Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
Vom Netzwerk:
Laden folgte. Schon den ganzen Tag war es bedeckt gewesen. Inzwischen hatten die Wolken eine fast schwarze Farbe angenommen, und der Wind pfiff scharf über den Parkplatz.
    »Jetzt aber schnell nach Hause«, sagte Doris.
    »Soll ich dich mitnehmen?«
    »Ich habe schon jemanden, der mich fährt.« Wieder wurde Doris rot, als sie in Richtung des großen weißen Cadillacs nickte, der in der nächsten zum Haus gelegenen Parklücke stand.
    Es dauerte einen Moment, bis Cassandra den alten Mann hinter dem Steuer erkannte. Harry Jack. Er winkte, ließ den Motor an und fuhr an den Bürgersteig, so dass sich die Beifahrertür direkt vor Doris befand. Er sprang heraus und lief um den Wagen herum, um ihr die Tür zu öffnen. Zwar sah er noch immer wie ein Obdachloser aus, aber wenigstens roch er nicht mehr nach Fisch.

    »Tja«, meinte Doris. »Wir sehen uns dann zu Hause.« Sie stieg in den Wagen und saß auf dem Beifahrersitz, die Tüte mit den Büchern fest an die Brust gepresst, und blickte geradeaus.
    Harry Jack schlug die Tür zu und nickte Cassandra zu. »Schön vorsichtig fahren, ja?«, sagte er, ehe er hinten um den Wagen herum trabte und auf der Fahrerseite einstieg. Cassandra sah zu, wie sich der Caddy in Bewegung setzte und vom Parkplatz fuhr. Sie hatte den Wagen Hunderte Male vor dem Iron Steamer Pier gesehen, wäre jedoch nie darauf gekommen, dass er Harry Jack gehörte. Vielleicht war es eine Eigenheit von ihm, sein Geld nicht für Kleidung auszugeben.
    Als Cassandra in ihren Wagen stieg und die ersten Tropfen auf die Windschutzscheibe fielen, dämmerte ihr, dass Doris Harry Jack im Wagen hatte warten lassen, damit er nicht mitbekam, was sie kaufte. Großer Gott, dachte sie, es musste schwierig sein, eine Doris zu sein.
    »Halt an, halt an!« Doris hatte so lange geschwiegen, wie sie konnte, doch nun konnte sie nicht länger an sich halten. Beim nächsten Donnerschlag krallte sie die Hände ums Armaturenbrett.
    »Was ist? Wieso?« Harry Jack sah sie erschrocken an.
    »Sieh auf die Straße und halt an.«
    Er bog auf den Parkplatz vor Guthrie’s Obst- und Gemüsestand und blieb stehen. »Ist dir schlecht?«
    »Nein. Aber wir müssen ja nicht fahren, wenn es so stürmt.« Sie spähte durch die Windschutzscheibe, konnte jedoch außer dem strömenden Regen nichts erkennen. Sie schauderte, worauf Harry Jack die Klimaanlage ein wenig herunterdrehte. »Danke.«
    Lange Zeit saßen sie schweigend da und lauschten dem Regen, der aufs Dach prasselte. Doris konnte nicht verstehen, wie die anderen bei diesem Wetter so schnell auf dem Highway fahren konnten.

    »Soll ich das Radio anmachen?«
    »Nein.« Sie musste hören, was los war - ob sich ein Tornado aus diesem Sturm löste, was sie nicht mitbekämen, wenn sie hier saßen und Musik hörten. »Ich hoffe nur, Annie Laurie ist nicht draußen auf dem Boot.«
    »Wie ich sie kenne, sitzt sie mit May auf der Veranda und hat die Nase in einem Buch.«
    Doris holte tief Luft. Wahrscheinlich hatte er recht. Annie Laure wusste, dass man bei einem Sturm nicht auf dem Wasser bleiben durfte. Bestimmt war sie in Sicherheit, mehr als Harry Jack und sie selbst in diesem Moment. »Soll man bei einem Tornado im Wagen bleiben oder im Graben Schutz suchen?«
    Harry Jack lachte. »Sollte ein Tornado kommen, haben wir sowieso keine Zeit mehr, irgendwas zu tun. Wir können nur hier sitzen bleiben und hoffen, dass er nicht über uns hinwegfegt.«
    Doris konnte nicht verstehen, wie er so lässig sein konnte, und das in seinem Alter. Nicht mehr lange, dann würde er seinem Schöpfer gegenübertreten, doch er schien sich nicht im Mindesten davor zu fürchten. »Ich verstehe nicht, wie du so ruhig sein kannst.«
    »Was soll es bringen, sich aufzuregen? Es nützt doch nichts.« Er löste den Sicherheitsgurt und drehte den Sitz nach hinten. »Ich kann mich ebenso gut entspannen und die kleine Pause genießen.«
    Tja, dachte sie, er kann gern hier herumliegen, wenn er das will, aber einschlafen lassen werde ich ihn ganz bestimmt nicht. »Harry Jack?«, sagte sie.
    »Hmm?«
    »Ich kenne dich jetzt schon so viele Jahre, weiß aber immer noch nicht, ob du jemals verheiratet gewesen bist.«
    »Nein.«
    »Wieso nicht?«

    »Ich schätze, man würde es wohl als Mangel an Motivation bezeichnen.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Das heißt, dass ich vorher nie wollte.«
    »Du machst doch keine Witze, oder?« Sie wedelte mit einer Hand.
    Er lachte, so dass sein Bäuchlein unter der alten Tarnweste bebte.

Weitere Kostenlose Bücher