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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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akzeptiert und für das geschätzt wurde, was man war. Es bedeutete, dass man einen Menschen auf der Welt hatte, den man über alle anderen stellte, und umgekehrt. Das war alles, worum es ging, so einfach und doch so komplex. Wie bei seiner Mutter und seinem Daddy. Sie waren wie Puzzleteilchen geworden, Individuen und einander dennoch so nahe, dass sie die Kanten
des jeweils anderen zu glätten vermochten und sich zu einem perfekten Bild zusammenfügten. Doch genau das schien Cassandra nicht erkennen zu können - dass sie nicht automatisch als Individuum verschwinden würde, nur weil sie Teil des größeren Bildes von einem Paar war.
    Schon jetzt hatte er ja genug Zeit, zu versuchen, es ihr zu verdeutlichen und sie zu einem Meinungsumschwung zu bewegen. Gott, er fühlte sich so frei, als er auf dem Highway dahinfuhr, fort aus Davis, fort von all dem Tod und auch fort von dem Leben, das er sich nicht selbst ausgesucht hatte. Das Witzige an dieser Geschichte war, dass der Kauf des Motorrads ein spontaner Akt gewesen war, nach den Kontaktlinsen, den neuen Klamotten, dem neuen Haarschnitt. Ohne das Motorrad hätte er niemals einen Fahrkurs am Community College belegt, hätte folglich niemals von dem Kochkurs gelesen, der im September anfangen sollte, und hätte folglich niemals erfahren, dass es so etwas am College überhaupt gab. Und nun war er hier, um den Rest des Sommers am Strand zu verbringen, ehe er nach Hause zurückkehrte, um ein neues Leben als Koch zu beginnen. Und all das nur, weil er zufällig auf dem Weg zum Friseur beim Harley-Händler vorbeigekommen war.
    Als er nach Morehead City fuhr, kam er an den Einkaufszentren vorbei, am Krankenhaus, am Community College, wo er schon bald seine Kurse belegen würde, vorbei an El’s Diner, an zahllosen kleinen Wohnhäusern, die genauso aussahen wie in Davis, nur dass sie hier dichter beisammen standen. Land war in dieser Gegend ein kostbares Gut, und dank der Nähe zum Meer war jeder Quadratmeter ein Vermögen wert. Was zog die Leute nur so ans Wasser, was bewog sie, so viel Geld hinzublättern, nur um in seiner Nähe zu sein?
    Dennis drosselte das Tempo, um die Schilder lesen zu können. Es erschien ihm als gutes Omen, dass sich das Haus, das er gemietet hatte, in einer Gegend namens Promise Land befand.
Im ersten Moment hatte er geglaubt, es sei ein scherzhafter Name für ein neues Viertel, das christlichen Bewohnern vorbehalten war, doch der Makler hatte ihm erklärt, es sei eine Wohngegend mit langer Tradition. Er fand die Shepard Street, bog rechts ab und da war er - der Atlantic Intracoastal Waterway, die Küstenwasserstraße, unter der das Wasser in der Mittagssonne glitzerte. Als er langsam die Straße entlangfuhr und die Hausnummern ablas, hätte er sich am liebsten sofort die Kleider ausgezogen und sich ins kühle Wasser gestürzt. Vielleicht würde er es ja später machen, wenn er sich eingerichtet hatte. Am Ende der Straße fand er das dem Sund zugewandte Haus, bog in die Einfahrt und schaltete den Motor aus, ehe er das Haus betrachtete. Sein Haus: Es könnte eine frische Farbschicht vertragen, doch es sah sauber aus, und offenbar hatte sich jemand um den Garten gekümmert, den Rasen gemäht, die Sträucher gestutzt und weiße Schaukelstühle und Töpfe mit Geranien auf die Veranda gestellt. Es würde reichen.
    Er ließ den Helm an der Harley hängen, zog die Lederjacke aus und ging die Treppe rauf. Anscheinend waren hier die meisten Häuser ziemlich hoch gebaut, wahrscheinlich für den Fall einer Sturmflut. Der Immobilienmakler hatte versprochen, den Schlüssel unter der Fußmatte zu hinterlegen, und siehe da, da war er. Dennis wurde bewusst, dass dies das erste Mal war, dass er tatsächlich allein lebte, das erste Mal eine eigene Wohnung hatte, ohne Eltern, Zimmergenossen oder sonst was. Nur er allein. Seine Hand zitterte ein wenig, als er den Schlüssel ins Schloss schob, doch er kam zur Überzeugung, dass das an der langen Fahrt lag. Wahrscheinlich Dehydrierung. Nach einer Dusche und einem großen Glas Wasser wäre er ein neuer Mensch.
    Buchhandlung. So ein einfacher Name, andererseits hatte der Laden nichts Schickes an sich, sondern war lediglich ein kleines Geschäft in einem etwas heruntergekommenen Einkaufszentrum.
Der Laden erinnerte Cassandra an die antiquarische Buchhandlung in Davis, wo sie immer ihre Liebesschnulzen für einen Dollar erstanden hatte. Die eine Hälfte des Ladens war den neuen Büchern vorbehalten, die andere den gebrauchten

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