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In deinen Armen

In deinen Armen

Titel: In deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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entglitt ihm, bevor er ihn noch zu Ende gedacht hatte. Wie wer? Wessen Gesicht hatte er da gesehen, wer setzte da alles mit vor Aufregung verzerrtem Gesicht auf eine Illusion?
    MacLeans Erregung legte sich, bevor sie noch die Chance bekam, sich zu entwickeln. Die Gesichter, die durch sein Hirn paradierten, mussten bedeutungslos bleiben und ihn hilflos zurücklassen wie ein wirrer Traum, solange nicht die Erinnerung aus den Tiefen seines Verstandes auftauchte.
    Hilflos … er war hilflos, verdammt! Er streckte Enid den Becher hin und sagte: »Ich will Brühe, aber diesmal mit richtig zu essen drin.«
    Enid ahmte seine tiefe Stimme nach. »Enid, dürfte ich, bitte, noch etwas Brühe haben?«
    »Und wenn ich nicht
bitte
sage, hungerst du mich dann aus?«
    »Es geht mir nicht darum, dass du
bitte
sagst, ich will, dass du mich mit ein wenig Höflichkeit behandelst. Aber, halt, das hatte ich ja ganz vergessen!« Sie schnippte mit den Fingern. »Du hast keine Manieren, es sei denn, sie bringen dir Profit ein.«
    Das Problem war, er glaubte fast, dass sie Recht hatte. Befehle zu erteilen erschien ihm vertraut. Ungeduldig zu sein erschien ihm vertraut. Worte wie
bitte
und
danke
erschienen ihm fremd. Zähneknirschend vor Wut sagte er: »Enid, dürfte ich, bitte, noch etwas Brühe haben?«
    Zum Becher greifend, sagte sie: »Es ist mir ein Vergnügen, dir noch etwas Brühe zu holen.«
    »Aber diesmal mit richtig zu essen drin.«
    Das Feuer in ihr brannte rastlos und hell, wenn auch von Willenskraft im Zaum gehalten, und ihr Lächeln verströmte Hochmut. Sie warf den Kopf zurück. Noch ein paar verirrte Strähnen lösten sich aus ihrem Haarnetz und legten sich um ihre Schultern. Mit rauschenden Röcken stieg sie die Treppe hinunter.
    Er schaute ihr nach, bis auch noch die letzte Haarsträhne verschwunden war. »Wo geht sie hin?«, fragte er Mrs. Brown.
    »Wir haben unten ein Herdfeuer und jemanden, der ständig Essen bereit hält, sollten Sie danach verlangen.« Sie kam an die Bettseite, die, Arme mit Wäsche beladen und das schlichte, freundliche, faltige Gesicht zu einem Lächeln verzogen. »Mr. Throckmorton macht Ihretwegen ganz schön viele Umstände.«
    »Darauf wette ich. Sind unten auch Wachen?«
    »Tag und Nacht. Wirklich jede Menge Umstände.«
    »Dann bin ich ihm die wohl wert.«
    »Sie sind ein arroganter Kerl von einem Mann.« Sie betrachtete ihn, bis er glaubte, sie könne ihm unter die Haut sehen. »Sie fürchten sich zu Tode, nicht wahr, Mylord?«
    Er schrak zusammen, und die Bewegung genügte, ihm den Schmerz durch den ganzen Körper zu jagen. »Was meinen Sie damit?«
    »Alle fragen sich, ob Sie wohl ein Spielchen spielen, wenn Sie sagen, dass Sie sich an nichts erinnern. Aber ich weiß, dass Sie es nicht tun, denn wenn Sie's täten, dann würden Sie nicht so herumschreien und nicht so garstig sein, damit man Ihnen die Angst nicht anmerkt.«
    »Ich habe keine Angst.« Nein, hatte er nicht!
    »Natürlich nicht. Ich hab ein Dutzend Burschen großgezogen, und ich hab keine Ahnung von Männern.« Sie platzierte den Stapel Handtücher auf dem Tisch neben seinem Bett. »Für Ihr Bad, morgen.«
    »Ich nehme kein Bad.«
    »Wir haben das schon besprochen, Mrs. MacLean und ich. Wir waschen Sie mit dem Schwamm, so wie jeden Tag.«
    »Die Hölle werden Sie tun!« Er weigerte sich, diesen weißen, ausgemergelten Körper irgendjemandem zu zeigen, erst recht nicht einer Frau, die ihn seiner Kraft und Männlichkeit wegen einst angehimmelt hatte, und zwar genug, um ihn zu heiraten, falls er ihr das glauben konnte.
    Mrs. Browns Lächeln wurde breiter. »Sehen Sie, da ist es wieder. Sie sind so verängstigt, dass Sie wegen jeder Kleinigkeit um sich beißen.«
    »Das ist keine Kleinigkeit«, sagte er.
    »Sie müssen wissen, dass ich Mrs. MacLean sehr gerne habe. Ich habe ihr dabei zugesehen, wie sie Sie von der Schwelle des Todes zurückgeholt hat; wie sie zu Ihnen gesprochen hat, während ich sie anfangs deswegen für ein bisschen meschugge gehalten hab; wie sie Ihren großen, schlaffen Körper gewendet hat, damit Sie sich nicht wund liegen und das, wo sie ein so zartes Ding ist, dass sie die eigene Teetasse nicht heben sollte.«
    Mrs. Brown stützte die Hände in die breiten Hüften. »Also, ich verstehe ja, dass ein Mann es mit der Angst kriegen kann, und ich weiß, dass Sie ein Mann sind, der das Kommandieren gewohnt ist, aber wenn ich höre, wie garstig Sie zu Mrs. MacLean sind, dann denke ich mir, ich sollte ihr vielleicht

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