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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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voreinander setzen müssen. Trotzdem würde sie sich gestatten, sich ein ganz klein wenig an diesen Mann anzulehnen, nur solange bis die Welt wieder im Lot war und die Sterne ihren angestammten Platz am Himmel eingenommen hatten.

8
    Diese Frau würde sich über kurz oder lang in seinem Laster übergeben, das sah er mittlerweile klar voraus. Hector beobachtete, wie sich ihr Gesicht, während sie aß, zuerst rosa, dann rot färbte und schließlich blass wurde, und als sie nun den Sicherheitsgurt anlegte, glaubte er eine Spur Grün zu entdecken, obwohl das auch von der Armaturenbeleuchtung herrühren konnte. Sie würde sich übergeben, vielleicht sogar ohnmächtig werden. Was sollte er dann tun? Sie auf dem Beifahrersitz schlafen lassen? Er konnte sich das Gesicht seiner Mutter vorstellen, wenn sie morgen früh aus dem Haus kam und eine fremde Frau in seinem Laster sitzen sah. Er ließ den Motor an und stieß rückwärts aus der Parklücke, ehe er ihr einen prüfenden Blick zuwarf. Doch sie hatte die Übelkeit einfach übersprungen und war geradewegs in Ohnmacht gefallen. Ihr Kopf war nach vorn gesunken, sie hielt mit den Händen noch immer den Sicherheitsgurt umfasst, und ihre Unterlippe bebte bei jedem Schnarchlaut.
    Er streckte die Hand aus und löste behutsam ihren Griff um den Sicherheitsgurt, schnallte sie an und gab Acht, ob sie das Klicken auch nicht geweckt hatte. Auf den ersten Blick hatte er sie auf Ende dreißig, Anfang vierzig geschätzt, aber im Schlaf wirkte sie wesentlich jünger, besonders wegen der Sommersprossen, die aussahen, als hätte jemand Zimt auf ihre Nase gestreut. Er wünschte, er hätte Gelegenheit, mehr darüber herauszufinden, was passiert war. Beispielsweise warum sie von ihrer eigenen Hochzeit geflohen war, aber er hatte es nicht über sich gebracht, sie zu befragen. Und wenn er sie erst einmal im Sandra Dee abgeliefert hätte, dann wäre es
das gewesen. Sie würde für immer eine geheimnisvolle Fremde für ihn bleiben.
    Eines stand fest: Seit er sie aufgegabelt hatte, war seine Langeweile verflogen.
    Sie wachte auf, als sie die Brücke nach Emerald Isle überquerten, und wandte sich zum Fenster um. »Oh, jetzt weiß ich, wohin ich gehen werde«, sagte sie und schlief wieder ein. Als er nach einer scharfen Linkskurve auf die gerade Straße nach Emerald Isle einbog, kippte ihr Körper im Zeitlupentempo nach links, bis sie gegen ihn sank. Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter, und ihr Arm streifte den seinen. Er spürte die Wärme, die sie durch die Kleidung hindurch verströmte, und fragte sich, ob sie vielleicht krank sei. Hector dachte über ihre Worte nach. Sie wisse jetzt, wohin sie gehen würde, hatte sie gesagt. Wenn er jemals einer noch verloreneren Seele begegnet wäre, so konnte er sich jedenfalls nicht daran erinnern.
    Als sie zum Sandra Dee kamen, musste er geschlagene zwei Minuten klingeln, ehe Beau seinen Hintern aus dem Bett schwang und die Tür aufmachte. »Ich brauche ein Zimmer, Kumpel«, erklärte Hector mit einem Blick auf seinen Laster, den er mit laufendem Motor vor dem Büro stehen gelassen hatte.
    »Weißt du überhaupt, wie spät es ist?« Beau fuhr sich mit einer Hand über seinen kahlen Schädel und kratzte sich mit der anderen unter seinem T-Shirt. Er folgte Hectors Blick zum Laster und hob die Brauen. »Neue Freundin, was?«
    »Halt einfach die Klappe und gib mir ein Zimmer. Etwas im Erdgeschoss.« Möglicherweise war sie nicht mehr imstande zu gehen, und er bezweifelte, dass er sie tragen konnte.
    Beau griff hinter sich und nahm einen Schüssel vom Brett. »Nimm die 102.« Hector wandte sich zum Gehen.
    »Und tu nichts, was ich nicht auch tun würde.«
    Hectors Ahnung stellte sich nicht als gänzlich verkehrt heraus.
Sie übergab sich, nur nicht in seinem Laster. Sie schafften es ins Zimmer, als sie plötzlich zu stöhnen begann. »Oh Gott!«, stieß sie hervor, worauf er sie eilig ins Badezimmer schob und den Toilettendeckel gerade noch rechtzeitig hochriss. Er kniete sich in der Dunkelheit neben sie, lauschte ihrem Würgen, hielt ihr das Haar und strich ihr über den Rücken. Als sie sich entleert hatte, klappte er den Deckel zu und setzte sie auf die Toilette, ehe er das Licht anschaltete.
    »Wollen Sie sich den Mund ausspülen?«
    Sie nickte. »In meinem Koffer ist eine Flasche Mundwasser.«
    Er befeuchtete einen Waschlappen und reichte ihn ihr, dann ging er zum Laster und holte ihre Handtasche und den Koffer. Es war eines dieser alten Samsonite-Dinger, die

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