In dein Herz geschrieben
kleinen Hütte am Strand leben, Alastair würde sie mit Fischen und seinen Träumen ernähren, und der Rhythmus der Wellen würde abends ihre Kinder in den Schlaf wiegen.
Am Ufer ließ Alastair sich in die sanfte Dünung fallen, hielt sie in den Armen, bis seine Atemzüge regelmäßig wurden, ehe er sie in den Sand legte, sich neben ihr ausstreckte und ihr das Salz vom Gesicht leckte. Seine Hände umfassten den Stoff ihres Nachthemds und zerrissen den Verschluss, so dass sie nackt vor ihm lag. Als er sich von ihr löste, um seine Kleider abzustreifen, hob sie die Arme und betrachtete den Mond durch ihre gespreizten Finger. Ich habe den Mond gefangen, dachte sie, er gehört mir ganz allein, nur für heute Nacht gehört er mir. Morgen früh werde ich vergessen, wie
es sich anfühlt. Und ich werde sogar vergessen, dieses Gefühl zu vermissen.
Sein Kopf schob sich unter ihren Händen hindurch, und sein Gesicht schwebte dicht über ihr, so dicht, dass es auch jetzt nur ein Schatten war, dessen Einzelheiten sich in der Dunkelheit nicht ausmachen ließen. Ihre Finger lösten sich vom Mond, ließen ihn los und vergruben sich stattdessen in seinem dichten Haar, als sie ihn näher zu sich zog. »Ich werde vergessen«, flüsterte sie, bevor er sie küsste.
24
Trotz der Tatsache, dass er ein Motorrad fuhr, hatte Dennis auf der Highschool nicht zu den Lässigen gehört. Normalerweise bedeutete ein Motorrad ganz natürlich Lässigkeit, aber er hatte ein lächerliches japanisches Ding gefahren, das früher seinem Großvater gehört hatte und eher ein Moped als ein Motorrad war. Doch es waren die Siebziger, die Benzinpreise stiegen auf einen Dollar pro Gallone, und mit dem Motorrad zu fahren kam ihn billiger als mit dem Oldsmobile seiner Mutter. Auch damals schon war Dennis ein vernünftiger Junge, der nicht sein ganzes Geld für Benzin ausgeben wollte. Mit dem Motorrad für die Fahrten zur Schule und zurück blieb ihm immer noch genug übrig für die wichtigen Dinge im Leben - Verabredungen mit Mädchen, auch wenn er nicht gerade behaupten konnte, er hätte viele davon. Als er seinen Abschluss machte, hatte er genug gespart, um sich einen eigenen Wagen zu kaufen, um zum Institut zu fahren, wo er seine Ausbildung als Bestatter absolvierte.
Diesmal jedoch, diesmal war es cool, ein Motorrad zu haben, eine nagelneue Harley Fat Boy, schwarz und mit viel Chrom. Das Ding hatte ein Vermögen gekostet, doch er konnte es sich leisten. Viel zu lange hatte er damit zugebracht, sparsam zu sein und keinen Cent für etwas auszugeben, was er nicht unbedingt brauchte. Und allmählich wurde ihm die Bedeutung des Spruches »Das letzte Hemd hat keine Taschen« immer bewusster. Als er die I-40 entlangdonnerte, grinste er hinter dem Visier seines Helms. Das Gute daran, mit über vierzig von zu Hause abzuhauen, war, dass man sich erlauben konnte, es wenigstens mit Stil zu tun.
Es war angenehm, auf der Interstate zu fahren, da ihm der Fahrtwind Kühlung schenkte. Die Lederjacke und der Helm waren ein unerlässlicher Schutz, doch immer wenn er anhielt, brach ihm sofort der Schweiß aus. Wenn er den Strand erreichte, würde er erst einmal unter die Dusche steigen müssen, ehe er sich auf den Weg zu Cassandra machte. Er wollte nicht stinkend und schwitzend vor ihr stehen, obwohl es ihn möglicherweise männlicher wirken ließ. Nein, er wollte lässig und cool aussehen und ihr Gesicht beobachten, wenn sie das Motorrad, das Leder und den Helm im Darth-Vader-Stil sah. Er wollte, dass sie sich fragte, wer um alles in der Welt sich darunter verbergen mochte, wollte die schockierte Ungläubigkeit auf ihrem Gesicht sehen, wenn er den Helm abnahm und der neue, aufregendere Dennis darunter zum Vorschein kam, der Dennis, der besser zu ihr passte als irgendein Fischer oder sonst ein Kerl, der versuchte, sie ihm auszuspannen.
Seine Frau. Junge, das würde ihr schwer gegen den Strich gehen. »Ich gehöre weder dir noch sonst jemandem«, würde sie sagen. Das war eines der Dinge, die er so an ihr mochte, ihre beinahe leidenschaftliche Unabhängigkeit. Leider stellte ein Teil ihres Problems die Weigerung von Cassandra dar, zu akzeptieren, dass jemanden zu lieben auch bedeutete, jemandem zu gehören. Vielleicht nicht im Sinne von Eigentum, aber zumindest so, dass man zueinander gehörte. Könnte sie ihren Widerstand doch nur lange genug überwinden, würde sie begreifen, dass es in Wahrheit lediglich bedeutete, dass einen ein anderer Mensch wollte, dass man
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