In deiner Hand
Nase hoch.
„Ja …“ Er runzelte die Stirn und schüttelte langsam den Kopf. „Es ist alles ... in Ordnung.“ Brian stapfte zur Tür, als trügen seine Füße einen fünf Zentner schweren Mann und zog sie auf. Er machte einen Schritt nach vorn, hielt aber mitten in der Bewegung inne. Sein Kopf fuhr zu mir herum. Mit aufgerissenen Augen starrte er zu mir. Es war, als schien er einen Sekundenbruchteil früher zu spüren, dass gleich etwas passieren würde.
Ein überraschter Laut entfuhr mir, als meine Beine urplötzlich nachgaben. Wie ein Sack Kartoffeln stürzte ich zu Boden und spuckte Blut auf den hässlichen Teppich. Es lief mir wie Wasser aus Mund und Nase.
„Verry!“, keuchte Brian und hob mich hoch. Ich heulte auf vor Schmerzen. „Tut mir leid!“, zischte er. Im nächsten Moment brüllte er hysterisch Jenks Namen.
*********
„Ich werde es tun!“, drang Brians verzweifelte Stimme durch den Schleier meiner Wahrnehmung. Jenks seufzte. Brian wiederholte seine Worte, als warte er auf eine direkte Aufforderung, doch Jenks schwieg.
„Kein Gift dieser Welt ist stark genug, Brian“, flüsterte der Arzt.
Nach meinem Zusammenbruch hatte Brian mich zurück in das Krankenzimmer gebracht, wo Jenks sofort damit begann fassungslos auf mich herunter zu starren. So hatte ich den Arzt noch nie erlebt. Er stand einfach da und beobachtete den blutigen Pfad, den mein Lebenselixier einschlug. Brian hatte ausgesehen, als wolle er Jenks den Schädel von den Schultern reißen. Seufzend begann der, Verbände zu wechseln und mir das Blut von der Haut zu wischen. Wir wussten, dass es eigentlich sinnlos war. Die Mullbinden saugten sich blitzschnell voll und mussten erneut ausgetauscht werden.
„Wir brauchen mehr Zeit!“ Brian stand mit aufgerissenen Augen neben dem Bett und klammerte sich an meiner rechten Hand fest.
„Und dann?“, wollte Jenks wissen und hielt meine andere Hand. Brian schwieg. Eine erneute Schmerzwelle erfasste mich. Ich bäumte mich auf. Ein kleiner Schwall Blut spritzte aus meiner Nase. Brian umfasste meine Hand fester. „Sie wird ausbluten…“, bestätigte Jenks meine schlimmsten Befürchtungen. Er sah zu mir runter und presste die Lippen aufeinander. „Ich kann nichts mehr tun…“
Dazuliegen, in einer großen Pfütze seines eigenen Körpersaftes und zu wissen, dass man dabei war elendig zu krepieren, war das Schrecklichste überhaupt. Ich hatte gewusst, dass das Glück, das ich in den letzten Stunden verspürt hatte, nur von kurzer Dauer sein würde. Doch insgeheim hatte ich zu Gott gefleht und mir ein bisschen mehr Zeit gewünscht. Wollte ich doch auch nur das, was jedes Mädchen wollte, einen Freund und die Zeit mit ihm in vollen Zügen genießen. Und jetzt? Jetzt lag ich hier!
Brian sank neben der Liege auf die Knie und drückte seine Lippen auf meinen Handrücken. Diese Geste forderte das letzte Bisschen Stärke von mir ein. Tränen quollen mir aus den Augen und ich schluchzte laut.
„Tschuldige“, schniefte ich und versuchte mit der anderen Hand die Tränen wegzuwischen, die sich bereits mit dem Blut vermischten. Mein Arm rührte sich nicht mehr. Ich fühlte mich wie festgenagelt. Brian wischte die Tränen weg und das Blut von meinen Lippen, ehe er mich küsste. „Du hast mir diesen Wunsch vor einiger Zeit verwehrt“, wisperte er an meinem Mund. „Lass es mich trotzdem versuchen! Ich flehe dich an!“ Er sah mir in die Augen. „Bitte, Verry!“
„Was meinst du?“, flüsterte ich schwach und begann zu zittern. Mein Körper fühlte sich wie ein Eisklotz an. Was gab es schon noch, was er gegen meinen heranrasenden Tod ausmachen konnte?
„Nimm mein Gift“, bat er mit eindringlichem Blick und schmiegte seine Wange an meine. „Ich bin noch nicht bereit dich aufzugeben. Bitte, lass es mich dieses Mal versuchen!“
„Warum fragst du mich das?“, murmelte ich. Er zog den Kopf zurück. Seine dunklen Augen schimmerten wie Obsidiane. Enttäuschung spiegelte sich auf seinem Gesicht wieder. „Du brichst mir das Herz“, flüsterte er.
Ich lächelte und schüttelte leicht den Kopf. „Du verstehst mich … argh …“ Ich kniff die Augen zusammen und hielt die Luft an. Der Schmerz rollte erneut wie tonnenschwerer Stacheldraht über mich hinweg. Erschöpft entspannte ich mich wieder. „Du verstehst mich falsch“, flüsterte ich müde. „Du könntest mich einfach beißen. Aber du bittest mich um Erlaubnis.“
„Ich möchte dich nicht zu etwas zwingen, dass du nicht
Weitere Kostenlose Bücher