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In deinen Armen

In deinen Armen

Titel: In deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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dann wenigstens auf damenhafte Art.«
    Er ergriff ihre Hand und half ihr über den Bug. »Du bist vollkommen übergeschnappt, weißt du das?«
    »Nicht übergeschnappter als ein Mann, der sich, um auf seine Insel zu kommen, nicht an den Pfarrer wenden und um Hilfe bitten will.«
    Diese Auseinandersetzung hatten sie schon einmal gehabt.
    »Ich kehre auf meine eigene Art und Weise heim.« Er schob die Riemen in die Dollen.
    Emd stieß sie mit einem weiteren Ruder vom Pier ab. »Ich achte beim Stehlen wenigstens auf den nötigen Anstand.«
    »Du bist übergeschnappt.« Er brach in heiteres Gelächter aus. »Vollkommen verrückt. Wie soll ich es nur ein ganzes Leben lang mit dir aushalten?«
    »Ich glaube nicht, dass das ein Problem wird.« Sie setzte sich ihm gegenüber hin, während er sich nach hinten in die Riemen warf.
    Über dem Wasser trieb Fischgeruch. Wellen schlugen an die Seite des Boots. Als sie die Bucht von Oban hinter sich hatten, zeigte der Firth of Lorne sein wahres Gesicht und warf sie von einer Seite auf die andere. Der Spätnachmittag verging monoton und Furcht einflößend. Die Sonne versank hinter dem Horizont und ließ den Himmel über dem immer dunkler werdenden Ozean rosa und purpurn aufleuchten.
    Die Bordkante umklammernd, beobachtete Enid den Horizont. »Es wird dunkel. Bist du sicher, dass wir die Insel nicht verfehlen können?«
    MacLean war sich seiner Sache sehr, sehr sicher. »Ich finde sie in der finstersten Nacht. Ich bin wie ein Lachs, der zum Laichen nach Hause schwimmt. Ich brauche keine Karte, ich weiß ganz einfach, wo sie ist.«
    Genau, was sie befürchtet hatte.
    »Entspanne dich, Liebling, und ruhe deine Füße aus.« Er grinste sie an. »Hat die Massage geholfen?«
    Als sie heute Morgen aus der Hütte getreten war, hatte er, gegen ihren erklärten Widerstand, darauf bestanden, ihr die Füße zu massieren. Anfangs hatte es gekitzelt. Dann, als sie sich etwas entspannt hatte, hatten seine Finger ihre ganz eigene Zauberkraft entfaltet. Sie hatte gejammert und geächzt, und als er mit der Massage fertig war, hatten sie beide keine Kleider mehr angehabt und sich aufeinander gestürzt.
    »Es ist viel besser«, sagte sie spröde, als wisse sie nicht, woran er gerade dachte.
    Er grinste nur noch mehr.
    Emd betrachtete die Wellen, den Himmel und dann während er sich so heftig, wie er nur konnte, in die Riemen warf – MacLean. Dies waren ihre letzten Stunden mit ihm. Sobald er sich erinnerte, und er war bereits auf bestem Wege, würde man sie in Schande davonjagen. Also hortete sie Erinnerungen: wie er das Gesicht verzog, während er die Ruder durchs Wasser trieb; die Muskelwellen unter seinem Hemd; der stoppelige, eine Woche alte Bart; die vernarbte Wange; und wie der Wind sein kastanienbraunes Haar zauste.
    Als der Himmel dunkelpurpurn und schließlich nachtschwarz wurde, frischte der Wind auf. Ihr Hintern tat weh, und sie zitterte vor Kälte. Sehen konnte sie gar nichts, weder Sternenlicht noch die Stelle, wo das Meer wieder auf Land traf. Das Boot schaukelte sie durch die Wellen. Sie hatte kein Gefühl – für die Richtung und kein Licht, das sie hätte leiten können. Die Angst schnürte ihr die Kehle zu, doch sie gab nicht einmal einen Seufzer von sich. Sie wollte gar nicht ankommen.
    Aber hätten sie nicht längst da sein müssen? Sie kauerte sich auf den Boden des Boots, wickelte sich in den Umhang und schlang die Arme um die Knie.
    »Leg meinen Reisemantel um.« MacLeans Stimme drang wie ein Befehl Poseidons aus der Dunkelheit.
    Sie zögerte. »Ist dir denn nicht kalt?«
    Er lachte ein hartes, gefährliches Lachen. Ein Lachen, das anders war als alles, was sie je von ihm gehört hatte. »Zieh meinen Reisemantel an, setz dich auf die Bank und halte nach Lichtern Ausschau. Wir sind bald da.«
    Sie hörte die Wellen an eine Küste schlagen … vielleicht aber auch an Felsen, an denen sie zerschellen würden, Licht bedeutete einen Hafen. Verzweifelt nach Land Ausschau haltend, suchte sie in alle Richtungen den Horizont ab.
    Dann war es da, das schwache Flackern. »Schau.« Sie zeigte darauf. »Da.«
    Das Platschen der Ruder verstummte. »Der Hafen«, sagte er zufrieden. Die Ruder legten wieder los, heftiger.
    »Ist das nicht gefährlich?«, fragte sie.
    »Ich kenne den Weg.« Seine Stimme hörte sich anders an, befehlsgewohnter und absolut zuversichtlich.
    Das Boot sank vielleicht nicht, ihr Herz schon.
    Das Krachen der Wellen wurde lauter. Das Licht zerfiel in einzelne Punkte und

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