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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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Lundy, ich -«
    »Wieso kennst du meinen Namen? Was machst du da mit meinem Hund?« Die Frau wandte sich um und machte Anstalten, die Treppe wieder hinaufzugehen. »Du bleibst, wo du bist, junge Dame. Sie wird jetzt die Polizei rufen.«
    »Nein, bitte nicht! Ich tue doch nichts, sondern lese nur und rede mit Ihrem Hund. Ich habe mir seine Hundemarke angesehen, um herauszufinden, wie er heißt, und Ihr Name stand auch drauf, das ist alles. Bitte, Mrs. Lundy.«
    Eigentlich sah sie gar nicht aus wie eine Hexe, fand Annie Laurie, als die alte Frau stehen blieb und wieder zu ihr heruntersah. Mit ihren weiten weißen Hosen und dem weißen Hemd wirkte sie eher wie ein Engel, wenn man von ihrem verhutzelten Gesicht einmal absah. Sie erinnerte Annie Laurie an ihre Lehrerin in der fünften Klasse, Mrs. Piner, die kaum größer als die Schüler war, jedoch große Würde ausstrahlte.
Der einzige Unterschied zwischen den beiden war, dass Mrs. Lundy nicht so einen hübschen weißen Knoten wie Mrs. Piner besaß, sondern ihr Haar kürzer trug als mancher Junge.
    Mrs. Lundy wandte sich um und kam ganz langsam die Treppe herunter, wobei sie das Geländer fest umfasst hielt. Sugar lief zu ihr und sprang an ihrem Bein hoch. »Sugar, nein!«, rief sie, worauf er von ihr abließ und mit heftig wedelndem Stummelschwänzchen vor ihr stand. Mrs. Lundy trat vor Annie Laurie und musterte sie von oben bis unten. »Was hast du da?«
    »Ein Buch.«
    »Das kann sie sehen.«
    Annie Laurie blickte über ihre Schulter und fragte sich, ob jemand hinter sie getreten war, ohne dass sie es mitbekommen hatte. Mrs. Lundy streckte die Hand aus, und Annie Laurie reichte ihr nach kurzem Zögern das Buch. »Es ist von Jane Austen.«
    Wieder fixierte Mrs. Lundy sie. Annie Laurie verspürte das starke Bedürfnis, zurückzuweichen und davonzulaufen, zwang sich jedoch, stehen zu bleiben. Sie durfte Mrs. Lundy keinen Anlass geben, die Polizei zu rufen, weil ihre Großmutter es herausfände und einen Herzinfarkt bekäme, und dann würde ihr Daddy wahrscheinlich zuerst sie und anschließend Cassandra umbringen.
    »Du bist doch noch viel zu jung, um so etwas zu lesen, oder nicht?«
    »Ich werde im August dreizehn.«
    »Dreizehn. Aha. Und wie findest du es bisher so?« Sie reichte ihr das Buch zurück.
    Annie Laurie zuckte mit den Achseln. »Es geht schon. Manchmal ist es wegen der altmodischen Sprache schwer zu verstehen. Meine Oma will, dass ich es lese.«
    »Tja, vielleicht würde es dir ja besser gefallen, wenn du wüsstest, wovon es handelt.«

    »Ich weiß, es ist eine Romanze.«
    »Oh nein«, widersprach Mrs. Lundy.
    »Nein?« Sie fragte sich, ob Oma weit genug gelesen hatte, um es zu wissen. Sie wäre bestimmt sauer auf die Bibliothekarin, wenn sie das erführe.
    »Nein, es geht um zwei Menschen, die niemals aufhören, sich zu lieben, auch wenn sie lange, lange Zeit voneinander getrennt sind. Es geht um wahre Liebe, nicht um eine Romanze.«
    Annie Laurie betrachtete das Buch. Es musste gut sein, wenn es diesen traurigen Ausdruck auf Mrs. Lundys Gesicht treten ließ. Oder vielleicht sah sie auch nur traurig aus, weil ihr Mundwinkel auf einer Seite leicht nach unten zeigte. Einen Moment lang standen sie schweigend da, während Sugar vom einen zum andern sah.
    »Tja, ich sollte zurückgehen«, meinte Annie Laurie schließlich, »es ist fast Mittag.«
    »Sie war auch einmal verliebt.«
    »Wer?«
    »Sie«, erwiderte Mrs. Lundy und schlug sich mit der Faust auf die Brust.
    »Okay.« Annie Laurie fragte sich, ob die alte Dame vielleicht nicht mehr ganz richtig im Kopf war. Sie sah genauso drein wie Mrs. Piner früher, wenn eines der Kinder die richtige Antwort nicht wusste; so als verletze seine Unfähigkeit ihre Gefühle. Annie Laurie versuchte es noch einmal. »Sie waren mal verliebt?«
    Mrs. Lundy nickte und legte sich die Hand auf die Brust, so dass Anne Laurie den Ehering bemerkte. »In Ihren Ehemann?«
    »Nein«, sagte sie und schüttelte den Kopf, so dass ihre Ohrringe hin und her schwangen. »Davor.«
    »Vor Ihrem Ehemann?«
    Sie nickte. »Alastair.«

    »Was für ein lustiger Name.«
    Mrs. Lundy musterte sie scharf. »Er bedeutet Beschützer der Menschheit.«
    Diese Unterhaltung wurde von Sekunde zu Sekunde konfuser. Annie Laurie wusste, dass es Zeit war, sich auf den Weg zu machen, aber sie wollte nicht einfach so weggehen, während Mrs. Lundy sie anstarrte, als warte sie auf etwas. »Tja«, sagte Annie Laurie. »Das heißt dann wohl, Sie waren zweimal

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