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In deinem Schatten

In deinem Schatten

Titel: In deinem Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hambly
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sein”, sagte sie leise, “wenn du das ganze Haus durchsucht hast.”
    Er schaute erst kurz weg und sie dann wieder an. “Ja, ich war wirklich erschrocken.”
    Falls du mich nicht gerade anlügst.
Der Gedanke folgte so unmittelbar dem Impuls, ihm die Hand auf den Arm zu legen, sich an ihn zu schmiegen und zu spüren, ob seine Lippen so schmeckten wie in ihrem Traum – dass sie sofort den Verdacht hatte, dass ihre Skepsis eigentlich nichts mit Phil zu tun hatte. Sondern vielmehr mit Sandy, der sie mit seiner Verletzlichkeit immer zu manipulieren versucht hatte.
    Dann trafen sich ihre Blicke wieder, und Maddie spürte – nein, sie
wusste
–, dass Phil ganz kurz davor war, sie an sich zu ziehen. Es spielte keine Rolle mehr, dass sie für ihn die durchgedrehte Kartenlegerin und er für sie ein flüsternder Stalker war, der im Dunkeln durch leere Häuser schlich.
Wir sind in Sicherheit
, hatte sie gesagt …
    In meinem Traum!, ermahnte sie sich in Gedanken.
    Nicht im wirklichen Leben.
    Im wirklichen Leben gab es keine Sicherheit.
    Wenn ich den Schritt über den Rand der Klippe mache, werde ich dann abstürzen? Oder trägt mich der Wind und ich kann wieder fliegen?
    Er sagte: “Ich gehe jetzt besser.”
    Bleib.
“In Ordnung.”
    Ihr kleinen Flittchen seid doch alle gleich.
Waren das Worte, die jemand im Schlaf gehört oder geträumt hatte, oder kamen sie aus den dunklen Abgründen der Seele dieses Mannes selbst?
    Da sie Tessa nicht wecken wollte, holte Maddie Sandys alte Lederjacke aus dem Schrank. Sandy war dünner und auch schmaler um die Schultern als Phil gewesen, und da Phil nun wieder seinen Pullover angezogen hatte, war ihm die Jacke bestimmt viel zu eng. Doch immerhin würde sich der Reißverschluss schließen lassen, und eine zu enge Jacke war allemal besser, als zu frieren.
    Phil grinste, als er den “Cleveland Indians”-Sticker am Ärmel sah. “Sieht so aus, als würde das gute Stück aus einer Zeit stammen, in der die Jungs im Baseball noch nicht ihre beste Zeit hatten.”
    Maddie musste lächeln, als sie an früher dachte. “Er hat immer an sie geglaubt.”
    “Dein Mann?”
    Tessa musste es ihm erzählt haben. Hatte er sich danach erkundigt?
    Maddie nickte. “Sie bringt dir deine Sachen morgen zurück – oder übermorgen, wenn ich sie überreden kann, sich einen Tag Pause zu gönnen. Danke, dass du ihr geholfen hast.” Nachdem sie auf den Flur getreten waren, sperrte sie hinter sich zu und begleitete ihn zum Fahrstuhl. Wie üblich dauerte es ewig, bis das ratternde Ding ankam. Wer mochte es um zwei Uhr nachts noch benutzen?
    “Hätte ich sie vielleicht auf dem Bürgersteig stehen lassen sollen?”
    Maddie stieß ihn mit dem Ellbogen an. “Was verlangst du von mir? Soll ich so tun, als wärst du es uns schuldig gewesen, ihr zu helfen? Hast du sie übrigens mit dem Taxi hergebracht?” Sie kramte einen Teil des Geldes, das sie für ihren Auftritt bekommen hatte, aus ihrer Hosentasche hervor, doch Phil hob abwehrend die Hand.
    “Wir sind gelaufen.” Es war eine offensichtliche Lüge – die trockenen Socken an Tessas Füßen wären der Beweis dafür gewesen, falls Maddie auch nur für eine Sekunde gedacht hätte, dass Phil von einer halb erfrorenen jungen Frau verlangt hätte, um ein Uhr nachts zu Fuß quer durch Manhattan zu laufen.
    Sie gab ihm mit einer Handbewegung zu verstehen, dass sie sich geschlagen gab. “Dann lass mich dich wenigstens einmal zum Mittagessen einladen.”
    “Abgemacht.” Dann fügte er etwas leiser hinzu: “Ich bin froh, dass Tessa jemanden hat, der auf sie aufpasst. Es gibt so viele Mädchen, die das nicht haben.” Als sie ihn fragend ansah, erklärte er: “Die Mädchen vom Dance Loft. Und in den anderen Tanzschulen, wo ich Klavier spiele. Wenn das Vortanzen für die ABA bevorsteht oder die Talent-Scouts der anderen großen Tanzensembles in der Stadt sind, drehen sie – die Mädchen – alle durch. Sie hungern sich fast zu Tode, fallen in Ohnmacht oder verausgaben sich völlig beim Training, als ginge es um Leben oder Tod. Es tut ihnen nicht gut, das sehe ich. Und bei den Kindern ist es oft am allerschlimmsten. Deren Mütter sind immer dabei und beobachten die Kleinen mit diesem ehrgeizigen, fast irren Blick. Wie die Geier.”
    Maddie dachte an ihre eigene Mutter, die mit ihr zum Arzt gegangen war, damit er ihr Diätpillen verschrieb, und die College-Studenten aus der Nachbarschaft dafür bezahlt hatte, damit sie Maddies Hausaufgaben erledigten – nur, damit

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