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In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)

In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)

Titel: In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Fox
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doch die Untersuchung ergab keinen Hinweis auf eine Fraktur. Die ovalen Quetschungen an Melanies rechter Halsseite rührten dem Augenschein nach von Fingern her. Ein daumengroßer Abdruck links ließ vermuten, dass er die Hand um Melanies Hals gelegt und vier Finger tief in die Haut der rechten Seite gegraben hatte.
    »Hat er beide Handschuhe ausgezogen?«, wollte Anya wissen.
    »Ich glaube schon. Ganz sicher bin ich mir nicht. Ich weiß noch, dass ich ganz kurz was Weißes gesehen habe, als er mich mit der Faust geschlagen hat. Danach habe ich die Hand nicht mehr gesehen.«
    In der Hoffnung, die eine oder andere Hautzelle des Täters aufzuspüren, tupfte Anya die Würgemale sowohl trocken als auch feucht ab. Da er Melanie zu duschen gezwungen hatte, waren die Aussichten auf Erfolg nur gering, aber den Versuch war es wert.
    Der Täter hatte Melanie einen Hieb auf die rechte Brust versetzt, was ein großes, schwarzes Hämatom zur Folge hatte. Anya vermaß Höhe und Breite des Blutergusses und skizzierte die Form für ihr Protokoll. Bei der schmalen, linearen Quetschung, die sich von der linken Brust bis zum Schlüsselbein hinaufzog, handelte es sich augenscheinlich um den Abdruck einer Messerklinge und eines Teils des Hefts. Sie vermaß und zeichnete sie, so akkurat sie konnte.
    Dieser Bluterguss war dem einer anderen Vergewaltigten erschreckend ähnlich, die Anya vor kurzem erst untersucht hatte. Der Apothekerin, die auf dem Parkplatz beim Krankenhaus überfallen worden war.
    Es klopfte zweimal kurz an der Tür, das Zeichen, dass Mary etwas zu trinken brachte. Anya entriegelte sie und schob sie gerade weit genug auf, um den Styroporbecher für Melanie entgegenzunehmen, die ihr unentwegt dankte. Es erstaunte Anya immer wieder aufs Neue, welche tiefe Dankbarkeit die Opfer sexueller Übergriffe selbst für das kleinste Zeichen von Freundlichkeit oder Rücksichtnahme empfanden.
    Als Nächstes galt es, eine trockene Probe von der Fingernagelunterseite zu entnehmen, da sich im Verlauf der Auseinandersetzung etwas vom Gewebe des Täters dort abgelagert haben konnte. Anya wiederholte den Vorgang mit feuchten Tupfern und bat Melanie dann um die Erlaubnis, ihr die ziemlich langen Fingernägel schneiden zu dürfen – eine Aufgabe, die ihr gar nicht behagte. Zur Überraschung der meisten Rechtsmediziner hatten Studien ergeben, dass in den Proben vom Material unter den Nägeln eher DNA zu finden war als auf den Nägeln selbst. Anya vermutete, dies könne daran liegen, dass die Nägel beim Abschneiden oft quer durchs Zimmer schossen. Wenn man den Nagelstücken anschließend nachjagte und sie wieder einsammelte, war es wenig erstaunlich, dass Teile des DNA-Materials verloren gingen. So viel zu den Hightech-Methoden à la CSI . Die Wirklichkeit war deutlich weniger elegant.
    Sie nahm eine frische Schere aus der Verpackung und kürzte vorsichtig alle Nägel, dann gab sie sie in einen sterilen Behälter.
    »Werfen Sie sämtliche Instrumente weg?«, wollte Melanie wissen. »Sind die alle kontaminiert?«
    Anya war froh, dass die junge Frau etwas sagte. Es war weniger unangenehm, das Vorgehen zu erläutern, als das Schweigen ertragen zu müssen.
    »Alle Metallteile müssen in einem Autoklav gespült, gereinigt und sterilisiert werden. Laut Dienstanweisung sind Scheren eigentlich in Alkohol zu spülen, aber damit verwandelt man sie zu rostigen Sensen, hervorragend geeignet zur Übertragung von Wundstarrkrampf.«
    Mit ihrem geschwollenen Mund deutete Melanie ein Lächeln an. »Was hat Sie dazu bewogen, diese Arbeit zu machen?«
    Vorsichtig senkte Anya das Kopfteil der Liege ab.
    »So, jetzt muss ich Ihren Bauch abtasten, und dann wird es Zeit, dass wir uns ansehen, woher diese Blutung kommt.« Anya richtete das Kissen, damit Melanie es bequemer hatte, und fügte hinzu: »Das liegt mir sehr am Herzen – dass diese Aufgabe richtig gemacht wird und Menschen in Ihrer Lage die bestmögliche Hilfe bekommen.« Sie legte einen Schurz über Melanies Oberschenkel, dann tupfte sie die Umgebung der Scheide nach Sperma ab und strich den Tupfer auf einem Glasträger ab, den sie in den etikettierten Behälter zurücksteckte. »Dasselbe muss ich auch hinten machen. Es tut nicht weh.« Anya konnte keine äußere Verletzung der Dammregion erkennen und nahm vorsichtig die nächste Probe. Anschließend wärmte sie mit fließendem Wasser aus dem Hahn ihr kleinstes Metallspekulum an. »Sie sind diejenige, die hier das Sagen hat, auch wenn Ihnen das nicht so

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