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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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breitete sich ein sehr ungutes Gefühl aus. Sie führte irgendetwas im Schilde, das lag auf der Hand. Ohne auf meine Reaktion zu warten, schleppte sie mich an drei provisorischen Krankenlagern vorbei, deren Vorhänge zur Seite gezogen waren und leerstehende Betten offenbarten. Ich kam mir vor wie in einem Lazarett und die Betten waren die Überbleibsel längst gefallener Soldaten. Soldaten die möglicherweise im Kampf gegen die Vampire gestorben waren.
Mir wurde bei dem Gedanken noch kälter. Donna bemerkte mein Zittern, griff im Vorbeigehen nach einer der Decken auf den Betten und wickelte mich darin so fest ein, dass ich nur noch meine Füße bewegen konnte. Am anderen Ende der langgezogenen Krankenstation, oder wie auch immer man diesen Ort hier nannte, wurde die Tür geöffnet. Der kleine Hosenscheißer Oliver schlüpfte in den Raum. Ich erwartete Linda zu sehen, aber er kam allein. Der hatte mir gerade noch gefehlt. Zu meiner Verblüffung trat Donna einen Schritt beiseite und senkte den Kopf in einer unterwürfigen Geste.
What the fuck?

Oliver nickte kurz in ihre Richtung und sie stieß einen leisen Seufzer der Erleichterung aus. Was dachte sie? Dass er ihr ans Bein pinkeln wollte? Hinter mir wurde es mucksmäuschenstill. Oliver trat zwei kleine Schritte auf mich zu und sah mich so ernst an, dass mir ganz schwummerig wurde. Dann hob er, wie beim letzten Mal, beide Arme nach oben und verlangte in quengelndem Tonfall: „Ich will hoch!“
„Keine Zeit für dich, Kurzer!“ Ich machte Anstalten an ihm vorbei zu gehen. Donna rührte sich gar nicht mehr vom Fleck, also würde ich den Ausgang wohl alleine finden müssen. Egal! Oliver trat mir in den Weg, immer noch mit hochgehaltenen Armen.
„Geh mir nich´ auf ´n Zeiger!“, grummelte ich.
„Heb mich einfach hoch, Verry!“
„Nein!“ So ging das ganze fünf oder sechs Sätze lang und irgendwann wurde mir bewusst, dass er nicht mehr quengelte, sondern Befahl! Und in was für einem Ton! Unwillkürlich wich ich einen Schritt zurück.
„Was zur Hölle?“, schnappte ich nach Luft, als er überhaupt nicht mehr wie ein Kind rüberkam, sondern wie ein sehr kurz geratener Mensch. „Oh Gott, bitte verschone mich!“, flehte ich mit Blick zur Decke.
„Der wird dir auch nicht mehr helfen“, erklang Olivers Stimme in einem erschreckend männlichen Basston. Meine Nackenhaare stellten sich auf und mein Selbsterhaltungstrieb signalisierte mir, umgehend die Flucht zu ergreifen. Erst da bemerkte ich, dass er einen scheinbar maßgeschneiderten Nadelstreifenanzug trug und das weiße kurze Haar streng nach links gekämmt hatte. Niedlich war an dem gar nichts mehr. Ich schluckte. Das konnte ja nur eines bedeuten!
Er grinste breit und entblößte winzigkleine Reißzähnchen. Ich verdrehte nur schwer genervt die Augen. Ich hätte es mir echt denken können!
„Erik du bleibst hier, der Rest kehrt bitte zurück an den von mir zugewiesenen Arbeitsplatz!“ Ein heftiger Windstoß schlug mir entgegen, schon schloss sich die Tür und wir waren nur noch zu dritt. Sogar dem Rollstuhlfahrer war es irgendwie gelungen, mitsamt dem Stuhl fluchtartig den Raum zu verlassen.
Verblüffend! „Setz dich bitte, Verry!“ So nett er das auch zu sagen gedachte, es war ein Befehl und ich ließ mir von Untoten garantiert keine Befehle erteilen. Ich blieb stehen. Oliver bedachte mich mit einem Stirnrunzeln. Dann beließ er es dabei. Er sprang auf das Bett! Was mich stark an Chucky die Mörderpuppe erinnert. Ich bekam Gänsehaut. Oliver räusperte sich kurz. Erik senkte erneut den Blick und starrte die Spitzen seiner schwarzen Turnschuhe an.
„Was heute Nacht geschehen ist, ist unverzeihlich. Alle Beteiligten wurden auf meinen Befehl hin bestraft.“ Er machte eine kurze Pause. „Und auch Doctor Jenks wird seine gerechte Strafe erhalten, sobald du eine Entscheidung getroffen hast.“ Wieder pausierte er, um meinem lädierten Gehirn die Zeit zu geben, alles aufzufassen.
„Was für eine Entscheidung?“, wollte ich wissen. Mir gefiel die Sache jetzt schon nicht. Der Wurm, ich ging mal ganz stark davon aus, dass mir hier der waschechte Onyx gegenübersaß, runzelte wieder die Stirn und musterte mich mit seinem schwarzen Knopfaugen. Warum hatten Vampire nur so gruselige Augen, wenn sie ihre Reißzähne auspackten? Immer diese ätzenden Klischees! Wir starrten uns einen Augenblick lang einfach nur an und ich weigerte mich zu glauben, dass dieser Furz allen Ernstes einer der ältesten Blutsauger der Welt

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