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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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nickte dann aber.
„In Ordnung. Ich werde meine Wachen zurückziehen, wenn dies deine Entscheidung ist.“
„IST ES, verdammt nochmal!“, schnauzte ich nicht mehr ganz so wütend. Erstaunlich wie schnell aufgestaute Wut verschwand, wenn man sich erst einmal alles von der Seele gebrüllt hatte.
Einen Moment lang sprach Niemand ein Wort. Schließlich hüpfte Oliver geschickt vom Bett ohne dabei total idiotisch auszusehen.
„Verabschiede dich bitte von Erik. Dir bleiben vielleicht noch 65 Jahre, er hat nur noch fünf Tage“
Mit diesen Worten marschierte er an mir vorbei und sah alles andere als zufrieden aus. „Ich werde mich dann Doctor Jenks Bestrafung zuwenden, wenn dies deine Entscheidung ist, Verry.“ Er sah mich abwartend an. Am liebsten hätte ich ihn erwürgt.
„Ist es und bleibt es. Auf Nimmerwiedersehen, Gollum!“
Im Hinausgehen hörte ich ihn zu jemandem „3 Tage, mehr Zeit kann ich ihr nicht einräumen“ sagen. Der glaubte wohl wirklich, dass ich meine Meinung noch änderte. Da kannte der dumme Blutsauger mich aber schlecht. Es gab rein gar nichts auf dieser Welt, was mich dazu bewegen konnte, mich beißen zu lassen und der Sterblichkeit Lebewohl zu sagen. Nichts!

Regen tröpfelte auf den Asphalt. Trotzt der Strickjacke fror ich noch immer erbärmlich. Gähnend schlang ich die Arme um meinen Oberkörper und drückte das Kinn auf die Brust. Ich stand an der Bushaltestelle meiner Schule. Hinter mir ragte der Betonklotz wie ein überdimensionaler Grabstein in den Himmel. Die eiskalte tote Aura, die er ausstrahlte war allgegenwärtig. Jeder Mensch, der mir entgegenkam, wechselte, sobald er auch nur in die Nähe gelangte, sofort die Straßenseite. Trotz all meines Hasses, der unterschwellig in mir brodelte, all meiner Abneigung, meiner unterdrückten Wut und der bodenlosen Enttäuschung, derart hintergangen und ausgenutzt worden zu sein, gingen mir Olivers Worte dann doch nicht mehr aus dem Kopf. Ich hatte fast fluchtartig das Untergrunddomizil der Blutsauger verlassen, das sich, oh Wunder, direkt unter der Schule befand und sich wie ein geheimer Bunker fast 4 Stockwerke in die Tiefe bohrte. Die Gänge waren hässlich grau gewesen, mit der typischen kalten Neonröhrenbeleuchtung. Durch diese Gänge zu laufen fühlte sich ein bisschen so an, als versuche man sich vor Augen zu halten, wie es unter der Erde sein musste, für jene, die bereits tot waren. Was ich erstaunlich seltsam fand. Wo sie doch alle darauf pochten, mit den Menschen gleichgestellt zu werden, das Leben genauso genießen zu dürfen, wie wir.
Warum versteckten sie sich dann in diesem Rattenloch, das den Charme von unterirdischen Versuchslaboren ausstrahlte? Vielleicht war das irgendeine Taktik? Möglicherweise waren diese Gänge ja sogar dazu gedacht, die Blutsauger an genau das zu erinnern, an den kalten, grauen Tod und daran, dass sie auf dieser Welt nicht willkommen waren. Möglicherweise sorgte diese Atmosphäre auch einfach nur dafür, dass die Blutsauger diesem Ort fernblieben, weil er nichts Schönes, nichts Lebendiges ausstrahlte. Ich traute ihnen durchaus zu, dieses Versteck nur heimzusuchen, wenn Wichtiges anstand, wie zum Beispiel die kuriose Vampirversammlung. Was durchaus einleuchtete. Wie oft sah man in Filmen oder las in Büchern, dass die stinkreichen Vampire sich mit prunkvollen Bauten, Autos und Frauen mit dicken Titten und riesigen Lippen umgaben. Sie prahlten mit ihrem Vermögen, ihrer Macht. Aber diese Gänge, diese Räumlichkeiten unter meiner Schule, die strahlten alles andere als Glanz und Glamour aus. Irgendwie lag doch auf der Hand, dass an genau solchen Orten die wichtigsten der wichtigen Gespräche gehalten wurden, damit man nicht von glitzernden Kronleuchtern und sich gegenseitig bewundernden Frauen abgelenkt wurde und das Wesentliche im Auge behielt. Im Prinzip konnte mir egal sein, was Onyx, oder wen auch immer, dazu gebracht hatte alles so herzurichten. Was mir nicht ganz egal war und wie eine dreckige Ratte ihre Zähne in meine Brust senkte war die Tatsache, dass dieser Betonklotz hinter mir – der Grabstein, wie ich ihn künftig nennen würde – bald wirklich das Grab eines Blutsaugers sein würde. Erik würde dort elendig verrecken. Und das allein verdankte er mir.
War meine Reaktion nachvollziehbar? Konnte ein Mensch wirklich so egoistisch sein?
Doch so sehr ich die Erinnerung an die letzte Nacht auch zu verharmlosen versuchte, oder die an den allerersten Biss auf dem Klo bei mir zu Hause, an das

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