In dein Herz geschrieben
war die Antwort, und beide hatten breit gegrinst.
Manchmal sah es beinahe so aus, als vollführten sie mit ihren Metalldetektoren einen Tanz. Sie schwenkten sie hin und her, vor und zurück, auf und ab. Stundenlang würden sie sich dort unten beschäftigen, jeder in eine andere Richtung gehen und sich erst dann wieder treffen, wenn einer von ihnen etwas Wertvolles wie einen Brillantring gefunden hatte. Das seichte Wasser sei am besten für die Suche nach Ringen geeignet, sagte Tony, weil die Frauen mit Sonnenmilch eingecremt seien, ins Wasser gingen, um sich abzukühlen, mit den Kindern spielten, und hoppla, schon sei der Ring weg. Regina hatte sich aus den Brillanten, die sie gefunden hatten, sogar eine hübsche Halskette machen lassen.
Chester nickte in Richtung Strand. »Diese beiden haben keinen Funken Verstand im Kopf. Bei dieser Hitze hier herumzulaufen. Mir ist es egal, mit wie viel Sonnencreme sie sich eingeschmiert haben. Selbst mit Sonnencreme, Hut und langen Ärmeln hat es Wanda erwischt.«
Cassandra verkniff es sich, Chester darauf hinzuweisen, dass er selbst in kurzen Hosen und T-Shirt hier stand. Vielleicht cremte er sich ein, bevor er herunterkam, aber sie bezweifelte es. »Es tut mir schrecklich leid«, sagte sie stattdessen.
»Danke«, erwiderte er, und sie bemerkte ein feuchtes Glitzern in seinen Augen. Er wandte sich wieder dem Meer zu und stützte sich mit den Ellbogen auf das Geländer. »Ich weiß ja nicht, wie lange du vorhast zu bleiben, aber ich finde trotzdem, dass du es wissen solltest. Harold Willis verkauft den Laden.«
Harold Willis. Cassandra hatte ihn kennen gelernt, als er
letzte Woche vorbeigekommen war. Er hatte wie ein sehr reizender alter Herr auf sie gewirkt. »Weswegen?«
»Er will in den Ruhestand gehen.«
»Tja, wer ihn kauft, wird doch wohl das Geschäft weiterhin betreiben, oder?«
»Im Moment sind die Leute nur an der Erschließung von Baugrund interessiert. Sie werden ihn abreißen und Eigentumswohnungen hinbauen.«
»Moment mal«, wandte Cassandra ein. »Das geht doch gar nicht. Was ist mit dem Dampfer - ich meine, dem Wrack? Fällt er nicht unter Denkmalschutz oder so was?«
Chester lachte. »Schätzchen, wenn sie jedes Schiffswrack hier in der Gegend unter Schutz stellen würden, müssten wir wegen Überfüllung schließen.«
»Und was wirst du dann tun?«
»Da gibt es nicht viel zu tun. Skeeter und ich haben ja nicht mal einen Topf, in den wir reinpissen können. Es ist alles für die Krankenhausrechnungen draufgegangen. Ich schätze, wir werden zurück nach Harkers gehen und bei meiner Mutter wohnen. Vielleicht kriegen wir ja Arbeit auf einem Shrimpkutter oder als Zimmermann, egal was.« Er blickte wieder zum Strand hinunter und räusperte sich. »Ich ertrage zwar die Vorstellung nicht, von hier wegzugehen, aber ich schätze, mir wird nichts anderes übrig bleiben.«
Nein, dachte Cassandra. Das ist nicht richtig. »Gibt es denn nichts, was du tun kannst?«
Chester lachte. »Hast du zufällig drei, vier Millionen übrig?«
»Machst du Witze? So viel?«
»Sie reißen das Hotel, den Pier und den Campingplatz ab und verkaufen die Bauplätze für hunderttausend das Stück. Wir sind nicht die Ersten, denen das passiert. Nicht mehr lange, dann sieht es hier nicht anders aus als in Atlantic Beach.«
Waren diese verdammten Immobilienhaie erst dann zufrieden, wenn jeder Baum gefällt und jeder Zentimeter Boden mit Beton zugepflastert war? Geld. Am Ende lief es immer nur darauf hinaus. Jeder wollte nur absahnen. Was aus den anderen wurde, kümmerte keinen. Das hier war nicht nur ein einfacher Pier. Dieser Ort war Geschichte - nicht nur das Wrack, sondern auch die Erinnerungen. Ihre eigenen an die Zeit mit Ruth Anns Kindern, ebenso wie die der anderen Menschen wie Harry Jack, Walton, Doris, Chester, Skeeter und der vielen anderen Anwohner, die diesen Ort so liebten. Es war nicht richtig. Einfach nicht richtig. Aber was könnten sie tun? Niemand, den sie kannte, hatte so viel Geld.
»Was? Reißen sich etwa all die reichen Leute jeden Zentimeter hier unter den Nagel, so dass die ärmeren nur noch zum Strand kommen, wenn sie den Wagen irgendwo abstellen und eine halbe Meile weit zu Fuß gehen? Gott, das macht mich so wütend! Dich etwa nicht?«
Chester warf ihr einen Blick zu, als hätte sie etwas schrecklich Dummes von sich gegeben. »Was glaubst du denn? Aber es ist genauso, wie man immer sagt: Das einzig Beständige ist die Veränderung.«
»Diesen Spruch
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