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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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nicht.«
    »Sie ist ein anständiges Mädchen. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Sieh einfach zu, dass du wieder auf die Beine kommst.«
    Missmutig stierte Doris einen Moment lang vor sich hin, doch sie ertrug es nicht, dass Harry Jack sie ununterbrochen taxierte. Es machte sie ganz nervös. Sie griff nach dem Laken und zupfte an einem losen Faden herum. »Tja«, sagte sie schließlich, als ihr auffiel, dass er keine Anstalten machte, das Schweigen zu brechen. »Du kannst dich ebenso gut nützlich machen. Ich habe Durst.«
    Er sprang auf und goss Wasser aus dem Krug auf dem Beistelltisch, den May neben das Bett gestellt hatte, in einen Becher. Als er versuchte, ihn an ihren Mund zu führen, verpasste sie ihm einen Schlag auf die Hand. »Ich kann meinen Becher selber halten.«
    Großer Gott, wie durstig sie war. Ihr Magen gurgelte und blubberte, als das Wasser ihn erreichte. Als sie fertig war, reichte sie Harry Jack den Becher. »Jetzt hast du ja gesehen, dass ich nicht sterbe, also kannst du wieder gehen.«
    Er stellte den Becher beiseite und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Ist schon gut. Ich leiste dir eine Weile Gesellschaft.«
    Sie sah ihn so böse an, wie sie konnte, doch wie üblich nützte es nichts. »Also gut«, sagte sie, »aber dieser Fernseher bleibt aus.« Sie hatte Hector gesagt, dass sie keinen Fernseher brauchte, aber er war erst zufrieden gewesen, als sie ihm
erlaubt hatte, ihr einen zu bringen. »Du könntest dir ja die Nachrichten ansehen, Mama«, hatte er gesagt.
    »Ist mir auch recht«, meinte Harry Jack und griff in eine Tasche, die zu seinen Füßen stand. »Wie wär’s stattdessen hiermit?« Er stellte eine Schachtel auf den Tisch - ein Puzzle aus fünfhundert Teilen mit einer Szenerie aus einer altmodischen Eisdiele. Das Bild sah sehr nett aus. Es erinnerte sie an die alte Eisdiele in Morehead, in die sie immer nach dem Samstagseinkauf gegangen waren. »Und wie soll ich das anstellen?«, fragte sie.
    »Du kannst dich doch auf die Bettkante setzen, oder nicht? Oder bist du zu schwach?«
    Oh, er wusste genau, wie er sie nehmen musste, dieser Mistkerl.
    Harry Jack nahm den Wasserkrug, die Schachtel mit den Papiertaschentüchern und die Medikamente vom Tisch und zog ihn näher an ihr Bett heran, ehe er sein Taschenmesser herausnahm und die Klebestreifen an der Schachtel aufschnitt.
    »Aber nicht die Teile herausschütten«, warnte Doris. »Dieser Tisch ist zu klein. Lass sie einfach in der Schachtel, und wir nehmen immer eins nach dem anderen heraus.«
    »Wie du willst.«
    Abrupt hob sie den Kopf und musterte ihn. Es hatte sich angehört, als grinse er dabei, aber nein, er sammelte die Puzzlestückchen ein und legte sie in die Schachtel zurück.
    »Also«, sagte sie. »Ich mache es immer so, dass ich zuerst die Eckteile und die mit den geraden Kanten nehme. Der Rahmen kommt als Erstes, dann der Rest.« Sie griff hinter sich und zog die Kissen in ihrem Rücken hoch, doch sie wollten nicht aufrecht bleiben.
    »Was tust du da?«, wollte Harry Jack wissen.
    »Ich brauche mein Kissen mit der Armlehne. Es liegt in Annie Lauries Zimmer. Hier durch.« Sie deutete auf die Tür zum Badezimmer.

    Er holte es und schob es ihr in den Rücken, so dass sie sich zurücklehnen konnte. Erst als sie die Wärme seines Arms spürte, wurde ihr bewusst, wie kühl es war.
    »Was jetzt?«, fragte er, als er ihren suchenden Blick bemerkte.
    »Meinen Pulli«, antwortete sie. Eigentlich hatte sie nicht so weinerlich klingen wollen.
    Er brachte ihr den Pullover, dann beugte er sich über die Schachtel und begann, die Teile mit den geraden Kanten herauszusuchen. Als sie die Arme in die Armlöcher des Pullovers schob, fiel ihr auf, wie rosig seine Ohrläppchen waren, wie bei einem Baby, weich und zart - bis ihr Blick auf die Haare fiel, die ihm aus den Ohren wuchsen. Wieso dachten Männer nie daran, sie zu stutzen? Immer mussten das die Ehefrauen übernehmen. Doris sah auf ihre Finger hinunter, um sicherzugehen, dass sie den Pullover richtig zuknöpfte, doch als sie fertig war, richtete sie den Blick wieder auf Harry Jacks Ohr. »Du musst dringend die Haare in deinen Ohren schneiden«, tadelte sie. »Es ist ein Wunder, dass du bei diesen Vogelnestern überhaupt hörst, was ich sage.«
    Harry Jack sah auf und lächelte. Nein, das stimmte nicht. Es waren seine verdammten Augen. Sie sahen aus, als lächle er, obwohl seine Miene ernst war. »Oh, ich höre dich sehr gut«, meinte er. »Ich hab kein Wort

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