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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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sie stand mitten drin, während die Musik aus der Jukebox, die Lichter und Farben so schnell um sie herum wirbelten, dass sie das Gleichgewicht verlor, spürte, wie sie fiel, während sie sich fragte, ob der fremde Mann sie wohl ins Krankenhaus fahren würde, wenn sie eine Gehirnerschütterung erlitt. Sie kniff die Augen zusammen und wartete, dass ihr Kopf auf den gefliesten Betonboden aufschlug, doch stattdessen spürte sie etwas nicht ganz so Hartes. Etwas, das leicht nachgab, ehe sie wieder aufgerichtet wurde.
    Als sie die Augen aufschlug, schwebte sein Gesicht nur wenige Zentimeter über ihr, und zum zweiten Mal an diesem Abend gelang es ihr nicht, den Blick abzuwenden. Diesmal hatte sie genug Zeit, um all die Details zu registrieren, die ihr beim ersten Mal entgangen waren: die roten Bartstoppeln an seinem Kinn, die hübschen weißen Schneidezähne, die untere, leicht schiefe Zahnreihe, die Lippen, die sich rosig von seiner
gebräunten Haut abhoben, die Fältchen, die sich wie ein Akkordeonblasebalg in seinen Augenwinkeln kräuselten, die Augen selbst, die nur auf den ersten Blick hellblau ausgesehen hatten, nun jedoch graublau schimmerten. Sie hatte noch nie solche Augen gesehen, und diese Augen übten ihre Wirkung auf sie aus - es war, als ließen sie eine Art elektrische Energie entstehen.
    Es war wie im Film. Sie standen da, anscheinend eine Ewigkeit. Seine Arme umschlangen ihre Taille, ihre Hände ruhten auf seinen Schultern, als sie einander tief in die Augen sahen. Sie hatte sich schon immer gefragt, was in den Leuten in einem solchen Moment vorgehen mochte. Jetzt wusste sie es. Nichts. In ihrem Kopf ging rein gar nichts vor sich. Das Einzige, was sie wahrnahm, waren die Reaktionen ihres Körpers, die sich ebenso ihrer Kontrolle entzogen wie sonst auch - ihre Atmung, ihr Herzschlag, ihre Hauttemperatur. Gewöhnlich glaubte sie, keine Kontrolle über sich zu haben, wenn eine Packung Eiscreme vor ihr stand oder sie eine ihrer Hitzewallungen hatte, aber im Vergleich hierzu war all das ein Klacks.
    Sie gewann ein wenig klaren Verstand zurück, und die Stimme tief in ihrem Innern, diese Stimme, die sie sonst bevorzugt aus dem Tiefschlaf riss, flüsterte mit einem Mal: »Du bist eine fette, alte, heulende Kuh, und er hat nur Mitleid mit dir. Das ist seine gute Tat von heute. Reiß dich zusammen. Wahrscheinlich braucht er einen Chiropraktiker, wenn er mit dir fertig ist.«
    »Schnauze!«, blaffte sie zurück. Der Mann ließ die Hände sinken und schaute sie entgeistert an. In diesem Moment registrierte sie, dass auch alle anderen Anwesenden verstummt waren. Die Kellnerin, die gerade das Essen servierte, strafte sie mit einem bösen Blick. Oh Gott, dachte Cassandra, habe ich das etwa laut gesagt? Wieso hatte er sie nicht einfach fallen lassen können, so dass sie jetzt bewusstlos wäre, vielleicht sogar
schon auf dem Weg ins Krankenhaus, wo sie niemanden von diesen Leuten jemals wiedersehen müsste?
    »Nein, nein, natürlich habe ich nicht Sie gemeint«, stammelte sie, wandte sich um und taumelte davon.
    Auf der Damentoilette beschloss sie, dass sie erst wieder hinausgehen würde, wenn er verschwunden war. Wenn die Kellnerin Schichtwechsel hatte und alle anderen Gäste gegangen wären, so dass sich niemand mehr an sie erinnern würde. Dann würde sie hinausgehen und mit der Dunkelheit eins werden.
    Aber natürlich ging das nicht. Erwachsene Frauen verschanzten sich nicht den ganzen Abend über auf der Toilette. Sie stellten sich den Tatsachen, auch wenn sie von zu Hause weggelaufen waren. Cassandra hasste all das, sie verabscheute es. Sie befeuchtete ein Papierhandtuch und wischte sich die Wimperntusche unter den Augen ab, spritzte sich Wasser ins Gesicht und versuchte, ihre Frisur in den Griff zu bekommen. Was sich jedoch wegen der Unmenge Haarspray als unmöglich herausstellte. Ihr Kopf sah wie eine Piñata aus, wie eine riesige gelbe Piñata. Das war ein weiterer großer Fehler gewesen - ihr Haar für die Hochzeit blond zu färben. Sie hatte ja gewusst, dass sie es leid werden würde, ständig den dunklen Ansatz nachzufärben, und am Ende doch warten würde, bis es seine gewohnte hellbraune Farbe wiederhatte. Sie schüttelte den Kopf. Wenn Ruth Ann sie so sehen würde. Sie steckte die Bürste in ihre Handtasche, holte tief Luft und ging zu ihrem Tisch zurück.
    Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen, als sie sich wieder hinsetzte, vergaß jedoch ihre Verlegenheit, als ihr der Duft des Specks in die Nase

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