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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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schnaufte wieder. Wieso schickte sie dann ausgerechnet ihren Zukünftigen? Sie hoffte wohl, dass uns ein paar Minütchen trauter Zweisamkeit ein bisschen näher bringen würden. Bombe! Das würde eine tolle Heimfahrt werden. Wenn er nicht vorher an einem Herzinfarkt starb! Immerhin musste er die zehn Treppenstufen auch wieder runtersteigen, denn über einen Lastenaufzug verfügte unsere Schule nicht.
„Nach dem Anruf war ihr nur ein bisschen schwindelig und sie hat sich hingelegt. Ich habe angeboten, dich abzuholen.“ Dann erstaunte mich Charles, indem er direkt an mich gerichtet fragte: „Ist das in Ordnung für dich? Ich weiß, du bist nicht besonders zufrieden mit der Wahl, die deine Mutter getroffen hat. Und wenn du lieber …“ Seine Stimme senkte sich zu einem bedrückten Murmeln. „… mit Erik fahren möchtest, verstehe ich das!“
Oh mein Gott! Er hatte es doch tatsächlich geschafft, dass ich mich in diesem Augenblick in Grund und Boden schämte. Es war mir so peinlich, dass ich rot wurde.
„Nein … ich … das … das ist schon okay“, stammelte ich leise und starrte auf meine Schuhspitzen. Ich sollte mir dringend einen neuen Charakter zulegen, denn im Moment fand ich mich wirklich zum Kotzen. Charles war doch eigentlich ein total netter Kerl! Wenn er nur nicht so fett wäre. Ich konnte nicht einmal zugeben, dass er gar nicht so hässlich war, wie ich immer behauptete. In Wahrheit besaß er verdammt intelligente, hellbraune Augen, ein faszinierend gerade Nase und die Lippen waren auch ganz okay, vielleicht ein bisschen wulstig. Aber mal angenommen er würde um die 50 Pfund weniger wiegen, dann sähe er sogar richtig nett aus. Fakt ist dennoch, dass er keine 50 Pfund weniger wog. Er war fett, langsam und … ach, ich sollte die Fresse halten und ihm eine Chance geben. Eine Wahl blieb mir doch eh nicht. Zumindest musste ich ihn nicht heiraten, sondern Mum! Und wenn Mum damit leben konnte, bekäme ich das schon irgendwie hin.
„Gut! Dann machen wir uns am besten auf den Weg. Du siehst ja auch ziemlich blass aus“, meinte Charles sehr sanft und nahm Linda meinen Rucksack ab. Die Verabschiedung vollzog sich ziemlich trocken. Mehr als ein
„Bis dann!“ brachte ich nicht über die Lippen. Linda erwiderte es mit einem traurigen Lächeln und Erik sagt gar nichts.

„Ich weiß, es geht mich eigentlich nichts an, Verry, aber wenn du darüber reden willst?“ Charles musterte mich auf dem Weg durch den Flur von der Seite.
„Ich … ehm … weiß gar nicht wovon du redest!“, murmelte ich und lief etwas schneller. Ich wollte einfach nur aus diesem Gebäude verschwinden und endlich nicht mehr die Blicke der beiden in meinem Genick fühlen.
„In Ordnung“, meinte Charles resigniert und nickte nur.
Mums Beetle stand direkt vor der Schule, so knapp vor dem Zaun geparkt, dass ich die Stoßstange ganz automatisch nach einem Kratzer absuchte. Ich ging um den Wagen herum und beobachtete wie Charles erstaunlich geschickt ins Wageninnere schlüpfte. Sein massiger Körper füllte das Auto auf eine Weise aus, die mir Platzangst bereitete. Natürlich verlor ich darüber kein Wort, ich versuchte auch nicht zu grinsen, während er mit dem Sicherheitsgurt kämpfte. So lustig es auch aussah, sein Fahrstil war es jedenfalls nicht! Kein Wunder, dass er sonst immer mit einem Chauffeur unterwegs war, denn Charles fuhr wie eine besenkte Sau!
Auf dem Beifahrersitz wäre ich vermutlich hin und her gerutscht, besäße Charles gesunde Körpermaße. So flog nur mein Kopf von rechts nach links, da der Rest von mir zwischen seiner speckigen Schulter und der Tür eingekeilt wurde. Nie zuvor musste ich die imaginäre Bremse zu meinen Füßen benutzen oder mich krampfhaft an der Seitentür festgeklammern. Mit zusammengebissenen Zähnen saß ich in der Metallkugel fest und flehte fortwährend, dass der nächste Baum nicht unsere Namen trug.
Als wir endlich daheim ankamen, sprang Charles geschickt wie eine Gazelle aus dem Wagen. Ich hingegen hatte tierische Probleme den Sicherheitsgurt zu öffnen, weil meine Hände wie Espenlaub zitterten. Erneut überraschte mich Charles, als er um das Auto herumkam und mir doch allen Ernstes die Tür aufhielt. Mit offenem Mund saß ich da und brauchte einige Sekunden, bis ich begriff, dass ich vielleicht mal aussteigen sollte.
„Ehm … danke?“
„Nicht dafür! Das ist selbstverständlich!“
Er lächelte wieder sein Zahnpastalächeln und hielt mir sogar die Hand hin, damit ich mich beim

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