In deiner Hand
du jetzt einfach abgehauen bist“, knurrte ich und trat wieder vor. Mein Fuß blieb an einer Baumwurzel hängen und ich verlor das Gleichgewicht. Ich fiel direkt auf Donna. Etwas bohrte sich schmerzhaft in meine beiden Handflächen, die über ihren glitschigen, kalten Körper rutschten. Ich rollte mich sofort von ihr runter.
„Scheiße“, stieß ich angeekelt hervor und robbte von ihr Weg. „Meine Güte, was hast du denn gemacht?“, wollte ich wissen und wischte mir die Hände im Gras sauber. Ich sah zu Donna, deren Kopf auf ihre Brust gesackt war. Sie rührte sich nicht. Ganz langsam streckte ich die Hand aus und berührte sie an der Schulter. „Donna?“
Der süßliche Gestank wurde immer stärker und ich begann gleichzeitig zu husten und zu würgen. Unwillkürlich strich meine Hand über ihre nasse Haut zu ihrem Hals, um ihren Puls zu fühlen. Natürlich hatte sie keinen. Sie war schließlich ein Vampir!
„Bist du eingeschlafen?“, flüsterte ich. Als ich die Hand zurückzog, rieben meine Fingerspitzen auf der Höhe ihres Schlüsselbeins über eine eigenartig spitze Erhebung, dann eine weitere. Donna trug scheinbar ein Oberteil mit irgendwelchen Nieten oder Stacheln.
„Weißt du was?“, meinte ich und erhob mich so schnell, dass mir schwindelig wurde. „Ich … ich denke ich hole … irgendjemanden, der … der dir aufhilft.“
Ich wartete ihre Bestätigung ab, aber sie sagt nichts, saß einfach nur da wie eine leblose Puppe. Ob sie wohl zu viel Blut gesoffen hatte und in eine Art Blutdelirium gefallen war? Eine Art Überdosis?
„Puuuh, okay. Ich bin gleich wieder da!“
Einen Augenblick lang sah ich mich orientierungslos in den schwarzen Schwaden um, bis ich mich mit zusammengekniffenen Augen in den vorderen Teil unseres Gartens gekämpft hatte. Mit schnellen Schritten lief ich zum Haus und überlegte fieberhaft was ich überhaupt machen sollte. Auf dem Weg zur Veranda wischte ich mir die Hände immer wieder zwanghaft an meiner Hose ab. Ich wollte kein menschliches Blut an mir kleben haben. Was auch immer Donna getan hatte, es war unverzeihbar! Und wenn sie wieder aufwachte, würde ich ihr ordentlich meine Meinung geigen!
Die Verandatür wurde aufgerissen, ehe ich die Hand nach der Klinke ausstrecken konnte. Taylor und Erik standen wie zur Salzsäule erstarrt vor mir und sahen mich mit aufgerissenen Augen an.
„Gott sei Dank seid ihr da.“ Ich deutete heftig atmend nach hinten.
„Donna ist da! Sie hat …“ Ich sah von Erik zu Taylor. „Sie hat jemanden getötet!“
Ehe ich mich versah waren beide verschwunden. Keine Sekunde später hörte ich jemanden jaulen, wie einen Wolf, der den Mond anheult. Es war gruselig. Wie gelähmt blieb ich auf der Veranda stehen und sah zu der Baumgruppe. Erik trat als erster aus der Finsternis, gefolgt von Taylor, der Donna auf den Armen trug. Ihre Gliedmaßen baumelten leblos herum. Der Anblick war schockierend.
Taylor hielt die Augen geschlossen, Donnas Körper an sich gepresst und ging ohne ein Wort an mir vorbei ins Haus. Irgendetwas stimmte da nicht.
Er legte Donna auf den Wohnzimmerboden. Für einen Augenblick schimmerten die Nieten in ihren Klamotten in wunderschönem hellen Silber und bildeten einen hinreißenden Kontrast zu all dem glänzenden, feuchten Blut auf ihrer blassen Haut. Mich schauderte dieser kranke Gedanke. Es dauerte bis ich begriff, dass Donna gar keine Kleider trug und dass all diese grässlichen Nieten tief in ihre Haut gebohrt worden waren. Völlig perplex trat ich einen Schritt auf sie zu. Meine Knie gaben nach. Ich streckte Halt suchend die Hand aus und zog dabei die kleine Decke vom Glastisch. Der süßliche Gestank, der von Donnas Körper ausging, verbreitete sich rasend schnell im ganzen Haus. Das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen wurde zunehmend stärker, wie Watte, die meine Nasenlöcher und meinen Mund verstopfte. Schwindel packte mich.
„Jenks …“, murmelte ich und starrte Donnas entstellten Körper mit aufgerissenem Mund an. „Jenks … wir müssen … er kann … er muss doch …“
Die Ohnmacht riss mich einfach mit sich.
Es war so offensichtlich gewesen! Der Gestank, Donnas schwächer werdende Stimme, die Angst davor, allein gelassen zu werden. Sie wusste, dass sie sterben würde und ich hatte es einfach nicht begriffen. Ich hatte sie als eine Mörderin abgestempelt, als einen widerwärtigen Vampir, der sich im Blut eines Menschen gesuhlt hatte wie ein Schwein. Dabei war es ihr Blut gewesen. Die Vampire hatten im
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