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In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)

In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)

Titel: In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Fox
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bei ihr der Groschen fiel. »Der Wind beeinflusst die Gezeiten, besonders in Buchten. Aber dieser Experte hat einfach nur die mittlere Tide in der ganzen Bai geschätzt.«
    »Sie behaupten also, die Flut sei um bis zu zwei Stunden früher eingetreten, als die Polizei glaubt.«
    »So ist es. Willard hat seiner Mutter erzählt, er hätte das tote Mädchen aus dem Wasser gezogen. Das Dumme ist nur, ich habe keine Ahnung, wie ich beweisen soll, dass er die Wahrheit gesagt hat.«
    »Womöglich ist das ganz einfach. Was wissen Sie über Krebslarven?«
    »Nicht viel. Leben im Meer.«
    »Der Pathologe hat in Eileen Randalls Brusthöhle Larven entdeckt. Es gibt nur eine Art, wie sie dorthin gekommen sein können, und zwar, indem sie durch die Stichwunden hineingeschwemmt wurden.«
    Bill schlug sich auf das Bein. »Dann habe ich also doch Recht. Die Leiche lag im Wasser. Willard hat die Wahrheit gesagt.«
    »Insoweit, als der Körper zu irgendeinem Zeitpunkt im Wasser getrieben hat. Aber wir wissen nicht, wann genau das war.«
    Anya schien das viel zu simpel, als dass man es einfach hätte übersehen können. Wenn Bill Lalors Angaben über den Gezeitenstand in jener Nacht stimmten, dann war Eileen Randall möglicherweise ermordet worden, bevor Geoff Willard sie gefunden hatte.
    Sie setzte sich in den von Snowie geräumten Sessel. Zog man auch noch das Fehlen von Blut auf seiner Kleidung in Betracht, so folgte daraus, dass es womöglich gar nicht Willard gewesen war, der Eileen Randall erstochen hatte. Wenn dem so war, dann hatte er zwanzig Jahre für ein Verbrechen im Gefängnis gesessen, das er gar nicht begangen hatte.
     
    In der Hütte machte sich Anya ausführliche Notizen über ihre Gespräche mit Charlie und Bill. Die Krebslarven konnten nur durch das Wasser in den Körper eingedrungen sein. Wenn Willard, wie er behauptet hatte, ferngesehen hatte, war Eileen womöglich schon zuvor ermordet worden und trieb im Wasser, als er sie fand. Wenn er sie von dort an den Strand getragen hatte, erklärte das die Flecken auf seinem T-Shirt. Aber wieso hätte er sie anziehen sollen? Und dann war da noch Eileens Freundin Michele Harris, die ihn identifiziert hatte. Wieder und wieder kreiste sie um diesen Punkt.
    Das war der Aspekt der Rechtsmedizin, den Anya gleichermaßen liebte wie hasste. Die Antwort auf eine Frage zu finden, das verschaffte eine unendliche Befriedigung, aber immer neue Fragen aufzustellen, das war ein Quell permanenter Frustration.
    Sie machte sich ein belegtes Brot und holte sich einen Krimi. Sie setzte sich auf den kleinen Holzbalkon, legte die Füße auf den zweiten Stuhl und fing zu lesen an. Auch wenn ihr noch nie einer untergekommen war, der nicht vor Fehlern gestrotzt hätte, die Geschichten machten doch immer wieder Spaß.
    Das Kinderlachen, das vom Strand zu ihr heraufdrang, erinnerte sie an die eigenen Ferien in Kindertagen in Low Head – vor und nach Miriams Verschwinden. Welch ein steriles Wort für das, was tatsächlich geschehen war. Sie dachte an die dreijährige Schwester, wie sie Sandburgen baute und jede einzelne Burg geradezu besessen mit akkurat ausgerichteten Reihen von Muscheln verzierte. Das hatte Miriam geliebt – etwas zu bauen und zu vervollkommnen. Und dann war sie fort.
    Ein kleines Mädchen warf sich begeistert quietschend in die Wellen, während die Mutter verkrampft und nur bis an die Knöchel im Wasser daneben stand. Das Mädchen sprang und spritzte herum, völlig ungerührt von der Kälte. Anya fragte sich, wie es sein konnte, dass Kinder sich über eine lauwarme Badewanne beschwerten, sich im eisigen Meerwasser aber pudelwohl fühlten.
    Sie legte das Buch beiseite, schloss die Augen, ließ sich Gesicht und Beine von der Sonne wärmen und entspannte sich. Das Meer hatte etwas an sich, was alles unwesentlich erscheinen ließ, mit Ausnahme von Eileen Randall. Dieser Gedanke drängte sich immer wieder in ihr Bewusstsein. Wenn sie im Wasser getrieben war, dann erklärte das natürlich ihre sauberen Füße.
    Aber wieso sollte Willard ein Verbrechen gestehen, das er nicht verübt hat? Es wäre nicht das erste Mal, dass die Polizei einen Verdächtigen einschüchterte. Und die Gefühle der Einwohner und der Polizei mussten in jener Nacht regelrecht gekocht haben.
    Wie hieß noch die Sendung, von der Charlie Boyd gesprochen hatte? Das siebte Irgendwas. Mist. Anya hasste es, wenn sie einen Namen vergaß. Sie holte den Laptop aus der Hütte und wählte sich über das Handy ins Internet

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