In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)
dazu. Die Fische sind verrückt danach.«
»Wow! Danke, Mister. Das werd ich gleich meinem Vater sagen.«
»Aber schmecken die Fische dann nicht nach Lakritz?« Anya lächelte.
»Das wäre mir neu.«
Anya hatte so ihre Zweifel, was das Geheimnis anging, doch die behielt sie lieber für sich. »Sie sagten, Willard hätte dann aber doch noch gestanden?«
»Genau, während des Verhörs hat er schlappgemacht, der Hohlkopf. Hat alles gestanden. Sagt, sie hat ihn wütend gemacht und sich das alles selber zuzuschreiben.«
Er schnitt den Fischkopf ab und warf die Abfälle ins Wasser. »Mit Willard hat’s von Anfang an nur Ärger gegeben, ein echter Asozialer. Hat gespannt, wenn die Mädchen in der Umkleide waren, hat die Unterwäsche von der Leine geklaut, lauter so Sachen. Wenn’s nach mir gegangen wäre, wir hätten ihn eingeknastet, lange bevor er Eileen Randall niedergemetzelt hat.«
Die gute altmodische Polizeiarbeit, dachte sie. Es erschien wenig aussichtsreich, die Widersprüche in Carneys Bericht mit Charlie zu diskutieren.
»Glauben Sie, dass er den Mord geplant hat?«
»Ich glaub nicht, dass er helle genug war, um irgendwas zu planen. Sie wird ihm einen Korb gegeben oder irgendwas gesagt haben, was ihm nicht gepasst hat, und dann hat er durchgedreht.«
Wieder brauste der Wind auf, und sie zitterte. »Sind zu dieser Zeit irgendwelche Sexualverbrechen angezeigt worden?«
»Sehen Sie, das ist ein kleines Städtchen, für Jugendliche wird hier nicht viel geboten. Es gibt den Fußballverein, und die Mädels himmeln die Spieler an wie Helden. Man hat immer wieder mal von Gruppenvergewaltigungen gemunkelt, und manche Mädels hatten wohl auch freiwillig bei so was mitgemacht. Das können Sie mir glauben. Hin und wieder hat sich schon mal eine beschwert, wenn einer ihre Zuneigung nicht erwidert hat, aber das war’s dann auch. Im Nachhinein ist vielleicht nicht ganz auszuschließen, dass es Vorfälle gab, die nicht angezeigt wurden.«
Ungläubig starrte Anya diesen Mann an, dem man die Sicherheit der Gemeinde anvertraut hatte. Ein feiner Weihnachtsmann.
Sie verstand diesen allgemeinen Schutz von Sportlern einfach nicht, gerade auch im Amateurbereich. Sie hatte den Verdacht, dass sich in diesem Städtchen im Lauf der letzten zwanzig Jahre kaum etwas geändert haben dürfte.
Charlie dachte zurück. »Es hat schon ein paar ernste Vorfälle gegeben. Eine Frau von hier hat Willard als ihren Vergewaltiger identifiziert, aber er ist deswegen nie zur Rechenschaft gezogen worden. Sie wollte nicht als Zeugin auftreten. Sie hatte einfach zu viel Angst, als sie erfuhr, dass er dieses Mädchen ermordet hat.«
Anya wusste, wenn Willard ein Serientäter war, dann gab es mit höchster Wahrscheinlichkeit weitere Opfer. Sie stand auf und wischte sich den Sand von ihren Shorts.
»Gibt es ein Protokoll zu dieser Vergewaltigung, das ich einsehen könnte?«
»Nicht mehr, aber ich werde mich erkundigen, ob sie mit Ihnen reden will, schließlich sind Sie ja Ärztin und so.«
»Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Charlie. Ich werde mich dann mal wieder an die Arbeit machen.« Sie ging ein paar Schritt weit und drehte sich dann um. »Nur eine Sache noch. Gab es eigentlich irgendjemanden im Ort, der Willard verteidigt hat, der zu ihm hielt?«
Charlie wickelte die Filets in Zeitungspapier und legte sie auf seinen Korb.
»Es gibt einen Spinner, der dauernd damit genervt hat, dass Willard unschuldig sein muss. Er ist Hobbywissenschaftler hier im Ort und hat in den letzten vierzig Jahren jede einzelne Tide protokolliert. Ein ziemlicher Einsiedler, aber uns hat er damals Tag und Nacht in den Ohren gelegen. Der alte Bill Lalor. Wohnt in dem Schuppen am Ende von Koonaka Beach. Jetzt fällt mir auch wieder ein, er ist damals ziemlich in Willards Mutter verschossen gewesen. Jedenfalls hatte er eine Theorie über Ebbe und Flut in dieser Nacht, die aber vom Sachverständigen der Staatsanwaltschaft verworfen wurde. Ein Spinner halt, der um Aufmerksamkeit buhlt. Aber der alte Bill bindet die Geschichte immer noch jedem auf die Nase, der sie hören will.«
Er fing an, die Angelrute zu zerlegen. »Und weshalb sind Sie nun wirklich hier?«
»Ich muss wissen, ob es Parallelen zwischen dem Mord an Eileen Randall und dem aktuellen an einer Lehrerin gibt. Sie wurde eine Woche zuvor vergewaltigt.« Anya hielt inne. »Willard steht unter Verdacht. Wenn diese Frau reden will, ich bin noch bis morgen hier.« Sie nahm eine Visitenkarte aus
Weitere Kostenlose Bücher