würde. »Bleib ganz ruhig«, sagte sie sich. »Alles wird wieder gut. Sie werden jede Minute merken, dass du nicht mehr da bist, und zurückrasen, um dich zu holen. Halt einfach durch. Atme.«
    Etwas streifte ihr Bein. Entsetzt schrie sie auf und paddelte einmal um die eigene Achse, sah jedoch nirgendwo Flossen. Andererseits wäre die Flosse nicht über der Wasseroberfläche, wenn der Hai schon so nahe war. Aber es hatte sich nicht groß genug für einen Hai angefühlt. Oh lieber Gott, bitte hilf mir. Und Mama, wenn du mich hören kannst, ich brauche Hilfe. Bitte.
    Sie machte ein paar tiefe Atemzüge und sagte sich, wenn etwas herbeigeschwommen wäre, um sie zu fressen, wäre sie wohl inzwischen tot. Entspann dich, beschwor sie sich. Es war nur ein Fisch. Hoffentlich genau der, der Dennis und Hector nicht ins Netz gegangen war. Hoffentlich hatten die beiden keinen einzigen verdammten Fang gemacht.
    Allmählich wurden ihre Beine lahm, und ihr wurde bewusst, dass ihre Jeans und die Schuhe sie nach unten zogen. Mit den Zehen streifte sie sich die Schuhe von den Füßen, und als sie an die Wasseroberfläche stiegen, verschnürte sie die Schuhbänder und hielt sich an ihnen fest. Es wäre idiotisch, sie einfach davontreiben zu lassen, schließlich waren sie nagelneu.
    Als Nächstes knöpfte sie ihre Jeans auf und zog sie über die Füße und an die Oberfläche. Obwohl in ihrem Garten kein Pool stand, hatte sie sich zu einem Rettungsschwimmer-Kurs
angemeldet, falls sie eines Tages mit den Kleinen ins Schwimmbad gehen würde. Dort hatte man ihnen unter anderem beigebracht, wie man Hosen als Floß benutzen konnte. Sie verknotete die Enden der Hosenbeine, hielt den Bund auf, damit Luft hineinströmen konnte, und verschloss ihn. Es war nicht so effizient wie eine Schwimmweste, aber immerhin. Natürlich brauchte sie sie in Wahrheit nicht. Ein Vorteil am Dicksein war der eingebaute Schwimmring. Sie konnte sich stundenlang treiben lassen, ohne auch nur die Beine bewegen zu müssen.
    Oh bitte, lass es nicht stundenlang sein, dachte sie. Nur ein paar Minuten. Bitte, Gott, mach, dass sie zurückkommen.
    Etwa hundert Meter von ihr entfernt tauchte etwas Dunkles aus dem Wasser auf und verschwand wieder. Ihr blieb das Herz stehen. Wie gebannt starrte sie auf die Stelle, versuchte, dieses Etwas durch Willenskraft dazu zu bewegen, zu bleiben, wo es war. Nach einer Weile, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, tauchte das Ding erneut auf, diesmal näher. Es sah wie ein Delfin aus, nur viel größer und dunkler. Sie war noch nie so dicht an einem Delfin dran gewesen, sondern hatte sie immer nur vom Strand aus beobachtet. Augenblicke später erschienen zwei weitere und tauchten hinter dem ersten ab. Ja, Delfine! Ich danke dir Gott, danke!
    Bitte bleibt bei mir, flehte sie. Bitte lasst mich nicht allein.
    Sie schienen im Kreis zu schwimmen, tauchten auf und ab, wieder und wieder, fast so, als spielten sie Ringelreihen. Dann bemerkte sie, dass sie etwas fraßen. Das bedeutete, dass irgendwo Blut sein musste, obwohl sie nirgendwo etwas Rotes erkennen konnte. Blut zog Haie an. Nein, nein, denk nicht daran.
    Die Spätnachmittagssonne glitzerte auf den Rücken der Delfine, und sie fragte sich, ob sie auch aus der Nähe so dunkel waren. Sie hatte immer gedacht, ihre Haut sei grau. Vielleicht lag es am Lichteinfall. Wohin würden sie schwimmen,
wenn sie gefressen hatten? Hatten Delfine ein Zuhause? Wäre dies ein Disney-Film, würden sie wahrscheinlich in irgendeiner Höhle am Meeresgrund leben. Und sie könnte Arielle, die kleine Meerjungfrau, sein. Nein, sie wäre lieber Sylvia, eine schöne große Meerjungfrau mit silbriger Schwanzflosse. Und diese Delfine wären ihre besten Freunde. Der eine, der als Erster aufgetaucht war, wäre Poseidon. Bei diesem Namen musste sie an Shelley Winters aus Die Höllenfahrt der Poseidon denken. Sie konnte nicht nachvollziehen, wieso sie nicht diese weinerliche Carol Lynley statt der Dicken sterben lassen konnten. Sie liebte die Stelle, an der Shelley sagte, im Wasser sei sie ganz, ganz dünn.
    Der zweite Delfin wäre Neptun, der andere Name des Gottes des Meeres. Sie war froh, dass Annie Laurie und sie es in der Bibliothek nachgeschlagen hatten. Es war toll, die richtigen Namen zu kennen.

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