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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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erzählen, dass sie zum zweiten Mal Mutter und ich bald die große Schwester wurde?
Nicht dass ich davon ausging, die Geburt des kleinen Dings jemals mitzubekeommen. Aber davon ahnte Mum ja nichts, also könnte sie es mir ruhig erzählen. Charles wusste es bestimmt schon! Von wem sonst sollte der Scheißer auch sein? Bei diesem Gedanken erfüllte mich große Enttäuschung. Mum hatte nicht nur jemanden gefunden, der, sollte ich aus der Sache mit Malik nicht lebend herauskommen, auf sie aufpasste, sie gründete ja sogar schon eine neue Familie!
Eben noch freute ich mich, obwohl ich Kinder wirklich nicht leiden konnte, riesig auf den Nachwuchs, doch im nächsten Moment befand ich mich wieder mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen. Eigentlich sollte mich dieser Umstand glücklich machen. Mum würde mich gar nicht vermissen, weil sie viel zu sehr mit der Geburt ihres Babys beschäftigt war, von vorn bis hinten von Charles betüdelt, der ihr die Welt zu Füßen legen wird. Derweil würde ich irgendwo in einem Loch liegen, tot oder untot, und an dem Leben, das ich bisher geführt hatte, nicht mehr teilnehmen. Ich wäre für sie gar nicht mehr existent.
„Ich bin nur ein bisschen müde“, murmelte sie und ließ sich neben mich auf die Couch fallen. Sie streifte sich ungeschickt die Hackenschuhe von den Füßen, zog dann die Beine fest an sich und bettete das Kinn auf ihren Knien. „Verry. Ich … Charles und ich…“ Jetzt hüpfte mein Herz doch wieder höher und ich verdrängte die düsteren, egoistischen Gedanken. Sie wollte es mir sagen! Yay! „Wir fliegen übers Wochenende nach Boston.“ Mir die Enttäuschung nicht ansehen zu lassen, fiel mir wirklich schwer, also wandte ich das Gesicht ab und friemelte an der Naht meiner Jeans herum.
„Nach Europa?“, murmelte ich.
„Nein!“ Sie lachte leise. „Nach Neuengland. Nur bis Dienstag! Er hat ein Zimmer in einem hübschen, kleinen Hotel gemietet, damit wir ein bisschen Zeit zu zweit verbringen können. Ein bisschen Abstand von allem nehmen. Verstehst du?“
„Ehrlich gesagt, nein!“, gestand ich ganz offen und sah sie direkt an. Ihr Augen wirkten viel matter und selbst ihr sonst so glänzendes Haar hing stumpf und kraftlos über ihren Schultern. Hieß es nicht immer, dass schwangere Frauen von innen heraus viel mehr strahlten, so vollgepumpt mit Hormonen wie sie dann seien? Mum machte jedenfalls keinen besonders strahlenden Eindruck.
„Die Arbeit in der Kanzlei überfordert mich im Augenblick ein bisschen. Leider haben meine lieben Kollegin die Verlobung nicht annähernd so gut aufgenommen wie unsere Freunde.“ Diesmal senkte sie bedrückt den Kopf und nestelte an ihrem Rocksaum, strich ihn glatt und zerknitterte ihn dann doch wieder. „Ich … ich denke ich werde mir eine neue Anstellung suchen!“
„Das musst du doch nicht, Mum!“ Eine unbändige Wut auf diese Idioten die Mum stressten, ergriff mich. Was dachten die sich eigentlich dabei? Sie war verliebt, verlobt und schwanger. Und jetzt kamen diese verfluchten Penner um ihr das Leben schwer zu machen. Ich hätte in diesem Augenblick wirklich ausrasten können. Stattdessen nahm ich Mum fest in die Arme. „Rede mit denen! Du setzt dich doch sonst auch immer durch!“
„Ich bin nicht du, Verry! Ich … ich bin viel zu … sensibel.“ Sie machte ein so unglückliches Gesicht, dass ich heftig Schlucken musste. „Ich wünschte, ich hätte ein bisschen mehr von deiner Willensstärke, mein Schatz!“ Sie räusperte sich leise und löste sich aus meiner Umarmung. „Jedenfalls schlug Charles vor, einfach mal ein paar Tage wegzufahren, abzuschalten.“
„Okay. Aber … wieso kümmert sich Charles nicht um seine Mitarbeiter? Er sollte hinter dir stehen!“, brauste ich direkt auf. „Ach Schatz. Das ist alles andere als erwachsen. Ich kann doch meinen Verlobten nicht vorschicken. Was glaubst du, was die denken? Dass ich kein Rückgrat besitze! Dass Charles mich bevorzugt, weil ich bald seine Frau bin! Das würde das ganze Arbeitsklima nur noch mehr vergiften.“
Sie seufzte leise, ließ sich zur Seite sinken und legte ihren Kopf auf meine Schulter. „Ich will einfach nur ein paar Tage entspannen und nicht darüber nachdenken. Verstehst du?“
Ich nickte wortlos und tätschelte ihre Hände, die sie in einer erschöpften Geste in ihrem Schoß gefaltet hatte.

„Und keine Partys während wir weg sind!“, rief Mum fröhlich und wuchtete den letzten von insgesamt vier Koffern in die Limousine. Charles

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