In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)
Berührung kam, oder aber es hat sich beim Waschen dort abgelagert, so wie du gesagt hast.«
»Was die seltsame Verteilung erklären würde.« Damit bliebe noch Luke Platt zu besprechen. »Hat Quentin Lagardia dir irgendetwas Nützliches über Luke sagen können?«, erkundigte sie sich.
Hayden leerte die Tasse und leckte sich die Lippen. »Einzelkind, herrschsüchtige Mutter. War in der Schule immer der Brave. Bis er sich dann irgendwann mit ein paar Sexualverbrechern anfreundet und anfängt, seine Fantasien auszuleben. Desiree, der Kontrollfreak, muss alles noch verschlimmert haben.
Quentin geht nicht davon aus, dass Platt bewusst war, dass er den Frauen Gewalt angetan hat. Gut möglich, dass er gar nicht wusste, dass Leonie Turnbull sterben musste, da er zu der Zeit längst weitergezogen war. Das war Desirees zweiter Mord, nach Eileen.«
Das leuchtete Anya ein. Er war ja auch zwischen sie und Desiree getreten, um die Messerattacke abzuwehren. Auf eine abartige Weise hatte er versucht, sie zu beschützen. »Und als die DNA-Spuren im Mord an Liz Dorman auftauchten, dachte er auch wieder, das sei Willard gewesen? Er muss geglaubt haben, dass Willard ihm nachreist.«
»Exakt.« Hayden stand auf und zog sich die Hose hoch. »Dann will ich mal wieder.«
»Ist alles okay mit dir? Du nimmst immer noch ab.«
»Ja. Und ich bin der Einzige, der sich nicht darüber beschwert. Mein Arzt sagt, es ist eine Darmentzündung, und will, dass ich weiter Prednison schlucke. Aber wenigstens kehrt mein Appetit zurück.«
Erleichtert, dass es nichts Schlimmeres war, brachte Anya ihn zum Eingang des Zentrums, und sie war sich sicher, sie würden sich bei einem anderen Fall in nicht allzu ferner Zukunft wieder begegnen. Das Leben normalisierte sich.
Sie schloss die Tür hinter sich und bewunderte den Kaktus. In dem Stapel ungeöffneter Post lag auch eine Karte ihrer Freundin Kate Farrer, die kommende Woche wieder zu arbeiten anfangen würde, sowie ein Brief von Dan Brody. Sie fragte sich, ob er ihre berufliche Beziehung, Veronica Slater und ihren böswilligen Sticheleien sei Dank, für beendet erkläre. Sinnlos, das Unausweichliche aufschieben zu wollen, dachte sie und riss das Kuvert auf.
Darin befand sich eine Karte mit einem Foto eines englischen Parks. Sie klappte sie auf.
»Es tut mir leid, von Deinem unglückseligen Aneinandergeraten mit Ms. Slater in der Sache Willard zu hören. Ich kann ihr Verhalten in keiner Weise gutheißen. Du sollst wissen, dass die Anwälte dieser Kanzlei ihr anstelle einer offiziellen Beschwerde bei der Anwaltsvereinigung eine sowohl mündliche als auch schriftliche Abmahnung erteilt haben. Selbstverständlich steht es Dir frei, Deinerseits Beschwerde einzulegen, so Du dies wünschst.
Ms. Slater befindet sich bis auf Weiteres in der Probezeit und wird fürderhin keinen weiteren Umgang mit Dir haben. In künftigen Fällen wirst Du unmittelbar mit einem der leitenden Verteidiger wie mir selbst zu tun haben.
Und angesichts des Überfalls auf Dich und Dein Haus möchte ich Dir meine aufrichtige Hoffnung auf eine rasche und vollständige Genesung aussprechen.
Alles Liebe,
Dan«
Die Entschuldigung eines Strafverteidigers. Vielleicht war das der richtige Moment, um einen Lottoschein auszufüllen. Veronica Slater war bloßgestellt und hatte die Konsequenzen ihres Verhaltens zu tragen. Ihr kleiner Auftritt hatte womöglich sogar ein ganzes Stück weit dazu beigetragen, Anyas Reputation zu erhöhen. Und was noch erniedrigender war, sie hatte sich von den eigenen Kollegen abmahnen lassen müssen.
Vielleicht gingen hin und wieder tatsächlich die Guten als Sieger vom Platz.
Sie stellte die Karte neben den Kaktus auf den Schreibtisch, lehnte sich zurück und hatte zum ersten Mal an diesem Tag das Gefühl, Herrin der Lage zu sein. Das Leben verlief alles andere als normal. Und in Augenblicken wie diesem hätte sie es anders gar nicht gewollt.
Danksagung
Auch diesmal haben viele Menschen ihr Fachwissen und ihre Zeit eingebracht, um ein möglichst präzises Buch entstehen zu lassen. Wenn die Handlung auch frei erfunden ist, so sind die geschilderten Arbeitsabläufe und die Psychologie der Personen doch so lebensnah wie möglich. Es ist ernüchternd, feststellen zu müssen, dass im Bereich der Forensik aufgrund der fehlenden finanziellen Ausstattung nach wie vor kaum Forschung betrieben wird. Die Opfer – lebende wie tote – verfügen dem Anschein nach nur über wenig politische Macht. Fernsehkrimis und
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