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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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ihrem Leben sehen würde.
    Sie gelangte zu dem Schluss, dass ein Spaziergang am Strand genau das Richtige war, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Nach all den Strapazen der Fahrt hierher stand ihr das wohl auch zu. Sie zog Shorts und ein T-Shirt an, verzichtete jedoch auf Sonnencreme und Hut, da es noch zu früh dafür war. Sie würde sich nicht so lange draußen aufhalten, dass sie einen Sonnenbrand riskierte. Als sie die Tür aufmachte und den dichten Nebel über dem Parkplatz erblickte, hätte sie es sich um ein Haar anders überlegt. Doch der Nebel würde sich schon bald auflösen, und sie wollte unbedingt das Meer sehen, es riechen und hören. Sie schloss die Tür hinter sich und steckte den Schlüssel in ihre Tasche. Beim Anblick des Parkplatzes ging ihr auf, dass sie ja keinen Wagen hatte. Was jetzt? Sie schüttelte den Kopf. Zuerst an den Strand.
    Auf der obersten Stufe der Treppe über die Dünen blieb sie stehen. Wegen des Nebels war nicht viel zu sehen, doch sie hörte die Wellen, die sanft unter ihr ans Ufer schwappten, und roch die salzige Luft. Sie streifte sich die Sandalen von den Füßen, hastete die Treppe hinunter und lief durch den Sand. Als sie knöcheltief im Wasser stand, stieß sie einen Seufzer aus und begann sich zu entspannen. Sie war da. Was auch immer als Nächstes kommen mochte - sie war genau an dem Ort, an dem sie sein wollte. Eine Brise wehte von Osten heran, strich über ihre Wange. Es fühlte sich so gut an, so kühl. Sie wandte sich dem Wind zu. Wie lautete diese Redensart?
Weht der Wind aus Osten, kommt der Fischer nicht auf seine Kosten? Zu schade für die Männer, die ein Stück entfernt in der Brandung angelten.
    Sie ging ein Stück zurück und setzte sich in den trockenen Sand. Augenblicke später flutete die Erinnerung an die vergangenen vierundzwanzig Stunden über sie hinweg. Nein, so lange war es noch nicht einmal her. Vor vierundzwanzig Stunden war sie in Ruth Anns Haus aufgewacht und hatte über all die Dinge nachgedacht, die sie vor der Trauung noch zu erledigen hatte. Und nun hatte sie alles vermasselt. In ihrem ganzen Leben hatte sie sich noch nie so verlassen gefühlt. Und so dumm.
    Lange Zeit saß sie da, ohne eine Ahnung zu haben, was sie tun sollte. Nach einer Weile entspannte sie sich wieder. Der Anblick der Wellen, die an den Strand gespült wurden, hatte stets diese Wirkung auf sie. Allmählich lichtete sich der Nebel, so dass erste blaue Streifen Himmel zu sehen waren. Es würde ein schöner Tag werden. Und heiß. War es gerade einmal ein gutes Jahr her, seit sie das letzte Mal ganz allein an den Strand gefahren war? Sie war so glücklich an diesem Morgen gewesen, als sie am Strand aufgewacht war, hatte sich so frei gefühlt. Was war nur aus dieser Cassandra geworden?
    Als sich der Nebel vollends gelichtet hatte, stand sie auf, schlenderte am Strand entlang und betrachtete das Glitzern auf den Wellen, während sie alle paar Sekunden den Boden nach Muscheln absuchte. Eigentlich konnte sie nicht noch mehr Muscheln gebrauchen, aber die Suche danach war wie Autofahren - es half ihr, auf Autopilot zu schalten, um sich zu entspannen und die Gedanken treiben zu lassen.
    Sie kam an einem Angler vorbei, dann an einer Mutter, deren beide Kleinkinder jedes Mal quiekten, wenn sie eine neue Muschel entdeckten. Voller Sehnsucht dachte sie an ihre beiden Nichten und ihren Neffen, als sie noch klein waren. Damals war sie mit ihnen regelmäßig hergekommen, um nach
Muscheln zu suchen, und hatte ihnen erzählt, sie seien Souvenirs des Meerkönigs. Oder war es der Gott des Meeres? Aber Gott des Meeres hörte sich ein wenig frevlerisch an, oder nicht? Und wie hieß er noch? Spartakus oder etwas in dieser Art. Es war so bezaubernd gewesen, wie sie daraufhin »Danke, lieber Spartakus« gerufen hatten.
    Der Ostwind musste auch noch auf andere Dinge Einfluss haben als nur aufs Angeln, denn sie entdeckte ein paar große alte Muschelschalen, Splitter und Stücke von kleineren Exemplaren, die all das Einsammeln nicht wert waren. Sie beschloss, ein Stück weiter ins Wasser zu gehen und dort zu suchen. Manchmal wurden die schönen Stücke nicht bis an den Strand gespült. Auf dem Rückweg glaubte sie, etwas zu sehen. Sie watete in eine Mulde, so dass ihr das Wasser bis zu den Knien reichte, und tastete mit den Füßen, doch da war nichts. Zwar war mittlerweile der Saum ihrer Shorts nass, doch sie musste herausfinden, was sie gesehen hatte. Sie wartete, bis sich die nächste Welle

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