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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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ragenden Schädel zu achten, drehte ich mich um und machte mich auf den Weg zur offen stehenden Haustür. Am liebsten wäre ich gerannt, aber das hätte ihren Gerüchten nur noch mehr Würze verliehen. Bevor ich ins Haus schlüpfte, bemerkte ich rechts von mir eine Bewegung. Aus den Augenwinkeln sah ich ein dunkelhaariges Kind hinter einem Baum verschwinden.
Vermutlich spielte es gerade mit einem Freund Verstecken.
Der Himmel passte sich meiner aktuellen Gemütslage offenbar an. Als ich im ersten Stock ankam herrschte draußen bereits eine Weltuntergangsstimmung. Ehe die ersten Regentropfen auf die Erde niederprasselten, hatte ich mich in meinem Zimmer verschanzt und mich bäuchlings auf das Bett geworfen. Ich vergrub das Gesicht in den Armen und kniff die Augen so fest zu, dass ich Sternchen sah. Es gelang mir kaum mich auf meinen Atem zu konzentrieren und die aufkeimende Panikattacke unter Kontrolle zu bekommen. Die typischen Symptome traten wieder auf und ich presste meinen Mund so fest auf die Matratze wie ich konnte, krallte die Finger ins Bettlaken, hielt die Luft an, stieß sie dann ruckartig aus und hustete. Jedes Mal wenn ich meiner Lunge die Luftzufuhr versagte, dröhnte mein Herzschlag umso lauter in meinen Ohren. Aber die Prozedur half mir, mich wieder zu beruhigen.
Zehn Minuten später lag ich stumpf vor mich hinstarrend da. Immerhin stand mir wieder ein klarer Kopf zur Verfügung. Okay, er half mir kein Stück dabei, aus dem Bett zu klettern, ohne vor Kraftlosigkeit in die Knie zu gehen. Wobei sich mir dann auch die Frage stellte, wozu ich überhaupt aufstehen sollte. Mum war sowieso nicht da, in die Schule musste ich auch nicht gehen und zu Futtern war genug im Haus. Wenn ich also irgendwann Hunger bekam, würde ich schon den Arsch hochkriegen. Doch im Moment verspürte ich eher das Bedürfnis zu kotzen als mir etwas zwischen die Beißer zu schieben. Also blieb ich liegen und versuchte mit aller Kraft nicht an das Unausweichliche zu denken und dem prasselnden Regen zu lauschen.
Irgendwann verlor ich mich in der Wahnvorstellung, eine Waffe zu bauen, mit der es mir gelingen müsste, Malik zu enthaupten. Reichte das nicht aus, um einen Vampir wirkungsvoll zur Strecke zu bringen? Seit meinem Angriff auf Erik vermied ich den Gedanken an einen Holzpflock oder ähnlichem. Ich würde garantiert nicht die Kraft aufbringen können, Malik so nahe zu kommen, um ihm irgendetwas Widerstandsfähiges in die Brust zu rammen. Allein die Vorstellung bereitete mir eine Übelkeit erregende Gänsehaut. Allerdings wäre Malik doch eine erstaunlich leichte Beute, wenn ich ihn ausgerechnet dann angriff, wenn er mich gerade mit seinen schmierigen Fingern befummelte. Den Gedanken verwarf ich jedoch sofort wieder. Malik würde mich nicht mehr anfassen. Das nächste Zusammentreffen bedeutete meinen Tod. Vielleicht brachte Malik wenigstens genug Gnade auf, um mir das Ende kurz und schmerzlos zu bereiten.
„Du machst dir nur etwas vor!“, murmelte ich ins Kissen und drehte den Kopf zum Fenster. Ich musste an die letzte Woche denken, an den Abend als ich vor Brian kniete, um ihn anzuflehen nicht zu Malik zu gehen, und an die darauffolgende Nacht. Nein. Malik kannte keine Gnade. Es würde ihm bestialische Freude bereiten mich umzubringen. Langsam und qualvoll. Die Luft rings um ihn würde von meinen Schmerzensschreien vibrieren. Und dann? Würde er mich wirklich töten oder kurz vor meinem Ableben seine Zähne einsetzen, mir das Gift injizieren und mich verwandeln? Hoffentlich nicht! Ich musste darauf pochen, dass, sollte ich keine Gelegenheit bekommen ihn eigenhändig umzubringen, er derart seine Selbstbeherrschung verlor und mir einfach den Schädel vom Kopf riss. Das war meine einzige Möglichkeit, mit einer reinen Seele aus dieser Sache herauszukommen.
„Und wenn er sich kontrolliert?“ Tränen stiegen mir in die Augen. Ich wollte nicht in einem toten Körper stecken! Für nichts auf der Welt. So sehr mich Thomas D´s Song damals fasziniert hatte, so sehr widerte mich der Gedanke heute an, als Untoter auf der Erde herumzulaufen und aus der offenen Vene eines Menschen trinken zu müssen. Sollte ich diesen aussichtslosen Kampf wirklich verlieren, und ich glaubte nicht daran, gegen Malik auch nur den Hauch einer Chance zu haben, würde ich ihn reizen müssen. Ich musste ihn irgendwie zur Weißglut bringen! Und was wurde dann aus Mum? So sehr Charles sie auch liebte, gegen Malik hatte er keine Chance! Lag nicht auch auf der Hand,

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