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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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es nicht. Stattdessen fuhren sie immer weiter weg. Cassandra konnte die Ausleger am Boot erkennen, ja, selbst die Leinen, die in der Sonne leuchteten, doch sie konnte Hector und Dennis nirgendwo sehen, was bedeutete, dass sie auch sie nicht sehen konnten.
    Ihr Herz begann zu hämmern. Oh Gott, dachte sie, ich werde hier draußen sterben. Sie lassen mich hier zurück. Ich werde
sterben. Ertrinken oder einem Hai zum Opfer fallen. Sie paddelte im Kreis und hielt nach den verräterischen Rückenflossen Ausschau. Das Wasser war ruhig, kaum ein Lüftchen regte sich. Vielleicht war das der Grund, weshalb sie nichts gefangen hatten. Sie strampelte mit den Beinen und versuchte, ihre Atmung unter Kontrolle zu bringen. Es wäre nicht gut, mitten auf dem Ozean zu hyperventilieren. Keine Papiertüten, nichts. Sie war ganz allein. Sie schwamm im Kreis, sah nach den Delfinen, die dem Boot eine ganze Stunde lang gefolgt waren. Nichts. Dabei würde sie sich so viel besser fühlen, wenn sie hier wären. Sie hatte von Delfinen gehört, die Menschen vor Haien beschützten, bis Hilfe eintraf.
    »Hector! Dennis! Kommt zurück!« Sie würde die beiden umbringen, schlicht und einfach umbringen. Das Boot wurde kleiner und kleiner.
    Wieder wirbelte sie herum und hielt Ausschau, nach irgendwas, doch um sie herum war nichts als Wasser. »Hilfe!«, schrie sie. Eine Welle schwappte heran und spülte ihr eine Ladung Salzwasser in den Mund. Als sie wieder Luft bekam, war das Boot nichts als ein weißer Fleck am Horizont, und auch das Dröhnen des Motors war verebbt. Tja, wenigstens wusste sie jetzt, wo ihr Platz auf ihrer Prioritätenliste war - Eins: Fischen, Zwei: Cassandra. Nein, eher Platz drei, denn Nummer zwei belegte die Kategorie »Macho-Gerangel« .
    Sie hätte nie mitkommen dürfen, nachdem sie gemerkt hatte, dass es sich bei dem Boot, das Dennis gechartert hatte, um Hectors Island Girl handelte. Stattdessen hätte sie geradewegs in ihr Zimmer gehen und dort bleiben sollen. Es war gemein von Dennis, Hector so damit zu überfallen und ihr nichts von seinen Plänen zu verraten, so dass sie erst merkte, was er vorhatte, als es bereits zu spät war. Sie hatte sich so darauf gefreut, den Golfstrom zu sehen, und Dennis hatte alles ruiniert.
    Jeder Anflug von Spannung und Erregung bei der Aussicht,
dass zwei Männer um sie kämpften, war verflogen, als sie ihnen eine Viertelstunde auf dem Boot zugesehen hatte - Dennis, der unter Beweis stellen musste, was er in seinem Segelkurs gelernt hatte, und Hector, der ihn wie ein Kleinkind behandelte. Was wenn sie so mit Angeln und Angeben beschäftigt waren, dass sie erst zu Hause merkten, dass Cassandra nicht mehr da war? Wenn sie kehrtmachten und zurückfuhren, wäre es längst dunkel und sie selbst Fischfutter.
    Irgendwo hatte sie einen Artikel über einen Mann gelesen, der den Great Dismal Swamp so sehr liebte, dass er immer in der Hoffnung lebte, wenn seine Zeit gekommen wäre, erleide er einen Herzinfarkt, falle über Bord und würde von einem dicken alten Alligatormännchen verschlungen werden. Auf diese Weise würde er zu einem Teil des Sumpfs werden, auf die eine oder andere Weise, und für immer mit ihm verbunden sein. Cassandra war begeistert von dieser Geschichte, von der Liebe des Mannes zum Sumpf, zur Natur und all dem, doch nun, da ihr selbst dieses Schicksal drohte, erschien es ihr mit einem Mal nicht mehr so romantisch. Die Vorstellung, Teil des Ozeans zu werden, indem sie ein riesiger Menschenfresser verschlang, besaß plötzlich keinerlei Anziehungskraft mehr. Und sie würde zehntausend Dollar darauf verwetten, dass der Mann zu Hause im Bett gestorben war, während ihm seine Frau die Hand hielt. Sie wünschte, sie wäre jetzt zu Hause und würde sich irgendeinen lausigen Film im Fernsehen ansehen, irgendwas mit einer Frau, die sich an allen Männern rächte, die sie im Lauf ihres Lebens schlecht behandelt hatten.
    Auch diese Geschichte hatte sie vor langer Zeit im People -Magazin gelesen: eine Story über einen jungen Mann in Australien, der im Meer schnorchelte. Er wurde vor den Augen einer Bootspartie von einem riesigen weißen Hai gebissen und in zwei Teile gerissen. Kurz darauf kamen weitere Haie und verschlangen auch noch seine andere Körperhälfte. Wahrscheinlich hatte er nichts davon mitbekommen, sondern
lediglich etwas Warmes an den Beinen gespürt, und Zack! Geradewegs in den Schlund des alten Hais, der noch nicht einmal zu kauen brauchte.
    Sie spürte, wie ihr Herz wieder zu

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