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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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leer bereits eine Tonne wogen, und dem Gewicht nach zu schließen, musste sie ihren gesamten Hausstand darin verpackt haben. Er schaltete das Licht im Zimmer an, schwang den Koffer aufs Bett und hielt inne. Irgendwie erschien es ihm nicht richtig, in ihren Sachen zu wühlen, andererseits war sie nicht in der Verfassung, es selbst zu tun. Er öffnete die Verschlüsse und hob den Deckel an. Obenauf lag ein weißes Satinnachthemd, eines dieser ärmellosen Exemplare, dazu ein morgenrockähnliches Etwas, wie man es in Filmen sah.
    Hector wischte sich die Hände an der Hose ab, aus Angst, er könnte es schmutzig machen, nahm die Sachen behutsam aus dem Koffer und legte sie aufs Bett. Vorsicht, mein Freund, dachte er. Dieses hier ist nicht für dich gemacht. Er arbeitete sich weiter durch Schichten von Kleidern, Schuhen und Unterwäsche, bis er auf einen mit Blumenmuster bedruckten Beutel stieß, der sich anfühlte, als enthalte er Seife, Shampoo und derartige Utensilien. Gerade als er den Deckel zuklappen wollte, fiel ihm ein, dass sie sich möglicherweise gleich ausziehen und fertig für das Bett machen wollte, nachdem sie sich frisch gemacht hatte. Das Hochzeitsnegligé kam wohl
eher nicht in Frage, sondern etwas Bequemeres. Ihm fiel ein, dass er zuvor etwas Weiches, Flanellartiges ertastet hatte. Und tatsächlich entdeckte er ein weißes, mit hellrosa Rosen bedrucktes Flanellnachthemd. Aber wie war sie auf die Idee gekommen, bei dieser Hitze ein Flanellnachthemd einzupacken? Vielleicht fror sie leicht, oder aber sie schlief lieber bei eingeschalteter Klimaanlage. Oder sie hatte irgendein Hautproblem. Noch ein Geheimnis.
    Er brachte das Nachthemd und den Kulturbeutel ins Badezimmer. Allem Anschein nach hatte sie sich nicht vom Fleck gerührt, sondern saß noch immer mit gesenktem Kopf da. Beim Anblick ihrer Sachen hob sie abrupt den Kopf und sah ihn entsetzt an.
    »Ich habe Ihre Sachen hier. Sie wollen sich doch bestimmt waschen und ein Nachthemd anziehen, nicht wahr? Ich warte draußen.« Er schloss die Tür, hievte den Koffer auf die Ablage und setzte sich auf die Bettkante. Das Rauschen von Wasser drang aus dem Bad, und er entspannte sich ein wenig. Sobald sie herauskam, würde er fragen, ob sie noch etwas brauchte, und dann verschwinden. Es war schon spät, und eigentlich sollte er viel erschöpfter sein, doch in Wahrheit war er hellwach, in Alarmbereitschaft, so wie auf dem Meer, wenn sich ein Sturm zusammenbraute.
    Die Toilettenspülung rauschte, dann wieder der Wasserhahn, ehe sich die Tür öffnete.
    Sie hatte die Reste der Wimperntusche und das Make-up entfernt und sich das Haar ausgekämmt, so dass es blond und lockig über ihre Schultern fiel. Sie sah wie ein kleines Mädchen aus, als sie barfuß und im Nachthemd vor ihm stand. Sie schaltete das Licht im Badezimmer aus und sah ihn an, als wisse sie nicht recht, was sie tun sollte.
    Was für eine Hochzeitsnacht, dachte Hector. Er wusste nicht, wen er mehr bedauern sollte, sie oder den Bräutigam. Er stand auf und zeigte auf den Mülleimer. »Ich stelle ihn
hier hin«, sagte er, »nur für den Fall, dass Ihnen noch einmal schlecht wird.«
    Sie nickte und trat neben ihn, so dicht, dass er das Pfefferminzaroma ihres Atems wahrnahm. Sie stand mit geschlossenen Augen leicht schwankend da. War sie etwa so hinüber, dass sie nicht wusste, wie sie es bewerkstelligen sollte, ins Bett zu gelangen? Er nahm sie bei den Schultern, um sie aufs Bett zu setzen, doch stattdessen ließ sie sich gegen ihn sinken, so dass ihr Gesicht an seiner Brust lag. Abrupt hob er die Hände, als ziele jemand mit einer Waffe auf ihn, und blickte über ihre Schulter, als stünde jemand dort, der ihm sagte, was er tun sollte. Schließlich seufzte er und legte die Arme um sie. Wenn er das nächste Mal eine Braut am Straßenrand sah, würde er weiterfahren, oder bestenfalls einen Abschleppwagen rufen, mehr aber auch nicht.
    Lange Zeit standen sie so da, und Hector registrierte, wie gut sie roch. Nach Seife und etwas anderem, vielleicht nach irgendeiner Creme oder einem Shampoo. Instinktiv hob er die Hand und strich ihr übers Haar, das sich glatt und weich wie Satin anfühlte. Reiß dich zusammen, Kumpel, ermahnte er sich. Zeit, für heute Schluss zu machen.
    »Glauben Sie, Sie können schlafen?«, fragte er und zog sich ein wenig zurück.
    Sie hob den Kopf. Er war nicht sicher, welche Erwiderung er von ihr erwartet hatte, aber »Lassen Sie mich nicht allein« war es ganz bestimmt

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