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In deinen Armen

In deinen Armen

Titel: In deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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wie sie war, suchte sie sich das dümmste Thema aus. »Wir brauchen aber keine zwei Messer.«
    Er hätte nicht geduldiger klingen können. »Eines für uns, eines zum Tauschen. Es ist ein weiter Weg quer durch Schottland, und der Proviant wird uns nicht ewig reichen.«
    »Können wir nicht Halt machen und einkaufen? Du hast all das Zeug dabei, aber Geld hast du keins mitgenommen?«
    »Ich habe auch das dabei, aber wir sollten vermeiden, allzu vielen Leuten zu begegnen. Und wenn doch, dann zeigen wir besser kein Bargeld herum, sondern sparen es für den Notfall.«
    Sie wollte schreien, aber sie bekam nicht genug Luft dafür zusammen. Stattdessen sah sie ihm nach, wie er zur Kuppe marschierte, sich auf die Felsen legte und die Gegend in alle Himmelsrichtungen begutachtete. Der Wind wehte ihm das kastanienbraune Haar in das vertraute, fremde Gesicht. Er verengte die Augen zu Schlitzen und sah in die Richtung, aus der sie gekommen waren, und dahin, wohin sie weitergehen würden. Die Farbe seiner Kleider verschmolz mit der Landschaft – ah, das erklärte das monotone Schwarz und Braun –, doch die breiten Schultern und die schmalen Hüften waren immer noch zu erkennen. Und seine Beine – sie presste bitter die Lippen zusammen – waren muskulös. Wie hatte sie nur so dumm sein können, diese Muskeln und Sehnen den Übungen zuzuschreiben, die er im Bett liegend absolviert hatte? Er war richtig gelaufen. Kein Wunder, dass immer alle darauf bestanden hatten, dass sie schöne, lange Pausen einlegte, um sich von ihren gewichtigen Pflichten zu erholen.
    Männer.
    Was tat sie hier eigentlich? Letzte Nacht – nein, die Nacht davor – hatten sie einander so leidenschaftlich geliebt, wie nie zuvor zwei Liebende. Sie hatte sich über seine Stärke gewundert und seine Kundigkeit; sie hatte seinen Körper kennen gelernt wie nie zuvor.
    Weil sie nie zuvor mit ihm zusammen gewesen war. Weil sie, nach acht einsamen Jahren und unzähligen Offerten seitens viel zu vieler unsittlicher Männer, ohne es zu bemerken zu einer Dirne verkommen war. Sie konnten nie mehr dahin zurück, wo sie begonnen hatten: als Krankenschwester und Patient; als verlassene Ehefrau und ruchloser Gatte. Also musste sie vernünftig bleiben und stark, um den Stürmen, die sie am Horizont aufkommen sah, zu widerstehen.
    Das Problem war, sie hoffte immer noch, dem Sturm irgendwie entgehen zu können.
    Wenn er niemals seine Erinnerung zurückerlangte, konnte sie ihn für immer glauben machen, mit ihr verheiratet zu sein.
    Aber seine Familie kannte die Wahrheit und würde sie ihm auch sagen.
    Wäre die Familie nicht gewesen, sie hätte mit der Lüge leben können.
    Aber warum eigentlich? Sie liebte ihn doch nicht!
    Aber sie hatte … Gefühle für ihn, und sie wusste, dass er wütend auf sie sein würde, wenn er die Wahrheit herausfand oder, schlimmer noch, sie mit diesen grüngoldenen Augen kalt wie Eis anstarren würde.
    Doch sie war kein Feigling. Es war sein Verstand, um den sie sich sorgte. Sein Hirn hatte genug erlitten, und sie fürchtete die Konsequenzen, die die schonungslose, schreckliche Wahrheit nach sich zog …
    Sie
war
ein Feigling, und einer mit wackeliger Moral zudem, denn sie wollte ihn immer noch. Wenn sie ihm nur einen kleinen Hinweis gab, könnte das vielleicht der Auslöser sein, der all seine Erinnerungen zurückbrachte. ja, ein kleiner Hinweis vielleicht …
    Aber … sie hatte sich ja still zu verhalten. Keine Schlagabtäusche mehr, keine Neckereien.
    Er sprang von einem Felsbrocken und landete auf den Füßen. »In der Schlucht auf der anderen Seite ist niemand. Wenn diese Schurken uns nicht mit Hunden suchen, haben wir sie abgehängt. Steh auf.«
    »Was? Warum?«
    »Du sitzt auf dem kalten Boden. Wir sollten dir eine Decke unterlegen, damit du dich nicht erkältest.«
    Sie wollte protestieren, ihm sagen, dass es den Schmerz des Aufstehens nicht wert war, aber er hatte diesen Ausdruck im Gesicht. Diesen
Ich weiß genau, was gut für
dich ist-
Ausdruck. Also rappelte sie sich müde auf, gestattete ihm, eine Decke auszubreiten, und ließ sich wieder fallen. »Wie viele Meilen haben wir geschafft?«
    »Zwölf, mindestens. Wir sind im Moment nicht weit von der Bahnstrecke entfernt.«
    »Was?«
    »Wir sind im Kreis gegangen und ein wenig zurück, um sie abzuschütteln.« Er legte sich direkt neben ihr flach auf den Rücken. »Mädchen, würdest du uns ein Frühstück richten?«
    »Sicher.« Sie zog die steingefüllte Tasche heran und holte Brot

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