In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)
ihr die Decke weg, starrte auf ihren halbnackten Körper und spielte mit dem Messer in seiner Hand.
Dann wälzte er sie auf den Rücken und presste ihr das Messer auf die Brust. Er machte den Reißverschluss auf, stieg über sie und vergewaltigte sie noch einmal. Diesmal hüllte er sie mit jedem Grunzen in Bier- und Knoblauchgestank.
Als er fertig war, zwang er sie, sich im angrenzenden Bad zu duschen und am ganzen Körper abzurubbeln.
»Also, wo war noch mal diese Handtasche?«, fragte er sich, während die Dusche noch lief.
Als er wiederkam, sah sie durch die beschlagene Duschkabine, wie er sich etwas in die Gesäßtasche steckte.
Katzengleich sprang er auf die Dusche zu, riss die Tür auf und zog sich die Kappe tiefer über die Augen.
»Ich muss jetzt gehen, aber ich werde dich von der Kreuzung aus beobachten.«
Voller Scham und Angst wollte sie sich seinem brennenden Blick entziehen und wandte sich ab. »Bitte, tun Sie mir nicht mehr weh.«
»Hör zu, blöde Fotze. Ich weiß alles über dich. Wenn du die Polizei rufst oder irgendwem was sagst, komm ich wieder. Egal, wo du dich versteckst, ich find dich. Und dann bring ich zu Ende, was wir angefangen haben.«
13
Anya starrte auf die Anweisung des Gesundheitsministeriums, die alle Ärzte aufforderte, jegliche Opfer von Gewalttaten bei der Einlieferung und während der Untersuchung zu fotografieren. Die beigefügte Einverständniserklärung kam zu den beiden anderen Formularen hinzu, welche das Opfer zu unterzeichnen hatte, bevor Beweismaterial sichergestellt werden durfte. Kein Wunder, dass die Hilfsorganisationen eine bessere Behandlung von Kriminalitätsopfern verlangten.
Anya wünschte, sie hätte bei der Konferenz zwingender argumentiert. Ein Überlebender unterschied sich in zwei grundlegenden Aspekten von einem Mordopfer. Im Gegensatz zu einem Getöteten blieb es ihm selbst anheimgestellt, ob er an die Öffentlichkeit treten wollte oder nicht. Und zum Zweiten war er nach wie vor am Leben und verletzlich, hatte oft den Eindruck, Opfer eines »nicht zu Ende gebrachten« Mordes zu sein.
Mary Singer betrat die Teeküche.
»Danke, dass du noch mal reingekommen bist. Das arme Mädchen hat anscheinend vor allem Angst davor, wie die Mutter es aufnehmen wird. Ihre Mutter ist letztes Jahr überfallen und ausgeraubt worden, und seitdem ist sie übervorsichtig, was die Sicherheit ihrer Kinder angeht.«
Das konnte Anya nur zu gut verstehen. War es doch be ängstigend genug, einen vierjährigen Sohn zu haben. Sie kontrollierte den Akku der Digitalkamera und legte sie auf das Wägelchen vor dem Behandlungszimmer.
Darin saß eine junge Frau mit verschmierter Mascara und einer großen, geschwollenen Quetschung auf der linken Gesichtshälfte. Sie weinte nicht.
»Ich bin Anya. Die Ärztin hier.«
»Melanie«, stieß sie mit krächzender Stimme aus.
Mary Singer setzte sich in den Sessel neben Anya.
»Ich habe zwei Hauptaufgaben«, erläuterte Anya. »Die wichtigste ist, mich um Sie zu kümmern und sicherzustellen, dass Sie bekommen, was Sie brauchen, und dass Ihnen nichts fehlt. Die zweite ist die Durchführung einer forensischen Untersuchung, dies allerdings nur, wenn Sie es wünschen. Ich werde das nur tun, wenn Sie mir die Zustimmung dazu erteilen. Hier und jetzt haben Sie die Macht, zu bestimmen und zu entscheiden. Der Vergewaltiger mag versucht haben, Sie dieser Macht zu berauben, aber hier haben Sie die Kontrolle.«
Melanie sah Anya intensiv an. »Was passiert bei einer forensischen Untersuchung?«
»Dabei wollen wir herausfinden, ob der Täter DNA-Spuren von seinem Körper auf Ihren übertragen hat. Dazu nehmen wir Tupferabstriche von den Stellen, wo er etwas von seinem, wenn Sie so wollen, ›genetischen Fingerabdruck‹ hinterlassen haben könnte. Das passiert zum Beispiel, wenn er Sie leckt, beißt oder küsst, aber auch schon, wenn er nur fest mit dem Finger auf Ihre Haut drückt. Außerdem kann Sperma zurückbleiben, Haare oder etwas Haut, wenn Sie ihn mit dem Fingernagel gekratzt haben.«
»Ich glaube, beim ersten Mal hat er ein Kondom benützt. Das hört sich dumm an, aber bei den anderen Malen bin ich mir nicht sicher.« Ihre Stimme war jetzt kaum mehr als ein Flüstern.
»Nichts von dem, was Sie sagen, klingt dumm. Sie würden staunen, wie viele nicht wissen, ob ein Kondom benutzt wurde. Wie auch, wenn man es nicht sehen kann?«
»Die Polizei weiß schon, dass ich vergewaltigt wurde. Ich wusste nicht, was ich tun soll, da hab ich den
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