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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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stand die ganze Zeit mit fliegenden Händen neben ihr, versucht ihr die Koffer zu entreißen, aber Mum hatte darauf bestanden sich selbst um ihr Gepäck zu kümmern.
„Oh ich bitte dich, Mum!“ Ich verdrehte die Augen. „Als ob ich ´ne Party feiern würde! Das ist so klischeehaft!“
„Du bist Fünfzehn!“ Zum grob geschätzten zwanzigsten Mal nahm sie mich in die Arme und knutschte mir völlig aufgekratzt über das ganze Gesicht.
„Ich habe Maria gebeten, ab und zu nach dir zu schauen.“
„MUM!“, schnauzte ich und wandt mich aus ihren Armen. „Ich kann selbst auf mich aufpassen!“
„Aber du warst noch nie allein!“
„Das ist nicht wahr!“
„Der Trip nach Europa zählt nicht! Du hattest einen Babysitter!“
„Erinnere mich bloß nicht an die!“, schnaubte ich.
Mein damaliger Babysitter war die Nachbarstochter gewesen. Aus Zeitmangel oder Lustlosigkeit, hatte sie mir grundsätzlich Mikrowellenfraß oder anderes FastFood aufgewärmt, ich durfte nie zum Spielen mit Annie nach draußen gehen und wurde gezwungen ein Mittagsschläfchen zu halten, damit sie in aller Ruhe mit ihrem Freund auf unserer Wohnzimmercouch vögeln und DVDs angucken konnte. Um Fünf gab es bereits Abendessen und um Sechs lag ich schon im Bett. Dann verriegelte sie die Haustür, damit ich auch nicht abhauen konnte und verpisste sich. Einmal schloss sie meine Zimmertür ebenfalls ab und verriegelte die Fenster, weil ich mich gewehrt hatte am Wochenende so früh ins Bett zu gehen. Ein paar Tage vorher hatte ich Wasserflaschen in mein Zimmer geschmuggelt, da sie mir ebenfalls verbot, nachts zu trinken, aus Angst, ich könne noch ins Bett pinkeln. Ich war dreizehn!!!
Aus Rache, trank ich dann den gesamten Vorrat aus und musste natürlich irgendwann aufs Klo. Mein Zimmer konnte ich nicht verlassen, also pinkelte ich notgedrungener Weise direkt vor die Tür. Der Geruch war unerträglich und ich schämte mich in Grund und Boden, aber die Sache war es wert gewesen. Mum hatte den Teppich erneuern müssen und dies dem Babysitter in Rechnung gestellt. Zudem drohte sie mit einer Anzeige, weil sie es gewagt hatte, mich einzuschließen, was weit über ihre Kompetenzen hinausging.
„Immerhin hast du einen neuen Teppich bekommen!“, grinste Mum in Erinnerung an diese Peinlichkeit. Natürlich wurde ich knallrot und senkte beschämt den Kopf.
„Erzähl das bloß niemals jemandem! Auch nicht Charles, als amüsante Anekdote auf dem Weg an die Küste!“
„Keine Angst, Liebes!“ Sie küsste mich auf die Stirn. Ihr warmer Duft hüllte mich ein und ich schmiegte mich länger als nötig an sie.
„Ich vermiss dich jetzt schon, Mum!“, murmelte ich und drückte sie fester.
„Ich komm doch wieder!“, lachte sie und presste ihre weichen Lippen auf meine Nasenspitze. Dann wurde sie ernst. „Du musst mir etwas versprechen, Verry!“
„Okay?“
„Kein Sex!“
Mir klappte die Kinnlade runter. „W…wie bitte?“, stammelte ich und wurde ziemlich bleich. „Versprich mir bitte, dass du nicht mit Erik schläfst!“
„Ich bin Fünfzehn“, krächzte ich. Ganz plötzlich verknotete sich mein Magen und breitete mir unangenehme Schmerzen. „Ich weiß! Du bist einfach noch zu jung dafür! Also versprich mir, dass du es an diesem Wochenende nicht machst, okay? Ich möchte in der Nähe sein, falls es furchtbar schrecklich für dich wird und du dich ausheulen möchtest!“
Sie streichelte mir über den Kopf, doch diese Geste nahm ich kaum noch wahr.
Falls es furchtbar schrecklich für mich werden sollte? Die ganze Woche über hatte ich alle Erinnerungen an Damian Malik erfolgreich verdrängt und ein beinahe ganz normales Leben geführt. Für eine kurze Zeit fühlte sich alles so nett an, so unbeschwert, doch Mum hatte das mit einem einzigen Satz zunichte gemacht. Ich würde ihr niemals die Schuld dafür geben, doch waren es ihre Worte, die mich in die Realität zurückkatapultierten. Bruce Almighty würde dazu jetzt sagen: „And that´s the way the cookie crumbles!“

Donner grollte über den Himmel und riss mich aus meiner Starre. Wie lange ich dagestanden und ins Leere geblickt hatte, wusste ich nicht. Im Gegensatz zu Egons Frau Mary, die voll unverhohlener Neugier zu mir rüber glotzte und dabei hastig in ihr Telefon sabbelte. Sie machte jedenfalls den Eindruck, als stünde sie schon eine ganze Weile auf ihrem Gafferposten und teilte gerade der gesamten Klatschwelt in Washington mein seltsames Verhalten mit.
Schnell und ohne auf ihren über die Hecke

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