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In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)

In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)

Titel: In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Fox
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Notruf verständigt. Eine Polizistin hat mich gleich hierher gebracht, und sie hat gesagt, ich muss mich untersuchen lassen.«
    Anya blickte auf das Klemmbrett und die Broschüre. »Hier müssen Sie gar nichts. Sie haben die Wahl. Ich werde nichts ohne Ihre Erlaubnis tun, und Sie können Ihre Entscheidung jederzeit ändern. Nur, wenn Sie es nicht völlig ausschließen, zur Polizei zu gehen, dann ist es sinnvoll, jetzt gleich nach verwertbaren Spuren zu suchen und nicht erst später. Wenn Sie nach Hause gehen und zu dem Schluss kommen, Sie wollen die Polizei doch nicht einschalten, können wir das Beweismaterial vernichten. Wenn Sie sich einverstanden erklären, dass ich Beweismaterial sammle, bleibt Ihnen immer noch ausreichend Zeit, um zu entscheiden, ob es an die Polizei überstellt werden soll oder nicht. Ohne Ihre schriftliche Erlaubnis darf ich es nicht verwenden.«
    »Ich hab noch nicht mal einen Abstrich machen lassen.«
    »Das würde ich heute auch nicht machen, aber es ist wichtig, dass wir Sie auf Verletzungen untersuchen und wenn nötig behandeln. Wir müssen uns auch über das Schwangerschaftsrisiko und die Infektionsgefahren unterhalten.«
    Melanie biss sich auf die Unterlippe.
    »Wenn ich mich von Ihnen untersuchen lasse: Ist das dann alles?«
    Mary Singer räusperte sich. »Du kannst dich bei uns völlig unabhängig von der forensischen Untersuchung ärztlich behandeln und weiter beraten lassen. Wir möchten dich keinesfalls unter Druck setzen.«
    »Vielleicht hilft es, wenn Sie mir sagen, wie Sie angegriffen und wo Sie verletzt wurden«, fügte Anya hinzu.
    Melanie sagte: »Ich war mit dem Spätzug nach Hause gekommen. Der Strom fiel aus, und ich bin raus an den Sicherungskasten, nachschauen, und dann bin ich wieder reingegangen. Und da hat er mich von hinten gepackt. Ich dachte, das ist mein Freund, der Blödsinn macht. Dann hat er mir das Messer ans Gesicht gehalten.«
    Anya bemerkte die kleine Wunde an der rechten Wange und eine Blutspur, die sich zu ihrem Kinn hinunterzog. Sie war aufrecht gestanden, als das Messer die Haut ritzte.
    Melanie erzählte weiter, und Anya machte stichpunktartige Notizen.
    Orale, vaginale, anschließend anale Penetration. Täter verlässt Zimmer, um zu essen, wiederholt bei Rückkehr vaginale Penetration. Zwingt sie zu duschen.
    Anya fragte: »Hatten Sie seit der Tat Blutungen?«
    »Wie bei einer schweren Periode.«
    »Es wäre wichtig, dass wir uns das ansehen, damit wir sicher sind, dass Sie nicht auch noch eine Verletzung an der Blase oder im Darm haben.«
    »Ich hab mich nicht gewehrt. Ich hatte solche Angst, ich konnte mich einfach nicht rühren.« Melanie ließ den Kopf hängen. »Ich war wie gelähmt.«
    »Was immer Sie während der Vergewaltigung gemacht haben, es war das Richtige«, betonte Mary. »Sie haben überlebt. Vergessen Sie das nicht. Sie haben das Richtige getan.«
    Die junge Frau starrte die Topfpflanze auf dem Beistelltisch an und schien in einen Dämmerzustand abzugleiten.
    »Ich habe mal einen Naturfilm gesehen, wo ein Hai einen Surfer angegriffen hat. Der hat gesagt, er hätte aus dem Augenwinkel was Graues gesehen und dann gespürt, dass ihn was am Bein zieht. Wie er dann runtergeschaut hat, hat er das Blut im Wasser gesehen, aber er hat nicht gemerkt, dass ihm sein halbes Bein fehlt. Es hat nicht mal wehgetan. So als wenn der erste Biss die Angst und den Schmerz völlig ausgelöscht hätte.« Die Stimme versagte ihr, und sie tastete nach der geschwollenen Wange. »Er ist ans Ufer gepaddelt, und da ist er dann erst zusammengebrochen, als ihn jemand an den Strand gezogen hatte.« Die Stimme wurde immer leiser, doch Melanie sprach weiter. »Vielleicht hat die Natur das ja so eingerichtet, um auch den Tieren zu helfen, die sich nicht selbst retten können.«
    Die Fassade der Gefasstheit bröckelte. Wieder biss sie sich auf die Lippe. »So ähnlich hab ich mich auch gefühlt, als er mich das erste Mal vergewaltigt hat.«
    Melanie Havelock beugte sich nach vorn und starrte etliche Minuten lang auf die Topfpflanze, dann traf sie eine Entscheidung. »Ich habe nicht ohne Grund überlebt. Ich will diese forensische Untersuchung.«
    Anya bewunderte die Kraft dieser Frau. Mit Unterstützung und Therapie würde sie sich gut erholen.
    Melanie unterzeichnete die Einwilligung zur Untersuchung und ließ sich dann die restlichen Formulare vorlegen. Anya erläuterte, was sie bezweckten und wie die Ergebnisse dokumentiert wurden. »Das letzte hier«, schloss sie,

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