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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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in einem riesigen Uhrwerk arbeitete. Ich musterte ihn von der Seite und konnte nicht umhin Jenks Meisterwerk zu bewundern. Jemanden derart zu verändern hätte ich nicht einmal einem sterblichen Schönheitschirurgen zugetraut, ganz gleich wie viele Nasen er bereits gerichtet und Lippen aufgespritzt hatte. Diese körperliche Wandlung war genauso beeindruckend wie der Fakt beunruhigend, dass neben mir eine potenzielle Killermaschine stand. Mich in der Betrachtung seiner Nasenspitze verlierend, gingen mir wieder seine Worte durch den Kopf. „Zehn Sekunden…“
Zehn von Gott verdammte Sekunden benötigte er, um fünf Menschen das Leben zu nehmen. Und das nur in der Verteidigungshaltung. Wie schnell würde er dann erst sein, wenn er in den Angriffsmodus umschaltete und ganz bewusst tötete?
Obwohl Erik offen zu mir gewesen war, fiel es mir unsagbar schwer seinen und Lindas Erzählung Glauben zu schenken. Ich kam mir vor wie in einen schrägen Vampirfilm hineinkatapultiert.
Die Flut meiner umherrasenden Gedanken drückte schmerzhaft gegen die Innenseiten meines Schädels. Ächzend griff ich mir an die Schläfen. Fast sofort fühlte ich Eriks große warme Hand in meinem Genick und den vorsichtigen Druck seiner Finger.
„Du solltest dich hinlegen bis Bonny da ist!“, murmelte er und massierte sanft meinen Nacken. Hin und hergerissen zwischen wohligem Seufzen und wachsendem Unbehagen blieb ich stehen, darauf konzentriert keine der Fragen zu stellen die mir durch den Kopf gingen. Und jede zweite würde lauten „
Warum?
“. Die Antworten darauf würden nur weitere Fragen aufwerfen und den Informationsstrudel zu einem wahren Tornado ausweiten. Es fiel mir sowieso schon schwer, all das zu verdauen, was ich an diesem Tag erfahren hatte. Und ich wusste, dass, selbst wenn Jenks, Brian oder der Verrückte mit der riesigen Knarre mir all das aus ihrer Sicht erzählten, ich es einfach nicht glauben konnte. Wie sollte ich? Es war so … so … unwirklich, surreal, unvorstellbar!
Selbst Damian Malik kam mir manchmal vor wie eine Figur in einem schrecklichen Albtraum, aus dem ich am Sonntagmorgen aufwachte, erfüllt von beklemmender Angst. Nie zuvor setzte ich mich damit auseinander, dass es auf der Erde Vampire wie Sand am Meer geben könnte. Jetzt erfuhr ich auch noch von deren Existenz an Schulen! Es gab Ärzte, Sekretärinnen und Lehrer! Meine Güte! Wer konnte ausschließen, dass der Bürgermeister keiner von denen war? Oder der Präsident? Oder Michael Jackson? Ein eiskalter Schauer lief mir bei dieser Vorstellung über den Rücken. Meine Schultern verkrampften sich. Erik sah mich an. In seinen Augen schimmerte plötzlich ein Anflug von Unsicherheit, möglicherweise sogar Angst. Er zog die Hand zurück.
„Entschuldige“, flüsterte er verlegen und vergrub die Hände tief in den Taschen seiner Jeanshose. Dann standen wir einfach nur noch stumm nebeneinander und warteten auf Lindas Rückkehr. Ich war mir nicht sicher was sie so lange in ihrem Büro aufhielt. Hoffentlich durchwühlte sie nicht meine Tasche. Gerade entschied ich, selber nach dem Rechten zu sehen, als sie stürmisch die Tür aufriss und einem schnaufenden Charles Platz machte, der ins Krankenzimmer stampfte und den Raum mit seiner Anwesenheit gleich viel kleiner wirken ließ.
„Verry, … da bist du ja!“ Er lächelte ein erstaunliches Zahnpastalächeln und mir fiel zum ersten Mal auf, wie gerade und sauber seine Zähne waren. Er tupfte sich mit einem hässlichen grauen Stofftaschentuch den Schweiß von der Stirn und atmete tief durch.
„Erik.“ Er nickte meinem Pseudofreund zu und schüttelte ihm so schnell die Hand, dass Erik wackelte wie ein Berg Pudding. „Schön, dass du so lange bei ihr geblieben bist! Es tut mir sehr leid, dass ich erst jetzt komme. Aber der Verkehr ist die reinste Hölle!“ Er lachte kurz, schnappte erneut nach Luft und schnaufte dann wie ein Walross. „Ich muss mich nur einen Augenblick setzen, diese Treppen hier machen einen ja wirklich fertig!“ Er lachte wieder, ein bisschen aufgesetzter diesmal und tupfte wieder sein Gesicht ab. Hier sollte ich, um Charles Kondition zu verdeutlichen, vielleicht erwähnen, dass der Haupteingang sage und schreibe zehn Treppenstufen besitzt. Ich versuchte lieber nicht darüber nachzudenken, wie Charles jetzt aussehen würde, wären es zwanzig.
„Ist mit Bonny alles in Ordnung?“, wandte sich Erik an Charles und musterte ihn mit geblähten Nasenflügeln. Dieser nickte nur wild mit dem Kopf und

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