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In deinen Augen

In deinen Augen

Titel: In deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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von dem nackten Bein darüber sehen konnte, war Laub. Zwischen den Zehen erkannte ich Blut.
    Eine lange Pause entspann sich zwischen meinem aktuellen Atemzug und dem nächsten.
    Heifort legte ein weiteres Foto auf das erste.
    Ich zuckte zusammen und wandte den Blick ab, erleichtert und entsetzt zugleich.
    »Können Sie uns dazu irgendwas sagen?«
    Es war ein ziemlich überbelichtetes Bild von einem nackten Mädchen, das, weiß wie Schnee, dünn wie eine Weidengerte, auf einem Bett von Laub lag. Ihr Gesicht und ihr Hals waren ein einziges Katastrophengebiet. Und ich kannte sie. Aber beim letzten Mal, als ich sie gesehen hatte, war sie noch sommerlich gebräunt gewesen, mit einem Lächeln im Gesicht, einem schlagenden Herzen.
    Oh Olivia. Es tut mir so leid.
    »Warum zeigen Sie mir das?«, fragte ich. Ich konnte das Foto nicht ansehen. Olivia hatte es nicht verdient, von Wölfen getötet zu werden. Niemand hatte es verdient, so zu sterben.
    »Wir hatten gehofft, das könnten Sie uns erklären«, entgegnete Heifort. Während er das sagte, legte er mir weitere Fotos vor, auf jedem ein anderes Detail des toten Mädchens. Ich wollte, dass er aufhörte. Er musste aufhören. »Angesichts der Tatsache, dass sie nur ein paar Meter von Geoffrey Becks Grundstücksgrenze entfernt gefunden wurde. Nackt. Nachdem sie ziemlich lange als vermisst gemeldet war.«
    Eine bloße Schulter, blutbefleckt. Mit Erde verschmierte Haut. Eine Handfläche, zum Himmel gewandt. Ich schloss die Augen, doch die Bilder ließen sich nicht vertreiben. Ich spürte, wie sie sich in mich hineingruben, in mir zum Leben erwachten, zum Inventar künftiger Albträume wurden.
    »Ich habe niemanden umgebracht«, sagte ich. Es klang falsch, wie Wörter aus einer Sprache, die ich nicht beherrschte, Wörter, die ich so falsch betonte, dass sie überhaupt keinen Sinn mehr ergaben.
    »Oh nein, das waren Wölfe«, entgegnete Heifort. »Die haben sie getötet. Aber ich frage mich, wie sie nackt auf dieses Grundstück gekommen ist.«
    Ich öffnete die Augen wieder, sah mir die Fotos aber immer noch nicht an. An der Wand hing ein Schwarzes Brett, an dem ein Zettel hing: »Bitte die Mikrowelle sauber machen, wenn euer Essen da drin explodiert ist. Danke, die Verwaltung.«
    »Ich schwöre, damit hab ich nichts zu tun. Ich wusste noch nicht mal, wo sie war. Ich war das nicht.« In meinem Inneren aber baute sich das tonnenschwere Gefühl auf, dass ich wusste, wer es gewesen war. »Warum sollte ich so was tun?«, fügte ich hinzu.
    »Tja, mein Junge, das weiß ich auch nicht«, sagte Heifort. Ich hatte keine Ahnung, warum er mich mein Junge nannte, es passte überhaupt nicht zu seiner restlichen Art. »Aber irgend so ein kranker Spinner hat es getan und es fällt mir schwer, das zu begreifen. Und ich weiß nur eins: Innerhalb des letzten Jahres sind zwei junge Mädchen verschwunden, die Sie kannten. Bei einer von ihnen waren Sie sogar der Letzte, der sie gesehen hat. Von Ihrem Pflegevater hat seit Monaten niemand was gehört, und wie es scheint, sind Sie der Einzige, der weiß, wo er sich aufhält. Jetzt wird ganz in der Nähe Ihres Hauses eine Leiche gefunden, nackt und halb verhungert, was ganz so aussieht wie das Werk eines ziemlich durchgeknallten Dreckskerls. Und vor mir sitzt ein Junge, der von seinen Eltern misshandelt worden ist, und soweit ich weiß, kann einen so was ziemlich verkorksen. Möchten Sie sich dazu irgendwie äußern?«
    Während dieses gesamten Monologs war seine Stimme ruhig und freundlich geblieben. Koenig studierte angestrengt einen Kunstdruck von einem Schiff, das niemals auch nur in der Nähe von Minnesota gewesen war.
    Als Heifort angefangen hatte zu sprechen, war in mir ein winziges Fünkchen Wut aufgeglommen, das züngelte und brannte, und mit jedem weiteren seiner Worte war die Flamme gewachsen. Nach allem, was ich durchgemacht hatte, würde ich mich bestimmt nicht auf eine solche Ein-Satz-Definition reduzieren lassen. Ich hob den Blick, bis er auf Heiforts traf, und ich hielt ihm stand. Er kniff fast unmerklich die Augen zusammen und ich wusste, dass es, wie immer, das Gelb meiner Augen war, das ihn verstörte. Plötzlich fühlte ich mich völlig ruhig, und als ich antwortete, erkannte ich einen Hauch von Becks Stimme in meiner. »Und wie genau lautet jetzt Ihre Frage, Officer? Ich hätte gedacht, Sie würden von mir hören wollen, was ich zu dem und dem Zeitpunkt gemacht habe oder wie viel mir mein Vater bedeutet oder was ich alles für Grace

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