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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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Schule fuhr. Ich konnte nur hoffen, dass
sein
Lakai mich nicht beobachtet hatte, wie er es gerne mal tat. So blieb mir Zeit, mir etwas zu überlegen, bis ich Samstagnacht zum Friedhof musste. Sollte der Wichser es doch mitbekommen haben und mich verpfeifen, hätte Mum ein gewaltiges Problem. Ausgerechnet jetzt, wo sie endlich verarbeitet hatte, dass
er
sie damals sitzen gelassen hatte und zurück nach Europa abgehauen war. Vor zwei Jahren war Mum davon überzeugt gewesen, dass sie ohne
ihn
nicht vollkommen war, dass etwas in ihrer Seele fehlte. All ihre Rotz-und-Wasser-Anfälle hatte ich erduldet, hatte sie getröstet, in den Arm genommen und ihr versucht zu zeigen, dass sie ja noch mich hatte. Jedenfalls für eine kleine Weile noch. Ich war so froh, dass
er
sie endlich in Ruhe ließ. Blöd nur, dass ich
ihn
jetzt am Hals hatte. Aber damit kam ich klar. Besser ich als sie!
Mums sündhaft teure Anti-Falten-Creme hatte ich von der Tapete gewischt, doch der Duft erfüllte weiterhin das Zimmer. Ich musste mir wohl irgendeine blöde Ausrede für dieses Missgeschick einfallen lassen. Hochkonzentriert durchstöberte ich die Schubfächer und stellte die gesamte Palette an Cremes, Seren, Kuren und Ölen, die man mir geschenkt hatte, um die Jugend meiner Haut zu erhalten, auf den Badewannenrand.
Er
befürchtete, dass ich mit meinen fünfzehn Jahren Falten bekam und so etwas von dem verlor, was
ihn
so anzog. Dabei war Mum damals sechsundzwanzig Jahre jung gewesen und selbst heute zeichneten sich noch immer keinerlei Altersmakel auf ihrem Körper ab. Trotzdem, diese Prozedur musste ich jeden Abend vollziehen und darauf achten, dass ich mir keine Chemie ins Gesicht schmierte oder aß. Zu Beginn meiner neuen „Einstellung“ hatte Mum sich noch gewundert, mittlerweile war sie hellauf begeistert. Zu Yoga und Meditation würden mich allerdings keine zehn Pferde kriegen. Ich wollte noch ein bisschen von meiner Würde erhalten.
Ich angelte eins der leeren Cremedöschen heraus und panschte Tagescreme mit flüssigem Make Up, Concealer und anderen hautfarbenen Pasten zusammen. Hauptsache das Zeug verbarg meine Wunden. Ganz nebenbei plante ich bereits, wie ich Haiss vor der gesamten Schule lächerlich machen konnte. Schon Morgen würde ich dem Wichser zeigen, dass er keine Chance gegen mich hatte!
    „ICH BIN WIEDER DA!“, riefs fröhlich von der Haustür. Ich lag auf der Couch im Wohnzimmer und lauschte dem Klackern von Mums Schuhen. Sie linste um die Ecke und strahlte wie ein Honigkuchenpferdchen, dabei wedelte sie mit einer kleinen Plastiktüte. „Ich habe uns einen Film mitgebracht!“ Sie lächelte breit, kickte ihre Pumps in eine Ecke und tänzelte auf den Zehenspitzen zu mir. „Wie fühlst du dich?“ Ihre weichen Lippen schmiegten sich kurz und liebevoll an meine Stirn.
„Schon besser“, musste ich zugeben und schloss kurz die Augen.
„Du kannst ihn ja schon mal einschalten, okay? Ich wärme nur schnell das Essen auf!“ Wieder ein Kuss, ein breites Lächeln. Ihre Wangen waren ganz rot. Skeptisch zog ich die Augenbrauen zusammen.
„Mum?“
„Schatz?“
„Warum bist du so rot?“
„Mir ist w…warm“, stammelte sie. Ihre Wangen färbten sich noch eine Spur dunkler und sie verließ fast fluchtartig das Zimmer. „Ich habe Brian gerade getroffen. Ich wusste gar nicht, dass er am anderen Ende der Straße wohnt!“
Ich auch nicht!
Sie schielte schuldbewusst um die Ecke. „Ich habe ihn für morgen Abend zum Essen eingeladen.“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
„Morgen Abend? Du weißt, dass ich morgen Abend noch Training habe?“
„Ja!“ Ihr Gesicht hätte einer Tomate Konkurrenz machen können. Wir sahen uns an. Mum kaute mehr als nervös auf ihrer Unterlippe herum. „Ist das okay für dich? Ich meine … er ist dein Lehrer!“ Sie war unfassbar! Wie konnte sie sich nur so schnell einem Kerl an den Hals werfen?
„Habt ihr euch geküsst?“
„Verry!“, rief sie empört und zog sich in die Küche zurück. Nach wenigen Sekunden murmelte sie: „Vielleicht ganz kurz. Zum Abschied.“
„Du kennst ihn doch überhaupt nicht!“, eröffnete ich meine Bedenken. „Er ist ein sehr netter Mann!“
Das war der letzte am Anfang auch gewesen.
„Und er ist dein Lehrer“, fuhr sie fort und kam, den Kochlöffel schwingend, zurück. Keine Ahnung wieso, aber sie wedelte gern mit dem Ding herum.
„Das muss doch nix heißen, Mum! Der verspeist Schüler wie uns zum Frühstück!“ Sie kicherte, ich verzog das Gesicht und

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