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In deinen Armen

In deinen Armen

Titel: In deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Messer dabei war –, dann hängte er sich die Tasche über die Schulter. »Schau mich an«, sagte er.
    Sie sah ihn an und bekam einen trockenen Mund.
    »Das hier ist ein Hinterhalt. Wir brechen jetzt auf. Bete zu Gott, dass es noch nicht zu spät ist.«
    Sie nickte.
    »Ich gehe zur hinteren Waggontür. Du bläst die Kerzen aus, dann kommst du zu mir. Schaffst du das?«
    »Natürlich schaffe ich das.«
Und natürlich fürchte ich mich zu Tode,
hätte sie hinzusetzen können, aber wozu? Sie besah sich die Strecke zur Tür, dann löschte sie die Kerzen. In einer Dunkelheit, die schwarz und zäh war wie Pech, bewegte sie sich durch das Chaos auf ihn zu, während unter ihren Füßen das Glas knirschte.
    Als könne er sie sehen, fand er ihre Hand und umfasste sie. Dann drückte er sie gegen die Wand und flüsterte: »Warte hier.« Er öffnete die Tür.
    Frische, kühle Luft wehte ihr ins Gesicht. Nicht weit entfernt hörte sie Männer rufen. Aber hier hinten war keine Bewegung zu hören.
    An Ordnung.« MacLean sprang lautlos auf die Schwellen und flüsterte: »Spring, Emd. Ich bin hier.«
    Sie gehorchte ohne Nachdenken. Er fing sie auf und schwang sie über die Schienen.
    Das Geschrei wurde lauter, und ein Schuss war zu hören.
    Er zögerte keine Sekunde und führte sie eilig vom Zug weg in die Dunkelheit.
    Als die Sonne endlich einen trüben Tag erhellte, stiegen sie einen einsamen Hügel hinauf, und Enid war kurz davor zusammenzubrechen.
    MacLean bemerkte es natürlich. Auf ihrem Ausflug durch die dunkle Landschaft hatte er immer wieder bewiesen, dass ihm nichts entging. Er hatte erfolgreich die gelegentlichen Bauernhäuser gemieden. Er hatte sie unermüdlich an Felsabhängen vorbeigeleitet und über holperige Wege. Und wenn sie gesagt hatte, dass er erschöpft sein müsse und eine Pause brauche, dann hatte er einen Felsen gefunden, hinter dem sie sich hatte verstecken und behelfen können.
    Es war ihr gar nicht recht, wie gut er sie verstand.
    Und warum brauchte er eigentlich keine Rast? Sie hatten in hohem Tempo viele Meilen zurückgelegt, und er marschierte stetig voran, hatte fast schon die Kuppe des Hügels erreicht, während sie …
    »Hier machen wir Rast.« Er steckte seinen Gehstock neben eine Gruppe von Felsbrocken. »Ruhe dich aus. Ich sehe mir die Gegend an, wo wir hingehen werden, und schaue nach, ob uns jemand folgt.«
    Sie ließ die Tasche fallen, sah ihn finster an und keuchte: »Du warst … krank. Warum … bist du … nicht erschöpft?«
    »Ich bin schon ein kleines bisschen müde, Mädchen.« Sein schottischer Einschlag war stärker geworden, je weiter sie ins Land hineinmarschiert waren. »Aber du hältst dich sehr gut.«
    »Ich keuche nur noch!« Sie lehnte sich an einen der Felsbrocken und presste die Hand in die stechende Seite.
    »Die englischen Frauen treiben nicht so viel Sport, wie sie eigentlich sollten. Frische Luft, das ist es, und zügige Märsche im Sonnenschein.«
    Sie legte den Kopf nach hinten an den Fels. »Du bist mir vielleicht ein Esel.«
    »Solange du mich noch beleidigen kannst, bist du noch gut beisammen«, stellte er fest. »Hier.« Er reichte ihr eine Feldflasche, die er an einem Fluss gefüllt hatte, der mindestens zehn Jahre und einen halben Kontinent weit entfernt lag.
    »Danke.« Doch sie starrte die Flasche nur an. »Mir tun die Arme so weh von dieser Tasche. Was hast du da drin, Steine? Ich kann sie kaum noch heben.«
    Er schüttelte den Kopf, entkorkte die Flasche und hielt sie ihr an die Lippen. Sie schluckte gierig und rutschte, als sie fertig war, am Fels entlang nach unten. Die feuchte Kälte kroch ihr in die Knochen, doch sie konnte die Beine ausstrecken und die Füße hochlegen und musste keinen einzigen schmerzenden Muskel mehr bewegen.
    »Ein Messer«, sagte er.
    Sie schaute zu ihm auf. »Was?«
    »Du hast gefragt, was in der Tasche ist. Ein Messer. Schiffszwieback. Käse. Dörrfleisch. Decken. Verbandszeug. Salbe. Ein Seil.«
    »Du hast mir die schwerere Tasche gegeben!« Was, wie sie genau wusste, Unsinn war, aber sie hatte keine Lust auf Vernunft.
    »Ich trage dasselbe, aber mehr davon. Außerdem meinen Kilt und meinen Sporran. Verkohlt, wie sie nun mal sind, aber ich wollte sie nicht zurücklassen.« Er zog seinen Reisemantel aus, rollte ihn zusammen und stopfte ihn in die Tasche. »Ich hab dir auch einen Kamm mitgenommen.«
    Wenn er Lob erwartete, dann hätte er sich dazu keine Frau aussuchen sollen, deren Schenkel vor Erschöpfung zitterten.
    Quengelig,

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