In deiner Hand
konnte, baute sich ein dürrer Kerl in schwarzer Kordhose und rotkarriertem Holzfällerhemd vor mir auf. Er musterte mein Gesicht ohne mir dabei auf die Brüste zu gaffen, was ich ihm hoch anrechnete. Allerdings gefiel mir nicht, wie er dabei die Mundwinkel verzog und dann, als sei er zu einem enttäuschenden Entschluss gekommen, den Kopf schüttelte.
„Darf ich mal deinen Ausweis sehen?“, fragte er mich höflich und brachte sogar ein nettes, entschuldigendes Lächeln zustande. „Heutzutage darf man sich nicht mehr so sehr auf das Optische verlassen!“, bemerkte er während ich so tat als suche ich meinen Ausweis in der Jeans. Natürlich besaß ich keinen. Verdammte Kacke! „Meine Tochter hat sich mit 12 zum ersten Mal geschminkt. Mit 13 erwischte ich sie mit einer Zigarette!“ Er schüttelte in Erinnerung schwelgend den Kopf. „Hast ihn vergessen, hm?“
„Sieht so aus“, murmelte ich kleinlaut und wurde rot wie eine Tomate. „Bitte! Ich … ich will nur einen einzigen Film …“
„Wie heißt der denn?“ Woher sollte ich das denn wissen? „Ehm … irgendwas mit Vampiren. Was ziemlich blutiges.“
„30 days of night“, quäkte ein Kerl über meine Schulter. „Der is´ Hammer. Die Vampire zerfetzen die Menschen richtig schön, mit ihren geilen Hauern. Absolut sehenswert!“
Ich warf dem komischen Kauz mit dem Cappy einen „what the fuck?“-Blick zu und er grinste breit. „Den solltest du dir nicht allein ansehen! Der Film ist wirklich ziemlich blutig, für so Mädchen wie dich!“
„Ich hab´ schon ganz andere Sache gesehen…“, murmelte ich.
„Also ich hab für später noch nichts vor“, meinte er mit leuchtenden Augen und einem überdeutlichen Blick auf meine Brüste.
Arschloch!
„Wie sieht ´s aus?“
Gerade wollte ich ihm einen schönen saftigen Tritt in die Eier verpassen, als hinter ihm ein Hüne von Mann auftauchte, die Kapuze seines Pullovers tief ins Gesicht gezogen. Doch auch so wusste ich, wer das war.
„Verfolgst du mich?“, knurrte ich angepisst und war drauf und dran das Geschäft wieder zu verlassen. Der Inhaber hinter mir gab einen erstickten Laut von sich, als der Typ den Kopf ein Stück hob und das Licht auf sein Gesicht fiel. Der Hosenscheißer vor mir ergriff ohne ein weiteres Wort die Flucht.
„Gehört er zu dir?“, flüsterte mir der Inhaber ins Ohr. Ich schnaubte wie ein Pferd und winkte mit der Hand ab.
„Nee! Mit solchem Pack geb´ ich mich garantiert nicht ab!“ Ganz der Geschäftsführer schob er sich an mir vorbei, begrüßte den Wurstkopf mit einem höflichen Händedruck und bot seine Hilfe an. Ich nutzte die Gunst der Stunde und schlich in die Horror-Porno-Abteilung. Mit angehaltenem Atem schloss ich die Tür hinter mir. Ich versuchte nicht auf Tara´s dicke Brüste zu achten, die praktisch aus dem Cover der DVD hervorquollen oder die gespreizten Beine irgendeiner Holly, die mit drei nackten Kerlen abgebildet war. „Almdödel“ stand auf dem Cover einer anderen Hülle. Was für eine geschmacklose Scheiße! Da drehten andere Leute irgendwelche perversen Sexfilme und ich konnte von Glück reden, wenn ich nie welchen haben würde. Von diesem Gedanken erfüllt, strauchelte ich über eine kleine Stufe in die Horrorabteilung. Aus jeder Ecke glotzten mich ekelige, rotäugige Fratzen mit abgebildeten blutverschmierten Äxten, Messern und Bögen an. Vom mutierten Inzestler bis hin zum Exorzisten bot die Auslage echt alles. Killerpuppen, durchgeknallte Nachbarn mit Kettensägen, Dämonen, Hexen. Aber wo waren die blöden Vampirfilme? Da mich ja niemand dabei sah, begann ich mit der Suche nach dem Film, den der Kerl eben genannt hatte und fand ihn. Auf dem Cover waren ne Tussi mit Knarre und n Kerl abgebildet. Gott! Bestimmt wieder so eine bescheuerte Liebesschnulze, die tödlich endet. Zum Kotzen! Ich brauchte Antworten, keine Lovestory und zerfetzte Kehlen. Auf dem Backcover war leider nicht beschrieben, ob und wenn wie die Vampire am Ende besiegt wurden. Natürlich nicht! Etwas bohrte sich ziemlich grob zwischen meine Schulterblätter. Vor Schreck ließ ich die DVD fallen und wirbelte herum.
„Was suchst du?“, wollte der Wurstkopf wissen und studierte die Reihe DVDs im Regal, die sich noch in seiner Augenhöhe befanden. Mit blutrotem Kopf hob ich die DVD wieder auf.
„Suchen die Bullen dich nicht?“, zickte ich ihn an.
„Eine Lösung für dein Problem?“, überging er meine giftige Frage und betrachtete die Hülle, die ich in den Händen hielt. Er beugte
Weitere Kostenlose Bücher