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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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war es mir fast unmöglich, mich sicher auf beiden Beinen zu halten. Während ich mit der einen Hand fast den Türknauf zerdrückte, bekam ich die andere kaum noch zu einer Faust geballt. Frustriert presste ich die Lippen zusammen. Ich brauchte mir wirklich nichts vorzumachen. Malik eigenhändig zu erwürgen würde immer eine Fantasterei bleiben. Ich wusste, dass ich dazu nicht mehr im Stande war.
Brian rührte sich neben mir. Er streckte die Arme aus und schmiegte sich vorsichtig an mich.
„Guten Morgen“, murmelte er und vergrub das zerknautschte Gesicht an meinem Hals.
„Du hast wirklich geschlafen“, stellte ich dann doch überrascht fest.
„Hmm. Entschuldige.“ Er hob den Kopf und grinste mich an. Ich musterte das hübsche Gesicht und schob die negativen Gedanken in den Hintergrund. „Träumst du auch?“, wollte ich wissen und sah ihn neugierig an.
Er drückte seinen Kopf in das Kopfkissen und schwieg eine ganze Weile. „Nein“, meinte er schließlich. „Ich wünschte ich könnte.“
„Wirklich nicht?“ Ich wollte mich aufrichten, spürte aber die ätzende Schwäche in mir, die mich davon abhielt. „Aber irgendetwas muss doch passieren?“ Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er die Augen schloss und einfach nur die Schwärze seiner geschlossenen Lider sah. „Irgendsoeinen Rutsch ins Unterbewusstsein oder sowas?“
„Nein“, nuschelte er  und legte seinen rechten Arm auf meinen Bauch. „Wenn ich die Augen schließe, ist es … dunkel. Da sind vielleicht noch einen Augenblick lang Dinge zu sehen, die sich kurz zuvor in meine Netzhaut brannten, die verschwinden aber schnell. Und dann ist da nichts mehr.“
„Glaubst du, das ist bei euch allen so?“
Er zuckte nur die Schultern. Schließlich hob er wieder den Kopf. „Wovon träumst du, wenn du schläfst?“
Wieder sah ich an die hohe Decke. „In letzter Zeit sind es meistens Alpträume“, flüsterte ich. Brian sah mich aufmerksam von der Seite an.
„Wovon handeln sie?“
„Von Hoffnungslosigkeit und den Fall in bodenlose Schwärze“, gab ich zu und spürte wie sich tiefe Traurigkeit in mir breit machte.
„Verry…“, flüstert er und streichelte mit seinen Fingerspitzen über meine Wange. Mehr sagte er nicht. Was sollte man dazu auch sagen? Wir schwiegen aneinander gekuschelt. Ich hing meinen finsteren Gedanken nach und er seinen. Schließlich unterbrach er die Stille.
„Verrätst du mir etwas?“
„Was denn?“ Ich linste zur Seite. Unsere Blicke trafen sich und mir wurde eigenartig warm im Bauch.
„Dass du für Erik Partei ergriffen hast, lässt mir keine Ruhe.“
Überrascht sah ich ihn an. „Wie meinst du das?“
„Es ist für mich nicht nachvollziehbar.“ Er suchte nach Worten. „Was genau … hat dich dazu bewegt? Ich meine, du hast für dich entschieden, ihm dein Blut zu verweigern. Versteh das nicht falsch, aber du hast seinen Tod in Kauf genommen. Und plötzlich erscheint mir dein Verstand diesbezüglich völlig verdreht.“
Ich knetete die Bettdecke. „Ich … ich weiß es selbst nicht, ehrlich gesagt.“
„Du weißt was nicht?“
„Warum ich meine Meinung geändert habe.“
Er zog beide Augenbrauen hoch. „Das … ergibt keinen Sinn.“
„Das weiß ich!“, warf ich aufgebracht in den Raum. „Ich verstehe es selbst nicht. Aber in dem Moment, als ihr, als seine Familie, seinen Tod besiegelt habt, kam mir das auf einmal alles furchtbar ungerecht vor. Weißt du, er hat sich dieses Los genauso wenig ausgesucht wie ich, wie wir alle. Ihn einfach sich selbst zu überlassen ist nicht richtig!“
„Du solltest nicht verharmlosen, dass er dich umbringen wollte“, wandte Brian ein.
„Es war doch nur dieses verdammte Missverständnis“, motzte ich und warf die Arme in die Luft. Den rechten bekam ich kaum hoch. Brians messerscharfer Blick ruhte darauf. Er runzelte die Stirn.
„Was ist mit deinem Arm?“
„Stell dir nur mal vor, wie du dich fühlen würdest wenn … wenn … wenn ich mit Erik geschlafen hätte!“, überging ich seine Frage einfach. Brian gab ein tiefes Grollen von sich und drückte sich besitzergreifend an mich.
„Dann hätten wir das wie Männer geklärt“, knurrte er.
„Euch gegenseitig die Fresse poliert?“
Er nickte knapp. „Aber Erik wollte dich umbringen, Verry. Und selbst wenn das für dich kein Grund ist, ihn ins Exil zu schicken, bis er elendig verreckt“, er ignorierte mein erschrockenes nach Luft schnappen, „ist der Verrat es allemal. Was Erik in seiner Wut getan hat, lässt

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